Leichlingen Schulprojekt: Mama und Papa für vier Tage

Leichlingen · Zum fünften Mal wurden Neuntklässler der Hauptschule Leichlingen nun schon erfolgreich Mütter und Väter auf Probe.

 Lehrerin Bettina Broermann-Fiss nimmt der 15-jährigen Julia die Puppe zum Auslesen ab. (V.r.) Michelle Kante und Michelle van Diermen halten ihre "Babys" kuschelig warm, wie auch Luigi (15) und Sebastian (16 - ihre Mitschüler.

Lehrerin Bettina Broermann-Fiss nimmt der 15-jährigen Julia die Puppe zum Auslesen ab. (V.r.) Michelle Kante und Michelle van Diermen halten ihre "Babys" kuschelig warm, wie auch Luigi (15) und Sebastian (16 - ihre Mitschüler.

Foto: miserius

Die beiden Michelles haben dicke Ränder unter den Augen. "Ich bin in der vergangenen Nacht sechsmal zu meinem Baby gegangen, aber das war gar nicht schlimm", beeilt sich Michelle Kante zu versichern. Die Sechzehnjährige ist dabei nicht die einzige Teilnehmerin mit Schlafentzug: Auch ihre gleichaltrige Schulkameradin Michelle van Diermen wirkt ein wenig angeschlagen. Ihre Projekt-Partnerin ist kurzfristig krank geworden. Jetzt muss sie sich alleine um das Baby kümmern.

Die Geschichten sind mitten aus dem Leben gegriffen und trotzdem Teil eines Schulprojekts, das so akzeptiert ist, wie kaum ein anderes in der Leichlinger Hauptschule.

Zum fünften Mal wurden Neuntklässler der Hauptschule Leichlingen nun schon Mütter und Väter auf Probe. Im Rahmen des Wahlpflichtkurses "Kinder - Kinder!" konnten zehn Schülerinnen und Schüler alles Wichtige rund um Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung lernen.

Den Abschluss bildet nun die viertägige Elternzeit, in der jeweils zwei Schüler Tag und Nacht für eine so genannte Baby-Simulationspuppe verantwortlich sind. Die Simulatoren werden vom Jugendamt der Stadt Leichlingen zur Verfügung gestellt - allesamt Hightech-Computer mit Puppenummantelung, jeder mit einem Wert von rund 1000 Euro. Seit Mittwoch versorgen Jungen und Mädchen ihre Babys und werden so auf die Elternzeit vorbereitet.

Jeden Morgen lesen Lehrerin Bettina Broermann-Fiss und die städtische Sozialarbeiter an Sarah Trump die Ergebnisse der vergangenen Nacht anhand von Belegen aus. Die beiden sind hochzufrieden: " Natürlich halten die Jugendlichen die Puppe schon einmal falsch, aber die Daten zeigen eindeutig, dass sich alle geradezu rührend um die Babys gekümmert haben", berichten die beiden.

Einige Teilnehmer hätten sogar Wert von 100 Prozent erreicht, da könnten sich sogar echte Babys glücklich schätzen. Und die Teilnehmer berichten übereinstimmend davon, dass die eigenen Eltern regelrecht früher selig geworden sei, als die Kinder mit den Puppen ankamen: "Die wurden an unsere eigene Zeit als Säugling erinnert", berichtet Michelle Kante. spätestens, nachdem das Puppenbaby zum dritten Mal der Nacht geschrien habe, habe sich das Interesse der Eltern aber gelegt.

Eine Nacht lag gestern noch vor den Teilnehmern: Doch alle waren zuversichtlich, auch die noch vernünftig meistern zu können. Und noch etwas nehmen alle aus diesem Experiment mit: " Als Eltern hat man jede Menge Verantwortung."

(RP)
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