Leverkusen 1000 Platten für die alte Jukebox

Leverkusen · Werner Müller (73) hat sich vor 50 Jahren in einen Plattenspieler verliebt. Nun hat er das gleiche Modell im Keller.

 Wertvolles Schmuckstück im Hobbykeller - mit viel Geduld und großem Aufwand hat Werner Müller die alte Jukebox wieder flott gemacht. Die nötigen Ersatzteile besorgte er sich über das Internet.

Wertvolles Schmuckstück im Hobbykeller - mit viel Geduld und großem Aufwand hat Werner Müller die alte Jukebox wieder flott gemacht. Die nötigen Ersatzteile besorgte er sich über das Internet.

Foto: Ralf Matzerath

Nach der Erwerbstätigkeit verfallen viele ältere Menschen in eine Art Lethargie. Sich aufraffen und das Leben neu entdecken, fällt manchen schwer. Doch das muss nicht sein. Der Leverkusener Rentner Werner Müller etwa zeigt, wie viel Spaß man im Alter noch haben und Träumen nachgehen kann, wofür bislang keine Zeit blieb.

Der gelernte Maschinenschlosser liebte die Ausflüge in sein Stammlokal. Noch heute glänzen seine Augen, wenn er von "Liesendahls Richard" spricht: "Das war vor 50 Jahren das Lokal Nummer Eins", erinnert er sich. Der Wirt hätte damals eine Rarität in seinem Lokal gehabt. "Das war wirklich etwas Besonderes. Er hatte eine NSM Fanfare 100 Mono, das war eine deutsche Top-Jukebox", erzählt der 73-Jährige. Solch eine Musikbox war in den 60er Jahren etwas sehr Besonderes. "Wir haben dann die Mädchen nach Hause gebracht, die mussten ja um 22 Uhr zu Hause sein. Danach sind wir wieder in die Kneipe gefahren und haben ein Lied nach dem anderen gehört."

Vor gut 25 Jahren entdeckte er zufällig in einer Marktblatt-Zeitung, dass genau eine solche Musikbox zum Verkauf angeboten wurde. "Ob es genau diese aus dem Lokal war, kann ich nicht sagen. Es ist aber sehr gut möglich, da sie in der Region sehr selten war." 1.300 Deutsche Mark hätte er damals noch für das defekte Gerät bezahlt, an dem sich bereits zwei Bastler erfolglos versucht hätten. "Meine Freunde haben gesagt, die bekommst du nie wieder zum Laufen", erzählt Müller. Doch er belehrte sie eines Besseren. Gemeinsam mit seinem Sohn, der als Elektriker arbeitet, reparierte er die Jukebox: "Das schwierigste war, die Ersatzteile zu bekommen. Nur durch das Internet war es mir irgendwann möglich, alles zu besorgen, was ich für das Gerät benötigte." Deshalb lag die defekte Jukebox rund zwölf Jahre lang verstaubt unter der Kellertreppe. "Erst mit der Rente hatte ich wieder Zeit für meine alte Liebe", schmunzelt Müller. Heute wäre die Jukebox über 10.000 Euro Wert, aber verkaufen könne er sie nicht mehr. Zu sehr hängt sein Herz daran. Über 1.000 Platten besitzt Werner Müller, und damit er sie hören kann, muss er den Automaten immer noch, wie vor einem halben Jahrhundert, mit Markstücken befüllen.

Ein zweites Gerät brachte er nicht mehr zum Laufen. Daraus wollte er dann ein Aquarium basteln. "Das hat aber nicht geklappt. Bei 55 Liter Volumen hätte ich nur ganz kleine Neonfische halten dürfen. Also habe ich einen Fernseher eingebaut und lasse nun Fische über den Bildschirm laufen. Das Gute ist: Ich brauche sie nicht zu füttern und muss nicht jede Woche das Wasser reinigen", scherzt er. Im ausgebauten Keller hat er nun eine eigene kleine Bar mit eben jener Jukebox, die ihn bereits vor mehr als 50 Jahren begeisterte. Sie pflegen selbst ein spannendes Hobby? Sie kennen im Familien- oder Bekanntenkreis eine Person, die ein ausgefallenes Hobby hat? Dann kontaktieren sie unsere Lokalredaktion per Mail: redaktion.leverkusen@rheinische-post.de oder telefonisch unter der Nummer 02171-400910

(hawk)
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