Stadtporträt „Hier wollen wir nicht mehr weg“

Leichlingen · Er war ein Jahr alt, als seine Eltern in die Blütenstadt zogen. Heute ist Peter Jeschke 44, hat zwei Töchter, ist erfolgreich im Beruf – und Leichlinger mit Leib und Seele. "Wegziehen kommt nicht in Frage", sagt er. So wie Jeschke denken viele. Leichlingen ist gerade bei jungen Familien sehr beliebt.

 Von links nach rechts: Jasmin, Peter, Saskia und Dagmar Jeschke vor ihrem Haus in der Leichlinger Innenstadt.

Von links nach rechts: Jasmin, Peter, Saskia und Dagmar Jeschke vor ihrem Haus in der Leichlinger Innenstadt.

Foto: Matzerath, Ralph

Er war ein Jahr alt, als seine Eltern in die Blütenstadt zogen. Heute ist Peter Jeschke 44, hat zwei Töchter, ist erfolgreich im Beruf — und Leichlinger mit Leib und Seele. "Wegziehen kommt nicht in Frage", sagt er. So wie Jeschke denken viele. Leichlingen ist gerade bei jungen Familien sehr beliebt.

Wenn Peter Jeschke in seinen Personalausweis blickt, muss er immer wieder mal lächeln. "Geburtsort: Köln", ist da zu lesen. Das stimmt zwar, doch Köln als Lebensmittelpunkt ist für Jeschke gefühlt ungefähr so weit entfernt wie eine Milchkuh von der Weinerzeugung. "Ich war ein Jahr, als meine Eltern von Köln-Fühlingen aus nach Leichlingen zogen", sagt er. Und auch wenn der 44-Jährige schon eine Menge erlebt hat — die Blütenstadt auf Dauer zu verlassen, kam und kommt für ihn nicht in Frage: "Hier fühle ich mich super wohl — ich will nicht mehr weg", sagt er.

Metzgerei in der Blütenstadt

Jeschkes Eltern führten von 1968 an zehn Jahre lang eine Metzgerei in der Blütenstadt — heute befindet sich die "Metzgerei Brandt" in den Räumlichkeiten. Er selbst besuchte die Grundschule Uferstraße, später dann die Hauptschule Am Hammer. "Der Junge wird Handwerker", sagten seine Eltern, doch Peter Jeschkes Wunschziel war das nicht. Er lernte zunächst Koch, ging dann als Berufssoldat zur Bundeswehr — um schließlich im Alter von 30 Jahren eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Leverkusen zu beginnen und so am Ende beruflich glücklich zu werden. "Wenn ich bei der Bundeswehr geblieben wäre", sagt der Hauptfeldwebel der Reserve, "hätte ich unterschreiben müssen, ,uneingeschränkt versetzungswillig' zu sein." Und das war Peter Jeschke ganz und gar nicht. Denn schon damals stand für ihn fest: Zu Leichlingen gibt es keine Alternative.

"Die tolle Lage im Grünen und trotzdem in Nähe der Großstädte, die Infrastruktur, die netten Menschen — das alles will ich nicht aufgeben", versichert der Banker, der heute erfolgreich als Vermögensberater bei der Kreissparkasse Köln arbeitet. Natürlich bei der Filiale in Leichlingen — ganze acht Minuten zu Fuß von zu Hause entfernt. Seine Tochter Jasmin (19) hat die Realschule an der Wupper besucht, Saskia (18) baut gerade ihr Abitur am Leichlinger Gymnasium.

Das Schulzentrum ist ebenso wie das gute Angebot an Kindertagesstätten ein wesentliches Anziehungsmerkmal. Gerade auch für junge Familien, die aus anderen Städten gerne nach Leichlingen kommen wollen. Kein Wunder also, dass sie im Vergleich zu vielen anderen Kommunen in Leichlingen besonders zahlreich vertreten sind.

Von den 28 978 Einwohnern, die die Blütenstadt zählt (Stand: 1. März), sind 14 179 verheiratet. Und gerne würde so manche Familie mehr nach Leichlingen ziehen, wenn es denn genug preiswerten Wohnraum gäbe. Überhaupt: "Die Nachfrage nach Grundstücken ist immer noch größer als das Angebot", bestätigt Bürgermeister Ernst Müller, der für sich selbst ebenfalls bereits vor vielen Jahren beschlossen hat: "Hier ziehe ich nicht mehr weg." Er wohnt in der Ortschaft Kradenpuhl.

Um dem Bedarf nach Wohnraum in Leichlingen gerecht zu werden, hat die Stadt einiges getan. Der Flächennutzungsplan (Grundlage fürs Bauen) wurde überarbeitet. Neue Wohnquartiere wurden geschaffen und teils in Rekordgeschwindigkeit vermarktet. Bestes Beispiel: das Blüten-Karree zwischen Reusrather Straße und Rothenberg. Bereits ein halbes Jahr, nachdem die ehemalige Gärtnerei ("Blütencenter") abgerissen worden war, waren alle 22 Grundstücke, die dort angeboten wurden, erschlossen, parzelliert und verkauft.

Als eine der ersten Kommunen im Regierungsbezirk Köln war Leichlingen aber auch bei der offenen Ganztagsgrundschule beteiligt. Das "Leichlinger Modell" mit qualifizierter Nachmittagsbetreuung unter Einbeziehung des Stadtsportverbandes, der Musikschule oder der Stadtbücherei hat anderen Kommunen als Vorbild gedient. Inzwischen ist Ganztagsbetrieb auch an Gymnasium und Realschule eingeführt. Die funkelnagelneue Mensa, für knapp fünf Millionen Euro gebaut (davon lediglich 200 000 Euro vom Land), ist ein echtes Schmuckstück.

"Viele Leichlinger Pluspunkte"

Doch auch im Freizeitbereich hat die Blütenstadt eine Menge zu bieten — und das nicht nur, weil 50 Prozent des Stadtgebiets im Naturpark Bergisches Land liegen. Der einst hochdefizitäre Bäderbetrieb hat sich dank geschickter Beteiligungspolitik in einen der größten Gewerbesteuerzahler der Stadt verwandelt — das "Blütenbad" zieht auch aus Nachbarstädten Schwimmbegeisterte an.

Neue Kunstrasenplätze, das vor einigen Jahren erbaute Jugendzentrum, das neue Sportlerheim in der Balker Aue: Die Liste der Leichlinger Pluspunkte ist lang — und der Witzheldener natürlich erst recht. Im Höhendorf kommt noch etwas hinzu — der im positivsten Sinne dörfliche Charakter, der sich auch im großen Zusammenhalt der Witzheldener zeigt. Auch das kann Peter Jeschke nur bestätigen: "Meine Eltern wohnen in Witzhelden, es ist einfach schön dort", sagt der 44-Jährige, dessen Ehefrau Dagmar — natürlich — eine alteingesessene Leichlingerin ist. Die Töchter Saskia und Jasmin haben sogar schon überlegt, zusammen ein Haus zu bauen, denn auch sie wollen am liebsten in der Blütenstadt wohnen bleiben.

Nur am Wochenende zieht es Peter Jeschke manchmal mit Macht aus Leichlingen fort. Doch das hat andere Gründe. Dann fährt der Blütenstädter Fußballfan ins Stadion: zu Schalke 04. Denn das ist neben seiner Familie und Leichlingen eine weitere, ganz große Liebe.

(ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort