Leichlingen Precise: trauriger Jahrestag

Leichlingen · Am Donnerstag vor einem Jahr wurde der Belegschaft des Präzisionsspindelherstellers die Schließung mitgeteilt. Jetzt, zwei Monate nach dem Rauswurf der letzten Mitarbeiter, gibt es noch immer offene Baustellen – und Kritik an der IG Metall.

Am Donnerstag vor einem Jahr wurde der Belegschaft des Präzisionsspindelherstellers die Schließung mitgeteilt. Jetzt, zwei Monate nach dem Rauswurf der letzten Mitarbeiter, gibt es noch immer offene Baustellen — und Kritik an der IG Metall.

Es gibt wohl keinen ehemaligen "Precise"-Mitarbeiter, dem sich der 18. Februar des Jahres 2009 nicht unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt hätte. Damals teilte der Geschäftsführer des Leichlinger Präzisionsspindel-Herstellers der Belegschaft in einer Betriebsversammlung mit, die Schweizer Muttergesellschaft habe beschlossen, den Betrieb zum 30. September einzustellen.

Für die Mitarbeiter kam die Nachricht damals wie der Blitz aus heiterem Himmel, wie die frühere Betriebsratschefin Brunhild Andree-Wagner erzählt: "Wir waren wie vor den Kopf geschlagen. Viele saßen wie das berühmte Häufchen Elend auf ihren Stühlen." Auch Tränen seien geflossen.

Metallrente offenbar sicher

Heute, ein Jahr und viele emotionale Achterbahnfahrten später, sind bei dem seinerzeit zu den größten Arbeitgebern der Blütenstadt zählenden Unternehmen zwar die Lichter ausgegangen — aber dennoch gibt es noch mehrere offene Baustellen:

Altersversorgung Monatelang blieben gerade die langjährigen Mitarbeiter, von denen die meisten einen Vertrag über Betriebsrenten abgeschlossen hatten, im Unklaren darüber, was mit ihrer Altersversorgung geschehen würde. Erst jetzt, in den vergangenen Tagen, haben die ehemaligen Precise-Mitarbeiter Schreiben bekommen, in denen ihnen die Konditionen mitgeteilt wurden, zu denen ihre Verträge weiterlaufen können. "Das macht in meinem Fall beispielsweise 70 bis 80 Euro im Vierteljahr zusätzlich an Beiträgen aus", berichtet einer von ihnen.

Metallrente Offenbar ist erst eine Handvoll Mitarbeiter darüber informiert worden, dass ihre Zusatzversorgung, die sie seinerzeit über das Vorsorgewerk Metallrente abgeschlossen hatten, sicher ist. Brunhild Andree-Wagner hat alle anderen über einen Aufruf auf der Precise-Homepage aufgefordert, eine Kopie ihrer Versicherungspolice an die Insolvenzverwaltung Ringstmeier zu schicken. Die habe erklärt, sie benötige diese Dokumente, um die Fälle zügig bearbeiten zu können.

Qualifizierung Noch immer wissen viele ehemalige Beschäftigte nicht, wie sie sich weiter qualifizieren können. "Eine ganze Reihe wünscht sich auch Tipps, wie man eine richtige Bewerbung abfasst", erklärt ein ehemaliger Betriebsrat. In diesem Zusammenhang erheben Teile der Belegschaft Vorwürfe gegen die Gewerkschaft IG Metall. Die habe vor Wochen Hilfe in Aussicht gestellt, heißt es.

Geschehen sei jedoch nichts. Der zuständige Gewerkschaftssekretär war gestern nicht zu erreichen. Brunhild Andree-Wagner verweist jedoch auf eine Gewerkschafts-Zusage, am nächsten Mitarbeiterstammtisch Ende des Monats werde ein Experte für diese Fragen teilnehmen.

(RP)
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