Leichlingen Wo man vor roten Ampeln warten muss

Leichlingen · Für die 13- bis 14-jährigen Gäste aus Frankreich wirkt der erste Eindruck wohl wie ein mittlerer Kulturschock. Von der brausenden Weltmetropole Paris ins eher beschauliche Leichlingen, wo rote Fußgänger-Ampeln tatsächlich bedeuten, dass man warten muss. Ihre begleitenden Lehrer hingegen wissen, was auf sie zukommt, schließlich waren sie hier schon öfter zu Besuch. „Mir gefällt hier vor allem die Natur und die Umgebung“, erzählt Catherine Delpech in akzentfreiem Deutsch. Ihr Kollege Rolf Schlösser ist zwar Lehrer in Paris, kommt aber ursprünglich aus Deutschland. „Das tolle Verhältnis zu den Kollegen ist natürlich auch ein Grund, warum wir immer gerne wieder kommen.“

Ältestes Austauschprogramm

Der Schüleraustausch des Städtischen Gymnasiums Am Hammer mit dem Lycée Rocroy St. Léon wiederholt sich bereits zum 18. Mal. Insgesamt 27 Schüler der Quatrième (Klasse 8) werden bis Donnerstag nächster Woche in Leichlinger Familien zu Gast sein. „Diese Begegnung existiert bereits seit 1991, damit haben wir das älteste und erfolgreichste Austauschprogramm der gesamten Region“, sagt Gert Schulze nicht ohne Stolz. Der Sport- und Französischlehrer organisiert gemeinsam mit seiner Kollegin Anita Weber das Zusammentreffen. Die stellvertretende Bürgermeisterin Erika Horsthemke begrüßte die Gäste aus dem Nachbarland im Weyermann-Saal des Bürgerhaus Am Hammer. Ihre Französischkenntnisse waren zwar noch nicht eingefroren, das Übersetzen überließ sie aber lieber Lehrer Schulze. Die Kommunikation der Teilnehmer untereinander ist da schon weiter und geht längst über das Gestikulieren mit Händen und Füßen hinaus. „Das Sprachniveau der französischen Kinder ist bemerkenswert gut“, lobt Anita Weber. Im April wird sich herausstellen, wie gut es um das Französisch der Leichlinger Schüler bestellt ist, denn dann geht‘s zum Gegenbesuch nach Paris. Erfreulich für die Gastgeber in der Blütenstadt: Die Leichlinger Schulleitung erlaubt, dass alle am Austausch beteiligten Schüler täglich schon um 12 Uhr frei bekommen.

Die Anreise der französischen Gäste verlief problemlos, das war allerdings nicht immer so. „Vor zwei Jahren hat einer der französischen Kollegen das gesamte Geld und alle Personalpapiere in seinem Rucksack im Zug liegen lassen“, erinnert sich Gert Schulze. Das Dilemma endete aber glücklich. Obwohl die Bahn bereits in Solingen einlief, als das Malheur bemerkt worden war, kam damals alles mit dem Gegenzug noch am selben Abend zurück.

Während ihres insgesamt neuntägigen Aufenthalts in Leichlingen stehen für die Besucher aus Paris u.a. Ausflüge ins Schlossmuseum in Velbert sowie ins Haus der Geschichte in Bonn auf dem Programm. Für kommenden Montag ist außerdem eine Stadtrallye vorgesehen.

(RP)
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