Leichlingen Suche nach "richtigem" Heim wird leichter

Leichlingen · Das Zentrum Hasensprungmühle war Treffpunkt für ein Expertenteam, das "Wohlfühl-Faktoren" in Heimen begutachtet.

 Katrin Markus, langjährige Geschäftsführerin der BIVA (l.) und Gutachterin Dorothee Schmitz bei der Teamsitzung in Leichlingen.

Katrin Markus, langjährige Geschäftsführerin der BIVA (l.) und Gutachterin Dorothee Schmitz bei der Teamsitzung in Leichlingen.

Foto: Uwe Miserius

Stanislaus Stegemann ist ein erfahrener Heimleiter. Sein Arbeitsbereich - das Evangelische Altenzentrum Hasensprungmühle - zählt zu den anerkannt erfolgreich arbeitenden Einrichtungen dieser Art. Und doch gibt es auch für Stegemann immer wieder Situationen, in denen er überrascht wird.

"Ich hätte beispielsweise immer geschworen, dass unser Personal an die Türen klopft, bevor es die Zimmer unserer Senioren betritt", berichtet der Heimleiter: "Im Zuge der Begutachtung für den Grünen Haken musste ich jedoch erleben, dass das keineswegs immer so ist."

Dieser "Grüne Haken" ist das bundesweit einzige Gütesiegel für Lebensqualität im Alter. Häuser, die ihn bekommen, dokumentieren damit, dass sie auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Menschenwürde großen Wert legen. Sie bieten die so genannten "Wohlfühl-Faktoren", die bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung nie unterschätzt werden dürfen.

Dazu, sich in einem Seniorenheim tatsächlich zu Hause zu fühlen, gehört viel mehr als nur ein schönes Zimmer, leckeres Essen, freundliches Personal und ein hübsch angelegter Außenbereich. "Der Wohlfühlfaktor ist ganz wichtig, wenn es darum geht, für sich oder einen Angehörigen das richtige Haus zu finden", sagen Dorothee Schmitz und Danuta Weßolly. Und damit der tatsächlich stimmt, sind die beiden als Gutachterinnen landauf, landab unterwegs, um "Grüne Haken" zu verteilen. Wer dieses Gütesiegel besitzt, hat zuvor eine intensive Begutachtung erfolgreich absolvieren müssen.

In der Hasensprungmühle fand vor Kurzem eine turnusmäßige Sitzung des Teams von Dorothee Schmitz statt, bei der sich die Gutachter untereinander austauschen und neue Entwicklungen besprechen. Dabei gab es "hohen Besuch": Katrin Markus, die langjährige Geschäftsführerin der Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung (BIVA) nahm an der ganztägigen Veranstaltung teil. Die BIVA wurde im Oktober 1974 von Heimbewohnern als Selbsthilfeorganisation gegründet und ist bis heute die einzige bundesweite Interessenvertretung für ältere Menschen, die in Heimen leben. Ihr vorrangiges Ziel ist die Sicherung von Lebensqualität.

Katrin Markus war 33 Jahre lang ehrenamtlich für die BIVA tätig. Ihr verdankt die Organisation den Aufbau des telefonischen Beratungsdienstes, die Veröffentlichung zahlreicher Informationsbroschüren sowie jährliche Fachtagungen für Mitglieder und Fachleute aus dem Pflegebereich. Immer vertrat die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes dabei engagiert die Sichtweise der hilfs- und pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen.

Auch in Leichlingen betonte sie jetzt: "Wir müssen den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Der Grüne Haken muss auch weiterhin das Erkennungszeichen für die Achtung der Rechte für hilfs- und pflegebedürftige Menschen sein." Gutachterinnen wie Dorothee Schmitz überprüfen, ob die erforderlichen Kriterien tatsächlich erfüllt werden. "Das wird nicht mal eben so im Vorbeigehen gemacht", sagt die Leichlingerin. Ein ganzer Tag geht dafür ins Land. Befragung der Heimleitung, der Beiräte und Bewohnervertreter, Rundgänge, Benennung von Konfliktpunkten - das alles wird mit Hilfe von hunderten standardisierten Fragen untersucht und vom Institut für soziale Infrastruktur (isis) wissenschaftlich begleitet.

"Ist das Verlassen des Heimes und Zurückkommen ohne Beschränkung möglich?" "Wird bei der Ausgestaltung des Wohnraums mit persönlichen Gegenständen auf das Blickfeld Bettlägeriger geachtet?" "Können sich die Bewohner regelmäßig an der Zubereitung der Mahlzeiten beteiligen?": All das und mehr wird abgearbeitet. Nur wenn in allen Kategorien mindestens 80 Prozent der Kriterien erfüllt werden, gibt es das Siegel.

Inzwischen - das war ein Ergebnis der Tagung in Leichlingen - sind manche Kriterien den Heimen schon derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht mehr abgefragt werden müssen. "Dafür kommen andere etwa aus dem Bereich Multimedia hinzu", sagt Katrin Markus. Auch können die Heime künftig wählen, ob sie sich weiter jährlich standardmäßig begutachten lassen wollen, oder alle zwei Jahre, dafür aber mit einer intensiveren Prozedur.

Eagal welche Variante: Für Hasensprungmühlenleiter Stanislaus Stegemann steht fest: "Diese Begutachtung hilft nicht nur den Angehörigen bei ihrer Entscheidung. Sie ist auch für uns immer wieder ein wichtiges Korrektiv." Und sei es nur beim Anklopf-Ritual.

www.heimverzeichnis.de

(RP)
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