Europäische Bewegung Volt will auch in Leichlingen durchstarten

Im Brauhaus stellte sich die Bürgerbewegung, die in allen europäischen Ländern vertreten ist, vor. Ihr Prinzip: Aus guten Beispielen lernen.

 Dorothea Heister und Christian Kaiser repräsentieren Volt in Leichlingen und informierten im Brauhaus über die Ziele der Bewegung.

Dorothea Heister und Christian Kaiser repräsentieren Volt in Leichlingen und informierten im Brauhaus über die Ziele der Bewegung.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Politik mit einem ganz anderen Ansatz, das wollen die Mitglieder von Volt nicht nur in Europa und Deutschland, sondern auch in Leichlingen. Beim Stadtfest stellten sich die damals noch vier Mitglieder erstmals der Öffentlichkeit vor, seit Mittwochabend sind sie zu sechst. Da hatte Volt ins Brauhaus eingeladen, um sich und ihre Ziele rund 30 Leichlingern vorzustellen. Dorothea Heister und Christian Kaiser als sogenannte City Leader begrüßten die Gäste.

„Der große Unterschied zu anderen Parteien ist, dass wir in ganz Europa vertreten sind, weil wir überzeugt sind, dass Probleme in unserer globalisierten Welt nicht isoliert lösbar sind“, sagt Christian Kaiser. Deshalb vertrete Volt in allen Ländern die gleichen Ziele, angepasst an nationale Anforderungen. Und: „Wir haben keine politische Ausrichtung, sind also nicht links oder rechts.“

Stattdessen gehe es Volt um konkrete Themen, Probleme sollen pragmatisch und wissenschaftlich basiert gelöst werden. „Wir glauben an das Best-Practice-Prinzip, also an das Lernen aus guten Beispielen“, fügt Heister hinzu. Ein Beispiel: „In Estland ist eine Firmengründung in acht Minuten möglich, und zwar online. Warum geht das in Deutschland nicht?“

Und was hat das mit Leichlingen zu tun? „Bei unserem Infostand auf dem Stadtfest hatten wir den Eindruck, dass das Interesse auf jeden Fall da ist. Viele suchen nach neuen Möglichkeiten, weil sie mit dem Status quo unzufrieden sind“, sagt Heister. Drei Themen haben die Mitglieder von Volt ausgemacht, die die Leichlinger anscheinend besonders umtreiben: den ÖPNV, die Digitalisierung und die Transparenz in der lokalen Politik.

„Viele Menschen können Entscheidungen in der Politik nicht mehr nachvollziehen, sie fühlen sich entkoppelt. Ein Beispiel ist die Diskussion um den Stadtpark, viele fühlen sich nicht ernst genommen“, betont Heister. Volt plädiert deshalb für die Übertragung von Ratssitzungen per Livestream, auch wenn die Erfahrungen damit aus Nachbarstädten nicht besonders ermutigend sind. Dort schauen sich oft nur eine Handvoll Menschen die Übertragungen an. „Viele Menschen kennen das einfach noch nicht, man muss doch einfach mal anfangen“, entgegnet Heister.

Ihr ist besonders der ÖPNV ein Dorn im Auge, vor allem die Anbindung an den Bahnverkehr. „Ich habe zwar ein Jobticket, aber der ÖPNV ist keine Alternative zum Auto.“ Sie plädiert für direkte Verbindungen nach Köln, Düsseldorf und Langenfeld und eine wesentliche dichtere Taktung der Züge. Dass vor einigen Jahren ein zweiter Bahnzugang nicht realisiert wurde, bezeichnet sie als „Katastrophe“.

Doch neben negativen Beispielen ist Heister überzeugt, dass andere Städte auch von Leichlingen lernen können. „Wir haben eine sehr gute Jugendarbeit in der Stadt“, lobt sie, und hebt dabei das Jugendparlament hervor. Dort hätten schon viele mitgemacht, die später Verantwortung übernommen haben. „Man muss gute Dinge auch anerkennen.“

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