Leichlingen Tanzprojekt der Hauptschule

Leichlingen · Von Abschied, Aufbruch und Neuanfang erzählt die Geschichte, die die Tanz- und Ballettpädagoginnen Trixi Schüttler und Alla Bond mit den Achtklässlern einstudieren. Die Proben laufen über Monate.

Wer Trixi Schüttler und Alla Bond einmal bei ihrer dienstäglichen Probe mit Achtklässlern der Leichlinger Hauptschule zugeschaut hat, der ahnt, welche Herkules-Aufgabe sich die Tanz- und Ballett-Pädagoginnen vorgenommen haben. Geduldig kämpfen sie gegen den Lärmpegel an, versuchen, ihre Schüler mit Ermahnungen, Ermutigungen und Erklärungen dem Ziel ein Stück näher zu bringen. "Jeder für sich ist unheimlich lieb und nett, aber die 40 auf einem Haufen — da weiß man, was man gemacht hat", sagt Schüttler lächelnd. Am Ende soll die Aufführung eines Tanz-Stücks stehen, der vorläufige Titel: "Über die Grenze".

Grenzen überschreiten

Ein treffender Name, denn es wird nicht nur tänzerisch eine Geschichte von Abschied, Aufbruch und Neuanfang erzählt. Auch die Schüler müssen während der Vorbereitungen immer wieder Grenzen überschreiten. Das beginnt schon bei der Musik. Die stammt von "Taiga 8", einer Kölner Band, die sich auf ihrer Homepage als "Balalaika Quartett mit Elektrobeats" beschreibt. Osteuropäische Klänge bilden mit modernen Elementen und elektronischen Bässen eine eigenwillige Mischung. Dementsprechend ist auch die Choreografie eine Kombination folkloristischer und moderner Elemente.

"Ich hätte Hiphop erwartet", gesteht Mehmet Sagir (14). "Wir machen einen eher altmodischen Tanz", ergänzt Dardan Iseni (15). Nach anfänglicher Skepsis haben sich die beiden aber auf die ungewohnte Musik eingestellt und sind mit Feuereifer dabei — trotzdem brauchen sie ab und zu einen kleinen Anstoß der Tanzpädagoginnen. "Die sind schon streng", sagt Dardan, und schiebt breit grinsend hinterher: "Aber das muss auch sein. Es ist schwierig, mit so vielen Leuten ruhig zu sein, da hat man so viel zu erzählen."

Still zu sein und sich zu konzentrieren, das sei die größte Schwierigkeit für die Jugendlichen, bestätigt Trixi Schüttler. "Wir wollen ihnen zeigen, dass es sich lohnt, Einsatz zu bringen — auch wenn es mal anstrengend ist und man eigentlich gar keine Lust hat."

Überwindung nötig

Für Okito Ndeka war das Tanzen an sich nichts Ungewöhnliches — in seiner aus dem Kongo stammenden Familie gehört das zum Alltag. "Aber das ist anders, wir bewegen uns mehr mit dem Körper — hier muss man so viele Schritte lernen", sagt der 16-Jährige. Für viele war Überwindung nötig, als plötzlich Mädchen und Jungen zusammen tanzen sollten. "Das war erst komisch", erzählt Nadeschda Braukst (15), "aber es geht."

Erst einmal wartet noch viel Arbeit auf die Jugendlichen. Und die größte Bewährungsprobe liegt ohnehin noch vor ihnen — nämlich der Auftritt auf der großen Bühne. Doch der ist auch ein Ansporn: "Ich denk mal, wenn man das geschafft hat, ist man auch stolz auf sich", sagt Dardan Iseni.

Trixi Schüttler ist ebenfalls begeistert: "Man verbessert ein bisschen die Welt, das ist super. Die Jugendlichen bekommen Selbstbewusstsein, sagen sich: Wir als Hauptschüler können auch was."

(RP)
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