Ausstellung in der Kleinen Galerie Goldrausch in Witzhelden

Willi Diete und Günter Thelen laden zur Ausstellung in die Kleine Galerie von Karin Unshelm ein.

 Der Titel „Goldrausch“ ist Programm: Die Werke von Willi Diete und Günter Thelen bestechen durch das hoch reflektierende Material.

Der Titel „Goldrausch“ ist Programm: Die Werke von Willi Diete und Günter Thelen bestechen durch das hoch reflektierende Material.

Foto: Monika Klein

Früher gingen in diesem Raum kräftige Lebensmittel wie Wurst und Suppenfleisch über die Theke, jetzt hat ein „Goldrausch“ die Witzheldener Kleine Galerie von Karin Unshelm erfasst. Mehr oder weniger verschwenderisch sind zwei Künstler mit dem edlen, glänzenden und hoch reflektierenden Material umgegangen, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise.

Willi Diete hat großformatige Leinwände mit Stücken von Blattgold belegt und auf diese Weise einer abstrakten farbigen Darstellung die ganze Aufmerksamkeit verschafft. Oder auf der anderen Seite mit der besonderen Grundierung einen Schriftzug hervorgehoben, den er als Zitat aus einem Roman von Ernest Hemingway gewählt hat. Daneben die deutsche Übersetzung des Originals: „…Der gewöhnlichste Grad der Tapferkeit ist der, die Fähigkeit zu haben, zeitweilig die möglichen Folgen zu ignorieren.“

In dem Roman, der Willi Diete zu einer ganzen Serie von Gold durchwirkten Arbeiten inspiriert hat, geht es um die Tapferkeit der Toreros, die weit mehr Gefahren ausgesetzt waren als nur der, die von dem wilden Stier ausgeht. Zum Beispiel der einer Lungenentzündung, wenn er unter der schmucken, aber schweren Jacke nass geschwitzt in den Katakomben der Arena auskühlte. Diese mit Goldbrokat besetzte Jacke hat den Maler so fasziniert, dass er ihr eine „Großaufnahme“ der Rückenpartie widmete. Gleißend reflektieren die üppigen goldenen Muster auf rotem Grund das einfallende Licht der Scheinwerfer.

Willi Diete hat auch diesem unbekannten Helden der Stierkampfarena ein Hemingway-Zitat über den Rücken gelegt. Aber aus diesem Bild spricht vor allem die malerische Freude an Farbe und Muster, die sich auch in den kleineren Arbeiten ringsum spiegelt. Die hat er den einzelnen Toreros aus dem Roman gewidmet und jeweils ihre Namen auf die Porträts gesetzt. Der Schriftzug am Rand weist darauf hin, dass sie alle derselben Fantasie entsprangen: Hemingway.

Der „Goldrausch“, von dem Willi Diete sagt, er habe ihn bei einem Besuch im Florentiner Palzzo Pitti ergriffen, zieht sich auch durch das Werk von Günter Thelen. Der Bildhauer aus Nörvenich hat etliche Bronze-Skulpturen unterschiedlicher Größe mit den Bildern kombiniert. Auch er spielt mit der edlen Wirkung einer vergoldeten Patina neben Arbeiten in bearbeitetem Stein oder ungefärbtem Metallguss. Der Kopf ist bei ihm ein wiederkehrendes Motiv, das er in enormer Bandbreite variiert hat, nicht nur was die Materialität angeht sondern im Stil: figürlich, surreal, abstrakt. Mal sind die Gesichtszüge genau ausgeformt, mal reduziert er die Skulptur auf die Grundform, verfremdet sie kantig oder schafft neue lineare Strukturen.

Anrührend wirkt der kleine schlafende Kopf auf einem Kissen. In einer Nische hat seine gold getauchte „Grazie“ einen Platz gefunden. Dazwischen ist eine weitere literarische Werkserie von Willi Diete zu sehen, die er zu Patrick Süskinds Buch „Das Parfum“ schuf. Eine Reihe von Collagen, für die der ehemalige Produktdesigner zunächst die passenden Flacons entworfen hat.

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