Leichlingen Trotz Mehrfach-Schändung kein Zaun fürs Grab

Leichlingen · Der Friedhof Uferstraße soll rund um die Uhr für jedermann zugänglich bleiben. Das teilte Pfarrer Ulrich Görn jetzt mit.

 Immer öfter rückt auch die Polizei aus, um Fälle von Grabschändungen überall im Land aufzunehmen. Die Friedhofsverwaltungen müssen den Spagat zwischen Schutz der Grabstätten einerseits und ihrer Zugänglichkeit andererseits bewältigen.

Immer öfter rückt auch die Polizei aus, um Fälle von Grabschändungen überall im Land aufzunehmen. Die Friedhofsverwaltungen müssen den Spagat zwischen Schutz der Grabstätten einerseits und ihrer Zugänglichkeit andererseits bewältigen.

Foto: dieker (archiv)

Die Leichlingerin Birgit Schmidt, die Schutzmaßnahmen auf dem Friedhof Uferstraße gefordert hatte, weil das Grab ihres Vaters dort mehrfach mutwillig verwüstet worden ist, hat viel Verständnis in diversen Reaktionen erhalten. Ihr Wunsch bleibt aber wohl unerfüllt.

Ulrich Görn, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Uferstraße, sagte jetzt auf Anfrage, er könne den Unmut von Birgit Schmidt verstehen. Es tue ihm auch leid, was die Familie durchlebt habe, doch akuten Handlungsbedarf sehe er nicht.

Wie bereits in der vergangenen Woche berichtet, ist die Ruhestätte von Birgit Schmidts Vater drei Mal von Unbekannten verwüstet worden. Sie fühlte sich mit dem Problem alleingelassen, weil die Friedhofsverwaltung weder für den Schaden aufkommt (unter Verweis auf die Friedhofsordnung), noch das Gelände einzäunen oder abschließen möchte, wie von Schmidt gefordert.

Die Begründung: Der Friedhof soll rund um die Uhr für Angehörige der Bestatteten zu jeder Zeit zugänglich sein. So ist es in der Region üblich und so will es die evangelische Kirchengemeinde in Leichlingen für den von ihr geführten Friedhof an der Uferstraße auch beibehalten.

"Diesem Argument schließe ich mich ohne weiteres an", sagte Görn jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion. "Es gibt sogar Friedhöfe hier in unserer Nähe, die nicht mal ein Tor haben. Und dort klappt es ja offensichtlich auch."

Außer diesem besonderen Fall von Familie Schmidt, und der ein oder anderen Entwendung von Blumensträußen, ist dem Pfarrer keine Häufung von Vandalismus-Vorfällen auf dem Friedhof bekannt. "Störungen kommen immer mal wieder vor, ja, aber deswegen gleich von Vandalismus zu sprechen, finde ich zu hoch gegriffen."

Darüber hinaus sei die Gemeinde vor Jahren tätig gewesen und habe über einen Zeitraum nachts den Zugang zum Friedhof abgeschlossen. "Damals hatten wir tatsächlich Kenntnis über mehrere Vorfälle, aber genutzt hat das Abschließen nicht." Anstatt das Gelände einzuzäunen oder abzuschließen, appelliert der Pfarrer stattdessen an das Gewissen der Täter: "Es ist eigentlich eine Frage des Respekts, wie sich die Leute auf einem Friedhof benehmen." Dass keine Gräber mutwillig zerstört werden, müsste eigentlich selbstverständlich sein.

"Die Diskussionen in den Sozialen Medien haben ja gezeigt, dass die meisten sich in diese Richtung hin geäußert haben", sagt Görn, der die entfachte Debatte auf der Internetplattform Facebook nach unserem Artikel verfolgt hat.

"Es ist nicht in Ordnung, dass so etwas passiert, und wir finden es schade. Aber ich wüsste auch nicht, was man dagegen tun sollte", sagt der Pfarrer. Abschließen oder weiter einzäunen möchte er den Friedhof nicht. Das sei, erfahrungsgemäß, keine Lösung. Wenn sich die Fälle tatsächlich weiter häufen, müsste sich die Gemeinde noch einmal zusammensetzten. Grundsätzlich gilt bei jedem Vorfall, Gemeinde und Polizei informieren und Anzeige erstatten. Wenn sich auch bei der Polizei Auffälligkeiten häuften, glaubt Görn, "fahren die Beamten bestimmt abends dort auch öfter Streife."

(RP)
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