Leichlingen Wenn Windeln und Zement im Klo landen

Leichlingen · Rund 60 Mal im Jahr rücken Stadt-Mitarbeiter aus, um Kanal-Notfälle zu beseitigen: Was sie finden, lässt sie oft staunen.

 "Es ist kaum vorstellbar, dass jemand komplette Windeln ins Klo wirft, aber wir finden sie immer wieder in der Kanalisation", sagt der Chef der Leichlinger Abwasserbetriebe, Lars Helmerichs.

"Es ist kaum vorstellbar, dass jemand komplette Windeln ins Klo wirft, aber wir finden sie immer wieder in der Kanalisation", sagt der Chef der Leichlinger Abwasserbetriebe, Lars Helmerichs.

Foto: RP-Foto. Uwe Miserius

Drei Tage lang haben die Mitarbeiter der städtischen Abwasserbetriebe vor Ostern geschuftet, um eine Abwasserpumpe am Hülserhof zu reparieren. Immer wieder trat in der Umgebung der Anlage Wasser an die Oberfläche, so dass sie sogar am Karfreitag aufwändig spülen und saugen mussten, um die Verstopfung restlos zu beseitigen. Ausgelöst hatten den Stau massenhaft Pflegetücher und Gummihandschuhe, die unsachgemäß in der Toilette entsorgt worden waren und die Pumpe blockierten.

Beseitigung und Reparatur haben 6000 Euro gekostet und Lars Helmerichs dazu veranlasst, jetzt noch einmal darauf hinzuweisen, was alles nicht in die Toilette gehört. "Es ist kaum vorstellbar, dass jemand komplette Windeln ins Klo wirft, aber wir finden sie immer wieder in der Kanalisation", sagte der Chef der Leichlinger Abwasserbetriebe gestern verständnislos. Auch Speisereste und Fette verkleben die Kanäle, weil sie mit anderen Stoffen im Abwasser eine zähe Masse bilden, die sich in den Rohren absetzt und schwer zu entfernen ist. Außerdem lockt der Gestank Ratten bis in die heimische Toilettenschüssel. "In unseren 43 Pumpwerken haben wir zum Teil einen extremen Fettanteil", berichtete Helmerichs. Ebenso wenig gehören Farbreste, Lösungsmittel oder andere Chemikalien in die Toilette, weil sie nicht nur die Abwasserreinigung erschweren, sondern auch die Kanäle angreifen. "Im Neubaugebiet in Ziegwebersberg haben wir nach fünf Jahren die Rohre kontrolliert", erzählte Helmerichs. In der Nähe eines Gullis waren sie auf 50 Metern kaputt.

Die Vermutung lag nahe, dass dort jemand unsachgemäß Baumaterialien entsorgt hatte. Gefühlt einmal jährlich müsse der Abwasserbetrieb in Kanälen aufwändig die Reste von Zement, Bauschutt und Estrich wegfräsen, weil sich sonst das Wasser staue, berichtete der Leiter der Abwasserbetriebe.

Rund 60 Mal im Jahr rücken seine Mitarbeiter außerdem aus, um akute Notfälle zu beseitigen. Die Kosten, die dadurch entstünden, ließen zwangsläufig die Abwassergebühren steigen. "Die Zeche für die unsachgemäße Entsorgung zahlen am Ende alle", forderte er dazu auf, die Toilette nicht als Mülleimer zu missbrauchen. Höhere Preise seien auch programmiert, wenn sogenannte Nanostoffe in Medikamenten zukünftig in einer vierten Reinigungsstufe aus dem Wasser gefiltert werden müssten. "Medikamente dürfen keinesfalls ins Abwasser, da die Klärwerke viele Wirkstoffe nicht entfernen können", erklärte Helmerichs.

Sei weitere Reinigung nötig, könne der Preis für Schmutzwasser von derzeit 3,43 Euro pro Kubikmeter leicht um 10 bis 30 Cent steigen.

(inbo)
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