Hilfe für Kinder Projekt Seelenpflaster sucht Unterstützer

Das Pilotprojekt der Kunsttherapeutin Marie Fenske hilft Kindern an der Grundschule Büscherhof.

 Kinder, die aus verschiedenen Gründen traumatisiert sind, sollen durch das Projekt unterstützt werden.

Kinder, die aus verschiedenen Gründen traumatisiert sind, sollen durch das Projekt unterstützt werden.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

„Leichlingen ist überall.“ Und: „Wenn Worte allein nicht reichen. Dann brauchen wir jemanden, der uns würdigt. So, wie wir sind.“ Eindringliche Worte des Rotariers Fritz Ellinghaus und der Kunsttherapeutin Marie Fenske, die den Besuchern der Auftaktveranstaltung zum Pilotprojekt „Seelenpflaster“ eines klar machen sollten: Kinder, die mit physischen und seelischen Belastungen zur Schule kommen, haben kaum eine Chance zu lernen.

Seelenpflaster sollen ihnen seit einem halben Jahr an der Grundschule Büscherhof helfen. Denn: „In einer Klasse von 24 Kindern befinden sich laut Statistik drei Fälle von sexuellem Missbrauch. 7,2 Prozent aller Kinder unter zwölf Jahren erleiden durch die Eltern Misshandlungen“, sagte Fenske. Und nicht nur in sozialen Brennpunkten, sondern auch in ganz „behüteten“ Städten wie Leichlingen, wie Ellinghaus betonte. Sein Serviceclub unterstützt das Projekt von Anfang an finanziell, am Dienstag signalisierten auch der Lions Club, Inner Wheel und Zonta, sich für Seelenpflaster zu engagieren.

Damit sie wissen, wofür sie sich einsetzen, skizzierte Marie Fenske Beispiele, wie Kindern in Büscherhof geholfen wurde. Der siebenjährige Ronnie (Name geändert) gehört dazu. Zu Beginn der Arbeit mit der Kunsttherapeutin war er still, beteiligte sich kaum am Unterricht, sah immer traurig aus, konnte als Zweitklässler nicht richtig schreiben. Im Unterricht bat er die Lehrerin zu Hause anzurufen, ob es der Mama gut gehe.

„Ronnie ist zu hundert Prozent parentifiziert“, sagte Fenske: Er musste zu Hause die Aufgaben übernehmen, die den Eltern obliegen. Beide Eltern sind depressiv. Wenn das Kind heimkam, machte es das Essen fertig, erledigte den Abwasch, sammelte die Wäsche ein, wusch und hängte sie auf. Wenn er fertig war, konnte er keine Hausaufgaben machen. In der Schule dachte er nur an seine Pflichten, sorgte sich um die Existenz seiner Eltern.

„Ich frage ihn, was er sich wünscht. Seine Antwort: „Ich will ein Kind sein“, erzählte Marie Fenske. Das haben sie geübt. Er baute einen Bauernhof mit Traktor, den er fein und sorgsam aus einfachsten Materialien bastelte – mit äußerster Feinmotorik, die auch fürs Schreiben nötig ist. „Allein die Entdeckung dieser Begabung ist schon von Bedeutung, weil man weiß, dass er die Fähigkeit hat, etwas zu leisten, was bisher nicht sichtbar war“, sagte die Therapeutin. Mittlerweile gehört er in der Schule zu den Baumrettern, kümmert sich um den Schulgarten. Dabei legt die Begleiterin ein Heft mit ihm an, in das er seine Beobachtungen und Erkenntnisse einträgt. Und er lernt fühlen, dass er ein Kind ist, um das sich jemand kümmert.

Das Projekt hat sich indes bereits in seiner Pilotphase herumgesprochen: Seit Schuljahresbeginn kommen Anfragen unter anderem aus Düsseldorf, Langenfeld, Leichlingen, Solingen, Köln und Leverkusen. „Was können wir tun, damit wir diese Arbeit auch an unsere Schule bekommen?“, ist dabei immer die erste Frage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort