Leichlingen Tafel: Umdenken bei Lebensmitteln

Leichlingen · Ist die Welt verrückt geworden? Die Frage drängt sich auf, schaut man sich den Dokumentarfilm "Taste The Waste" von Valentin Thurn an. Der Film, der bereits 40 000 Zuschauer in die Kinos gelockt hat, zeigt äußerst anschaulich und bedrückend zugleich, wie unverantwortlich wir Menschen mit Esswaren umgehen.

Szenenbilder aus "Taste the Waste"
7 Bilder

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"Rund die Hälfte aller Lebensmittel, die produziert wird, landet auf dem Müll," sagt Thurn. Der Dokumentarfilmer war gestern auf Einladung der Leichlinger Tafel zu Gast im Schulzentrum, wo er mit Schülern der Real- und Hauptschule über das brisante Thema diskutierte und Ausschnitte aus seinem Film zeigte. Zur Vorbereitung hatten sich Schüler der Realschule noch am Morgen auf einem örtlichen Bauernhof umgeschaut und Erstaunliches festgestellt: "Der Apfel, der dreckig aussah und ein paar Dötschen hatte, schmeckte besser als die, die verkauft wurden", beschrieb Kathi Pfleger ihre Erfahrungen. Trotzdem kommen sie niemals in den Handel. Zeit zum Umdenken also: "Millionen Menschen auf der Welt haben Hunger, und wir werfen Lebensmittel weg, weil sie nicht schön genug sind. Das kann nicht sein", so Kathi Pflegers Fazit.

Dass man geschmacklich ausgezeichnetes Essen auch mit nicht nach EU-Norm gekrümmten Gurken und unförmigen Kartoffeln kochen kann, bewiesen die Leichlinger Köche Sebastian Lemmer und Lars Rosenkaymer: Sie hatten für die Besucher eine Kartoffelsuppe aus Zutaten bereitet, die der Handel aufgrund mangelnder Formschönheit weggeschmissen hätte. "Geschmacklich unterscheidet sich die Suppe überhaupt nicht von einer aus schön runden Kartoffeln," bestätigte Rosenkaymer. Trotzdem lehne der Handel diese Erzeugnisse ab. Rosenkaymer: "Ich sehe derzeit keinen Trend zum Umdenken in Politik oder Handel." Das müsse von den Verbrauchern kommen.

Erika Horsthemke, die die Veranstaltung gemeinsam mit der Leichlinger Tafel initiiert hatte, unterstrich: "Wir müssen in unserem Kopf ändern, dass alles, was wir essen, auch toll aussehen muss." Die Diskussion hatte die Leichlinger Tafel deshalb bewusst zusammen mit den Schülern angestoßen. Waltraud Simon, Vorsitzende der Tafel: "Die Information an junge Menschen ist besonders wichtig. In diesem Alter kann man noch formen."

Eingeladen waren gestern aber nicht nur Schüler, die Aula war gut gefüllt. Dabei hatte es zu Beginn noch so ausgesehen, als ob die Veranstaltung gar nicht stattfinden könne. Schlechte Kommunikation zwischen den Organisatoren und den Schulen hatte dazu geführt, dass die Tafel lange vor verschlossenen Türen stand. Entsprechend wenig Zeit blieb, um die Präsentationen vorzubereiten. Selbst Filmemacher Thurn fand den Weg in die Aula erst mit einer dreiviertel Stunde Verspätung.

(RP)
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