Leverkusen 176 Flüchtlingskinder werden im "Sprachbad" integriert

Leverkusen · Kinder von Asylbewerbern sind schulpflichtig und nutzen das auch. 13 Minderjährige flohen ohne Eltern.

Jeder Flüchtling, der nach Leverkusen kommt, bringt auch ein besonderes Schicksal mit sich: Das gilt vor allem für die Kinder und insbesondere dann, wenn sie ohne ihre Eltern in der Fremde Fuß fassen müssen. 13 minderjährige Flüchtlinge sind zur Zeit in Obhut des städtischen Jugendamtes, wie Schul- und Sozialdezernent Marc Adomat berichtet. Probleme gebe es mit diesen Flüchtlingskindern und jugendlichen nicht. Allerdings sei das Jugendamt natürlich in solchen Fällen gefordert.

Wie unsere Zeitung berichtete, gibt es in Schweden derzeit das Problem, dass eine hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen, die ohne ihre Eltern geflohen sind, für die Behörden sozusagen verloren gehen, also in die Illegalität abtauchen. Auch sollen sich Banden mittlerweile darauf spezialisiert haben, alleinstehende Minderjährige auszuschleusen. In Leverkusen sei die Zahl der minderjährigen Alleinflüchtlinge aber so überschaubar, dass er keine Schwierigkeiten befürchte, sagt der Dezernent.

In den städtischen Flüchtlingsunterkünften leben aktuell 163 Kinder und Jugendliche mit Eltern oder Elternteilen. 72 Flüchtlingskinder sind jünger als sechs Jahre, 41 zwischen sechs und zehn Jahren, 36 zwischen zehn und 16 Jahren sowie 14 zwischen 16 und 17 Jahren. Dazu kommen die 13 Minderjährigen ohne Eltern, die in Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht sind.

Für alle Flüchtlingskinder besteht unabhängig von ihrem Asylstatus die Schulpflicht, verdeutlicht Adomat. Und die werde auch von allen wahrgenommen, freut er sich. Die minderjährigen Flüchtlinge ohne Elternbegleitung erhalten vom Jugendamt organisierten Deutschunterricht und auch die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen.

Außerdem gehen 23 Flüchtlingskinder in Kitas. Derzeit gebe es weder in Schulen, noch in Kitas Schwierigkeiten mit der Aufnahme von Flüchtlingskindern, sagt Adomat. Und im Einzugsgebiet der großen Unterkunft an der Sandstraße würden die Flüchtlingskinder auf insgesamt fünf Grundschulen verteilt. Allerdings gebe es auch Kinder von Asylbewerbern, die eine Realschule oder ein Gymnasium in Leverkusen besuchten. Adomat: "Nicht alle Flüchtlingskinder sind automatisch auch Hauptschüler. Einen besonderen Vorteil haben die Kinder, die schon im Kindergarten in das deutsche Sprachbad geworfen werden, wie man so schön sagt." Denn Kinder lernten die Fremdsprache bekanntlich noch am einfachsten und integrierten sich auch am besten.

Wie das geschieht, kann die Leiterin der katholischen Remigius-Grundschule, Claudia Hahn, berichten. Dort gehen aktuell 30 Flüchtlingskinder in alle vier Klassen. In Fächern wie Musik, Kunst und Sport nehmen die Flüchtlingskinder am Klassenunterricht teil. Ansonsten bekommen sie jeden Tag in Kleingruppen Deutschunterricht. Die Schulleiterin stellt fest, dass die deutschen Kinder die Flüchtlinge ganz selbstverständlich aufnehmen. "Ein großer Teil der Kinder lernt bewundernswert schnell die deutsche Sprache", freut sich Hahn.

Es gebe aber auch Kinder, die in ihre Heimat noch keine oder nur wenig Schulbildung genossen hätten sowie natürlich auch erheblich traumatisierte Kinder, die zunächst einmal psychologische Hilfe benötigten. Das kommunale Integrationszentrum hilft aber dabei, auch solchen Kindern Perspektiven zu bieten, betont die Pädagogin.

(RP)
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