Leichlingen Wie das Fest der Liebe Generationen verbindet

Leichlingen · Früher war nicht alles anders, erkennen die 19-jährige Celina Caglayan und Leichlingens Altbürgermeister Karl Reul im Gespräch.

 Celina Caglayan und Karl Reul trennen gut 70 Jahre: dennoch haben die beiden viele Gemeinsamkeiten festgestellt.

Celina Caglayan und Karl Reul trennen gut 70 Jahre: dennoch haben die beiden viele Gemeinsamkeiten festgestellt.

Foto: Ralph Matzerath

Früher, da gab's zu Weihnachten ein paar Strümpfe, ein Dreirad, wenn's hoch kam", erinnert sich Karl Reul. "Wir waren damals arm, mein Vater einfacher Handwerker. Zu Weihnachten gab es immer einen großen Teller mit Apfelsinen, Spekulatius und Aachener Printen. Mmh, die waren lecker", erzählt der 90-Jährige. Früher, da war einiges anders: "Wir haben viel gespielt — Halma, Mühle und Mensch ärgere Dich nicht. Damals haben wir zum Fest ein Glas Himbeer- oder Apfelsaft getrunken, heute trinken wir ein Glas guten Wein", sagt der Altbürgermeister.

Doch einige Dinge haben sich auch nach all den Jahren nicht verändert: "Weihnachten ist für mich nach wie vor das Fest der Liebe, der Besinnung und des Friedens", sagt der ehemalige Bürgermeister von Leichlingen. "Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf Weihnachten mit der ganzen Familie."

"Ich liebe Weihnachten", sagt auch die gut 70 Jahre jüngere Celina Caglayan. "Die Weihnachtsdeko, Plätzchenbacken, Schlittschuhlaufen, das gemütliche Beisammensein am Kaminfeuer", zählt die 19-jährige Gymnasiastin auf. "Weihnachten ist für mich das Fest der Liebe und der Besinnung. — Sie kennen übrigens meine Mutter", sagt Celina und strahlt den 90-Jährigen geheimnisvoll an. "Sie ist bei Ihnen zur Schule gegangen, als sie noch Rektor an der Kirchstraße waren." Reul überlegt kurz: "Ja, richtig, ich erinnere mich — und Ihre Tante habe ich auch gekannt. Was ist aus ihr geworden?", erkundigt sich Reul. "Wir wohnen quasi um die Ecke."

Heiligabend feiert Karl Reul im Kreis seiner Lieben: mit Frau Milli, fünf Kindern und zehn Enkeln. Die Rollenverteilung ist klar: "Meine Frau besorgt die Geschenke und ich bezahle", erzählt Reul und lacht. "Am 1. Weihnachtstag ist die ganze Familie bei uns. Wir bauen im Flur eine lange Tafel auf, meine Frau macht Königspastete. Ich bin für die Hühner zuständig", sagt Reul. "Ohne Pastete geht's nicht", betont der in Aachen geborene und in Belgien aufgewachsene CDU-Politiker.

"Nach dem Essen sitzen wir alle zusammen, trinken Wein und es wird gesungen, alle Weihnachtslieder rauf und runter — und es wird über Politik diskutiert." An Weihnachten kommt auch bei Celina die ganze Familie zusammen: "Mein Bruder Deniz, meine Eltern und meine Oma. Wir essen gemeinsam Raclette. Geschenke seien für Celina und ihre Familie eher nebensächlich, erzählt die Gymnasiastin, die nach dem Abitur Film studieren möchte. Aber sie gehören irgendwie dazu. "Man braucht keinen festen Tag im Jahr, um sich etwas zu schenken", betont die 19-Jährige. "Da stimme ich Ihnen völlig zu", sagt Reul, der Weihnachten Stunden der Besinnung braucht. "Am Sonntag war ich mit meiner Frau beim Adventskonzert der Chorschule, um mich auf Weihnachten einzustimmen. Ich hatte Tränen in den Augen. Danach ist man in der richtigen Stimmung fürs Fest."

Baum und Krippe gehören für Reul seit jeher zusammen. "Meine Kinder bringen die Tanne vorbei und dann stellen wir gemeinsam die Krippe auf. Die hat der Bruder meiner Frau selbst gebaut", sagt Reul. "Weihnachtsbaum und Krippe hatten wir schon damals", erinnert sich der 90-Jährige. "Und jedes Jahr gab es ein neues Figürchen. Wir waren überglücklich." An die schönsten Momente an Weihnachten erinnert sich auch Celina gerne. Die beiden bemerken im Gespräch immer mehr — die Geschenke sind vielleicht andere, die Gefühle und Bräuche sind aber ähnlich geblieben.

(RP/rl)
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