Leichlingen Ratsherr kämpft um Bierbike

Leichlingen · Das Verwaltungsgericht wies am Mittwoch zwei Klagen gegen ein Verbot der rollenden Theken ab. Ein Rückschlag auch für den Leichlinger SPD-Politiker Matthias Ebecke, der Lizenznehmer für ein Bierbike in Düsseldorf ist.

Die Richterin wollte gerade etwas sagen, als am Vormittag im Verwaltungsgericht plötzlich das Handy von Ingo Böll mit lauter Schlagermusik losging — und sich mancher Beobachter des Verfahrens um die sogenannten Bier- oder auch Partybikes kurzzeitig an den Ballermann versetzt fühlte. Jedenfalls, das Telefon war ein schlechtes Omen für Böll, der als Chef der "Bierbike GmbH" deutschlandweit die Lizenzen für die rollenden Theken vergibt — unter anderem auch in Düsseldorf. Denn nur kurze Zeit später bekam die Landeshauptstadt erneut das Recht zugesprochen, die Rikschas aus dem Verkehr zu ziehen. Nach Ansicht des Gerichts brauchen die Betreiber eine Sondernutzungserlaubnis, die ihnen die Stadt jedoch nicht geben will.

Ebecke kündigt Berufung an

Nun heißt das aber nicht, dass damit die Tage der fünf Meter langen Gefährte für bis zu 16 Feiernde wirklich bald gezählt sind. "Wir müssen warten, bis das Urteil rechtskräftig ist", erklärte Düsseldorfs Ordnungsamt-Leiter Michael Zimmermann. Und das könnte dauern. Der Leichlinger SPD-Ratsherr Matthias Ebecke, der als Lizenznehmer ein Bierbike in Düsseldorf betreibt, kündigte nämlich direkt nach dem Urteil an, in Berufung zu gehen. "Dann müssten auch Pferdekutschen verboten werden", sagte Ebecke, der sich — wie ein weiterer Unternehmer aus Mönchengladbach — schon 2009 erfolgreich gegen eine entsprechende Ordnungsverfügung der Stadt wehrte.

Allerdings, der Vergleich mit Kutschen hinkt schon. Denn im Gegensatz zu den Bierbike-Nutzern bleiben Pferde nüchtern. Bis zu 20 Liter Bier gibt es für die Fahrgäste während eines zweistündigen Trips durch die Altstadt — entsprechende Probleme lassen da nicht lange auf sich warten.

"Vor allem wegen der lauten Musik gab es mehrfach Beschwerden", berichtet Ordnungsamt-Chef Zimmermann, der darüber hinaus mögliche Staus hinter den nur sechs km/h langsamen Gefährten als Argument ins Feld führt.

Und tatsächlich: Die Kneipen auf vier Rädern, die nur durch die Muskelkraft der Gäste in Gang kommen, verfügen nicht nur über eine Zapf-, sondern auch über eine Musikanlage. Was wiederum das schlechte Ballermann-Image befördert, das man in Düsseldorf nicht will. Genauso wenig wie alkoholbedingte Unfälle, wenn zum Beispiel ein Feiernder — trotz "Hausordnung" — doch mal zu tief ins Glas guckt und aus dem Sattel kippt.

Gut für den Tourismus

"Das ist aber noch nie passiert", kontert Betreiber Ebecke, der Samstag erneut auf Tour geht und von einer "Lex Düsseldorf" sprach. Dabei müsste man im Rathaus seiner Meinung nach sogar froh sein über Bikes. Denn so lernten Touristen die Stadt kennen. Ebecke: "Wir haben nicht Junggesellenabschiede, sondern auch Gäste aus dem Ausland."

(RP)
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