Kaffee und Knöllchen Leichlinger brechen negativen Rekord

Rhein-Berg · Während die Aktion „Kaffee und Knöllchen“ an der L 101 im Kreis vorrangig auf Prävention setzte, überprüfte die Polizei zeitgleich gezielt die Geschwindigkeit – Fazit: 18 Motorradfahrer waren zu schnell unterwegs.

 Martin Renkel (r.) nutzte den Sonntag für eine Tour durchs Bergische – hier mit Ralf Brüning (l./Mitarbeiter Verkehrsdienst) und Polizeihauptkommissar Ulrich Schramm (Leiter Verkehrsunfallprävention und Opferschutz).

Martin Renkel (r.) nutzte den Sonntag für eine Tour durchs Bergische – hier mit Ralf Brüning (l./Mitarbeiter Verkehrsdienst) und Polizeihauptkommissar Ulrich Schramm (Leiter Verkehrsunfallprävention und Opferschutz).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Für einen Motorradfahrer endete der Sonntagsausflug dort, wo er am wenigsten gerne sitzt: auf dem Sozius als Beifahrer bei einem Bekannten. Wegen Umbauten an seiner Maschine stellte die Polizei seine geliebte Harley Davidson sicher, schleppte sie ab und ließ sie einem Gutachter vorführen. Gleiches wiederfuhr einem Yamaha-Fahrer, dessen Motorrad die Beamten bei der Aktion „Kaffee und Knöllchen“ am ehemaligen Feuerwehr-Gerätehaus in Wermelskirchen an der L101 ebenfalls noch vor Ort stilllegten. Insgesamt 19 Motorradfahrer mussten Maßnahmen über sich ergehen lassen – zehn Verwarnungsgelder stellte die Polizei aus und schrieb obendrein neun Anzeigen. In 25 Fällen erschienen die Auspuffanlagen der Motorräder als deutlich zu laut. Jedoch konnte nur bei vier Bikes tatsächlich ein Verstoß festgestellt werden.

„Wir hatten einen sehr lebhaften Tag. Bei dem guten Frühlingswetter waren viele Motorräder unterwegs“, sagte der Leiter der Verkehrsunfallprävention bei der Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis, Ulrich Schramm, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn wir eine Maschine hier direkt vor Ort beschlagnahmen, weil wegen Umbauten die Betriebserlaubnis erloschen ist, sind die Fahrer natürlich nicht begeistert – denen vermiesen wir den Tag.“ Gerade bei den Modifikationen des Serienzustandes eines Gefährts sei der mitanwesende TÜV-Gutachter den Beamten eine große Hilfe. „Der hat Zugriff auf Datenbanken mit zugelassenen Teilen.“

Viele der betroffenen Motorradfahrer hätten kaum ein Unrechtsbewusstsein, sagte Schramm. „Die sagen schlicht, dass sie die Maschine so gekauft hätten oder mit ihr so bei der Hauptuntersuchung waren. Ob das die Wahrheit ist oder eine Ausrede, können wir natürlich nicht beurteilen.“ Schramm berichtete von einem Beispiel, das bei oberflächlicher Betrachtung kaum auffällt: „Da wird ein Original-Bremshebel gegen ein Teil eines Fremdherstellers getauscht. Die kommen gerne aus China und sind wegen minderer Qualität nicht zugelassen. Damit ist nicht zu spaßen, da geht es um die Sicherheit.“ Anhand von Dienst-Erfahrung und Bauchgefühl würde der Anhalte-Posten die Verkehrsteilnehmer zum Heranfahren auffordern, erläuterte Ulrich Schramm.

Bei „Kaffee und Knöllchen“ ginge es vorrangig um Aufklärung und nicht um Bestrafung. „Wir wollen mit den Fahrern sprechen und unsere Botschaften kundtun. Wir sprechen über Fahrphysik oder auch über verkehrssichere Kleidung für Motorradfahrer.“ Ins Gespräch kamen zahlreiche Motorradfahrer, denn insgesamt kontrollierte die Polizei in Kreckersweg 212 Motorradfahrer. „Die Vielzahl der Kradfahrer konnte ihren Kaffee genießen“, sagte Richard Barz von der Polizei-Pressestelle.

Noch während die Aktion lief, ereignete sich kaum weiter als einen Steinwurf entfernt ein Motorradunfall, bei dem im Nachgang die Polizei dem Fahrer sogar eine Geistesgegenwart attestierte. „Hut ab vor dieser Blitzreaktion. Der 29-Jährige fuhr auf einen Rückstau zu und konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, weil er die Situation zu spät erkannte. Daraufhin bugsierte er durch einen kontrollierten Absprung von der Suzuki die Maschine auf der einen Seite an den Autos vorbei und ließ sich selbst in den Straßengraben auf der anderen Seite fallen. So blieb er leicht verletzt und verhinderte Schlimmeres.“

Die Polizei führt die Aktion „Kaffee und Knöllchen“ kreisweit vier Mal im Jahr durch und richtet den Fokus auf Prävention. „Die Repression macht in erster Linie der Verkehrsdienst mit beispielsweise dem Überraschungseffekt von Geschwindigkeitskontrollen. Die Unfall-Lage im Zusammenhang mit Zweirädern belastet den Rheinisch-Bergischen Kreis, denn die Motorradfahrer wollen hier die Strecken und die Natur genießen“, sagte Ulrich Schramm über die Ausgangslage.

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