Polizei schirmt Schützenhalle ab Spahn wird in Leverkusen von 100 Impfgegnern empfangen

Leverkusen · Rund 100 radikale Impfgegner haben am Montagabend eine Wahlveranstaltung der CDU in Quettingen mit Gesundheitsminisiter Jens Spahn massiv gestört. Spahn verteidigte seinen Kurs in der Gesundheitspolitik: „Wir impfen Deutschland zurück in die Freiheit.“

 Durch mobile Zäune von der Schützenhalle getrennt machten sich rund 100 radikale Impfgegner lautstark bemerkbar. „Nazis raus“ gehörte zu den Rufen, die sie skandierten.

Durch mobile Zäune von der Schützenhalle getrennt machten sich rund 100 radikale Impfgegner lautstark bemerkbar. „Nazis raus“ gehörte zu den Rufen, die sie skandierten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Wiese war vorsorglich mit mobilen Zäunen abgegrenzt worden. Ein  stattliches Polizeiaufgebot sicherte das Gelände und die Zufahrt vor der Quettinger Schützenhalle. Beides war dringend nötig. Denn spätestens als Spahns  Dienstwagen auf die Wiese fuhr, brach hinter den Zäunen ohrenbetäubender Lärm los. Unter Einsatz von Pfeifen, Trommeln, Megaphonen und Lautsprecherboxen  protestierten rund 100 radikale Impfgegner gegen Spahns Corona-Politik. Ein Mann im Arztkittel hielt ein Schild mit der Aufschrift „Impfung  = Verbrechen“ hoch. Immer wieder  wurde „Nazis raus“ skandiert.

Spahn zeigte sich später im Saal unbeeindruckt vor dem lauten Spektakel vor der Tür, das ihn offenbar häufig begleitet.  „Die Lärmenden sind nicht die Mehrheit“, sagte er, während Demonstranten mit den Fäusten gegen teilweise heruntergelassene Rolläden schlugen. „Die meisten kommen nicht aus Leverkusen, sie reisen mit mir.“ Er habe anfangs das Gespräch mit den Protestlern gesucht, was aber bereits im Ansatz gescheitert sei.

 Jens Spahn und Eskorte auf dem Weg aus der Schützenhalle, rechts vorne Bundestagskandidatin Serap Güler. 

Jens Spahn und Eskorte auf dem Weg aus der Schützenhalle, rechts vorne Bundestagskandidatin Serap Güler. 

Foto: Miserius, Uwe (umi)

 Spahns Auftritt im Schützenhaus war natürlich dem Wahlkampf geschuldet. Schon in der Jungen Union habe man gemeinsam manche Schacht geschlagen, sagte Spahn vor rund 100 geladenen Gästen mit Blick zu Serap Güler, die im Wahlkreis 101 (Leverkusen/Köln-Mülheim) bei der Bundestagswahl am 26. September als Direktkandidatin für die CDU antritt. „Wir haben Fehler gemacht“, sagte die Kandidatin mit Bezug auf den scharfen Lockdown. „Der größte war, dass wir es zugelassen haben, dass sich Menschen nicht mehr von ihren Lieben verabschieden konnten“, sagte Güler. „Wir können diese Menschen nur aufrichtig um Verzeihung bitten.“ Zugleich aber verteidigten beide CDU-Politiker die Coronaschutz-Politik der Bundesregierung. „Wir stehen gut da“, sagte die Kandidatin. Das so häufig gescholtene deutsche Gesundheitssystem habe sich in der Corona-Krise bewährt.

 Es sei die „schwerste Krise der Republik“ gewesen und sie sei noch nicht vorüber, sagte Spahn. In Deutschland habe es deutlich weniger Tote gegeben als in anderen Ländern. „Unter großen Belastungen konnten wir alle Patienten behandeln.“ In der Wirtschaft befinde sich Deutschland bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Dass medizinische und soziale Hilfen gezahlt werden konnten, sei der soliden Finanzpolitik vor Corona zu verdanken. „So hatten wir Spielraum in der Krise.“ 100 Millionen Impfungen seien in Deutschland verabreicht worden, drei von vier Erwachsenen seien geimpft. Auf diese Weise seien rund 40.000 Menschenleben gerettet worden. 90 Prozent der derzeit Infizierten seien nicht geimpft, sagte der Minister, während die lärmenden Protestler vor der Tür weiter versuchten, ihn zu übertönen. Spahn: „Das Impfen ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit.“

Gemeinsam deklinierten Spahn und Güler CDU-Positionen zum Klimaschutz, zur Inneren Sicherheit und zur Wirtschaftspolitik durch. „Freiheit und Ordnung schütze die Schwachen“, sagte Spahn. „Wir stehen hinter unseren Polizisten, die für uns jeden Tag die Köpfe hinhalten.“

Güler formulierte ein „klimaneutrales Industrieland“ als Ziel der Wirtschaftspolitik. Klimaneutralität sei über technologische Erneuerungen und nicht über Verbote und Verzicht erreichbar. Dabei sei die Industrie „nicht Gegner, sondern Partner.“ Zum Abschluss beantworte Spahn Fragen aus dem Publikum.   

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