Polizeisprecher Richard Barz 100 Prozent Sicherheit bei Wahlkampf-Kundgebungen gibt es nicht

Leverkusen · Herr Barz, beim Besuch der Bundeskanzlerin am vergangenen Dienstag in Bergisch Gladbach hat die Polizei viel Lob bekommen, sowohl vom Landrat als auch vom Ministerpräsidenten Armin Laschet oder dem Innenminister Herbert Reul. Nimmt man so etwas eigentlich wahr, wenn man vor Ort im Dienst ist?

 Richard Barz ist seit September 2015 Sprecher der Kreispolizeibehörde.

Richard Barz ist seit September 2015 Sprecher der Kreispolizeibehörde.

Foto: polizei

Herr Barz, beim Besuch der Bundeskanzlerin am vergangenen Dienstag in Bergisch Gladbach hat die Polizei viel Lob bekommen, sowohl vom Landrat als auch vom Ministerpräsidenten Armin Laschet oder dem Innenminister Herbert Reul. Nimmt man so etwas eigentlich wahr, wenn man vor Ort im Dienst ist?

Barz Natürlich bekommt man so etwas mit und erzählt es denen weiter, die weiter hinten oder an ganz anderer Stelle im Einsatz sind. Ich finde auch gut, wenn ein unmittelbar Beteiligter wie der Landtagsabgeordnete Rainer Deppe im Nachhinein allen Polizisten über Facebook mitteilt: "Herzlichen Dank für die reibungslose und umsichtige Absicherung der größten politischen Veranstaltung, die je im Rheinisch-Bergischen Kreis stattfand."

Keine Selbstverständlichkeit also?

Barz So ist es. Nehmen Sie nur mal die Kollegen, die über Stunden hinweg in voller Schutzkleidung mit Maschinenpistole in der Sonne gestanden haben. Das ist wirklich kein Vergnügen.

Solche Einsätze mit 4000 Besuchern und noch einigen Dutzend lautstarken Protestlern werden ja von langer Hand vorbereitet. Lässt sich damit wirklich alles an möglichen Problemen vorempfinden?

Barz Sie können mir glauben: Wir planen alle erdenklichen Szenarien im Vorfeld einer solchen Großveranstaltung durch - und doch werden wir immer wieder an Punkte kommen, wo wir spontan und schnell reagieren müssen. So hatte Frau Merkel in Bergisch Gladbach eigentlich eine klar vorbereitete Route mit ihrer Limousine zum Konrad Adenauer Platz. Sie entschied sich aber dann, das letzte Stück ihres Weges doch lieber in der Fußgängerzone zu verbringen und ein Eiscafe zu besuchen. Da wird es dann schon ein bisschen hektisch. Eine solche Möglichkeit hatten wir im Vorfeld zwar mit einbezogen, wenn es aber dann tatsächlich passiert, muss alles sehr schnell gehen.

Heute kommt Sahra Wagenknecht von der Linken nach Leichlingen: eine völlig andere Einsatz-Situation?

Barz Jeder Einsatz ist völlig anders. Allein schon wegen der veränderten Örtlichkeit. Wir gehen jede Situation, jede Veranstaltung, den Schutz eines jeden Redners individuell an und setzen uns mit dem Veranstalter frühzeitig in Verbindung. Und es sind deutlich mehr Kollegen an solch einem Einsatz beteiligt, als die, die man am Veranstaltungstag sieht. Gerade im Bereich der Planung wird auch noch einmal viel harte Arbeit geleistet, damit am Tag selbst alles möglichst reibungslos abläuft.

"Möglichst" heißt: Ein gewisses Risiko bleibt?

Barz Was wir anstreben und alle natürlich am liebsten hätten - 100-prozentige Sicherheit für alle Beteiligten - ist praktisch unerfüllbar. Sie können nicht jede mögliche Gefahr wegplanen. Das letzte Prozent Risiko bleibt, wie überall im Leben.

PETER CLEMENT FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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