Im Juli-Hochwasser verschollen In den Niederlanden angespült – „Die Sitzende“ ist zurück in Leichlingen

Leichlingen · Ein Kunstwerk kehrt heim. Das Objekt aus dem Garten von Heiderose Birkenstock-Kotalla hat einen Ausflug in die Niederlande hinter sich. Unfreiwillig. Die Juli-Flut hatte die Skulptur mitgerissen. Eine beinahe unglaubliche Geschichte.

 Heimkehr mit Hilfe: Die nach der Flut im Juli verschollene Skulptur von Heiderose Birkenstock-Kotalla (l.) ist aus den Niederlanden zurück.

Heimkehr mit Hilfe: Die nach der Flut im Juli verschollene Skulptur von Heiderose Birkenstock-Kotalla (l.) ist aus den Niederlanden zurück.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In der Flutnacht Mitte Juli war eine wertvolle Skulptur aus dem Garten von Heiderose Birkenstock-Kotalla weggeschwemmt worden. Seitdem galt „die Sitzende“ von Künstler Peter Nettesheim als verschollen. Jetzt ist sie wie durch ein Wunder in einem niederländischen Dörfchen aufgetaucht und hat ihren Weg nach Hause gefunden.

Eigentlich hatte Heiderose Birkenstock-Kotalla die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass sie ihre geliebte Skulptur, jene Holzfrau, die seit mehr als 20 Jahren am Teich in ihrem Garten saß und in Richtung Wupper schaute, jemals wiedersehen würde. „Natürlich hegte ich immer eine stille Hoffnung, aber wirklich dran geglaubt, habe ich nicht mehr“, sagt die Künstlerin, die kaum begreifen kann, dass das Wunder tatsächlich geschehen ist.

Am Freitagvormittag fahren Fahrzeuge aus den Niederlanden vor ihre Haustür und mit ihnen die verschollene „Sitzende“ aus ihrem Garten: „Sollen wir gucken, ob es überhaupt die Richtige ist?“, fragt ein gut gelaunter Niederländer beim Aussteigen. Vor knapp zwei Wochen hatten der Niederländer Henk Kusters und seine Frau Anja die Leichlingerin per Mail angeschrieben und ihr von dem wundersamen Fund in ihrem 160 Kilometer entfernten Dörfchen Afferden im Gelderland erzählt. In der Waal, einem Rheinarm auf niederländischem Gebiet, wurde die Skulptur ans Ufer geschwemmt. „Wir waren nicht die Ersten, die die Skulptur im Wasser fanden“, erzählt Henk Kusters. Er aber zog sie letztendlich mit seinem Traktor aus dem Wasser. „Sie war so schwer und so schön. Uns war klar, dass sie jemand sehr vermisst“, berichtet Anja Kusters. Der befreundete Fotograf Vincent Schoutsen setzte „die Sitzende“ in Szene, knipste Fotos und lud sie auf Facebook und Twitter hoch. „Bald darauf bekamen wir auch schon den Hinweis auf einen Zeitungsartikel der Rheinischen Post, in dem über das Verschwinden der Skulptur berichtet wurde und der Kontakt zu Heiderose stand“, erzählt Schoutsen. Die Kusters nahmen Kontakt auf, fügten als Beweis für ihren Fund nette Fotos von der „Sitzenden“ bei, wie sie vor einem großen Weinfass und einem Glas Wein sitzend auf die Waal schaut – der Rest ist Geschichte.

„Als ich die Mail bekam, konnte ich es nicht glauben“, erinnert sich Birkenstock-Kotalla. Beim Wiedersehen mit ihrer Skulptur am Freitagvormittag strahlt sie über das ganze Gesicht: „Es ist ein Wunder, dass sie wieder hier ist, und sie ist auch kaum beschädigt.“ Das geschnitzte Antlitz der Skulptur ist noch intakt. Auch der Hocker, auf dem die hölzerne Dame sitzt, hat die lange Flussreise von der Wupper über Leverkusen in den Rhein und von dort Richtung Norden durch das Ruhrgebiet bis in die Niederlande unbeschadet überstanden. Nur ihre ursprüngliche, dunklere Farbe hat sie verloren, ist jetzt deutlich heller. „Sie sieht sehr gewaschen aus“, äußert Birkenstock-Kotalla und lacht. Die Skulptur ist an ihrem Stammplatz zurück. „Du solltest sie diesmal aber festmachen“, rät der neue niederländische Freund Henk Kusters mit einem schelmischen Grinsen, „sonst kommt sie wieder zu uns geschwommen.“ Das wird Birkenstock-Kotalla auch tun. „Festschrauben, damit sie nicht noch mal vom Wasser weggetragen wird.“ Nur restaurieren lassen will die Leichlingerin ihre „Sitzende“ nicht. „Man soll ihr die Reise ruhig ansehen.“

Auch die neuen niederländischen Freunde, die die Skulptur übrigens kostenfrei und samt Gastgeschenk zu Birkenstock-Kotalla zurücklieferten, sind froh, die „Sitzende“ in ihre Heimat zurückgebracht zu haben. „Hier hat sie es ja auch sehr schön“, sagt Anja Kusters. „Hier gehört sie hin.“

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