Leichlingen Reuls ewiger Kampf gegen die Zeitumstellung

Leichlingen · EU-Parlament diskutiert über Für und Wider der Sommerzeit. Für Herbert Reul gibt's nur das "Wider".

Heute Nacht wird wieder an der Uhr gedreht - und zwar eine Stunde zurück, zurück auf die umgangssprachliche Winterzeit, offiziell ist es die Normalzeit.

Während mancher sich freut über die "Stunde mehr", ist die Zeitumstellung Ende März und Ende Oktober dem Leichlinger EU-Parlamentarier Herbert Reul seit Jahren ein Dorn im Auge. "Die innere Uhr darf nicht verstellt werden. Wir spielen mit der Gesundheit der Menschen. Die innere Uhr tickt unbeachtet weiter", sagt der frisch im Amt bestätigte Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe. Gestern hat er kräftig mitdiskutiert zur Plenardebatte im EU-Parlament zur Sommerzeit.

Er argumentiert neben dem Faktor Gesundheit ("Das gesamte Immunsystem leidet unter dem Schlafdefizit") auch mit dem zur Begründung herangezogenen Energiesparen. Das sei aber nachweislich nicht der Fall. "Wenn keine Energie gespart wird, warum dann die Bürger mit der Umstellung zweimal pro Jahr nerven", wird Reul aus der Sitzung zitiert. Das Bundesumweltamt bestätigt: "Durch das Vor- und Zurückstellen der Uhren sparen wir keine Energie: Zwar knipsen die Bürgerinnen und Bürger im Sommer abends weniger häufig das Licht an, allerdings heizen sie im Frühjahr und im Herbst in den Morgenstunden auch mehr - das hebt sich gegenseitig auf."

Reul hat im EU-Parlament Mitstreiter. Die Liberale Gesine Meissner zum Beispiel nannte eine Umfrage, nach der mehr als 70 Prozent der Deutschen die Umstellerei nicht mehr wollten. Auch andere Parlamentarier pflichten bei.

Kürzlich hatte das Parlament zwei Gastredner - darunter Prof. Till Roenneberg, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gehört, die Reul in Sachen Gesundheitsschäden durch Zeitumstellung bestätigten: Ein Großteil der Menschen leide durch die Umstellung unter chronischem Schlafmangel. Reul formuliert es drastischer: "Tod durch Zeitumstellung steht zwar später nicht als Diagnose in der Patientenakte, sollte aber als Auswirkung nicht unterschätzt werden." Je schlechter die Abstimmung zwischen biologischem Schlafrhythmus und dem von der Gesellschaft aufgedrückten Schlafrhythmus, desto höher ist die Folge, an Schlafstörungen zu erkranken. Langfristig können diese dann etwa zu einem erhöhten Krebsrisiko oder Herz-Kreislauferkrankungen führen. "Die Auswirkungen der Zeitumstellung auf die innere Uhr des Menschen sind deutlich mehr als eine bloße Stunde."

Mehr als ein paar Stunden Parlamentssitzungen wird auch Herbert Reul noch zu kämpfen haben, denn bisher gibt es keine Bestrebungen, die Zeitumstellung für alle EU-Mitgleidstaaten aufzuheben, das sieht auch Reul. "Problematisch ist, dass die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten den Schwarzen Peter hin und her schieben. Solange keiner die Verantwortung übernimmt, werden wir noch lange Mitschuld an zahlreichen physischen und psychischen Erkrankungen haben."

(RP)
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