Leichlingen Politiker stimmen für einen Rathaus-Neubau

Leichlingen · Es könnte Schwung in die Innenstadtentwicklung kommen - vielleicht. Am Donnerstagabend haben sich die Mitglieder des Infrastruktur-, Verkehrs- und Betriebsausschusses gegen die Stimmen von SPD und Grünen dafür ausgesprochen, das Rathaus abzureißen. Im Antrag der Christdemokraten hieß es dazu: "Die CDU beantragt den innerstädtischen Neubau auf einem Grundstück im Besitz der Stadt oder der Leichlinger Bäder- und Beteiligungsgesellschaft LBB, sofern das aktuelle Grundstück veräußert oder getauscht werden kann." BWL und UWG votierten mit ihnen.

"Hätten die Politiker von dem Eigentümerwechsel des Kaufpark-Geländes gewusst, hätten sie möglicherweise anders abgestimmt", glaubte Bürgermeister Frank Steffes gestern bei der Bekanntgabe des Grundstücksdeals. Er warb zugleich öffentlich dafür, die Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Im Infrastrukturausschuss war vor dem Beschluss am Donnerstag über das aktuelle Gutachten zum maroden Verwaltungsgebäude diskutiert worden. Die Stadtverwaltung vertritt darin die Auffassung, dass ein kompletter Neubau des Rathauses nicht zu begründen sei - aufgrund der Risiken bei Planung und Bau, des defizitären Haushalts und wegen des fehlenden Gesamtkonzeptes für die Innenstadt. "Schauen Sie sich die aktuellen Neubauprojekte in unserem Land oder selbst den Bau eines Einfamilienhauses an", sagte Kämmerer Thomas Knabbe. Was im Großen nicht funktioniere, setze sich doch im Kleinen mit unvorhersehbaren Kostenentwicklungen meist fort.

Die Verwaltung favorisiert daher die "Sanierung light bei gleichzeitigem Verkauf des Gebäudes der Verwaltungsnebenstelle Am Schulbusch". Bei dieser Variante würden nur die nötigsten Sanierungsarbeiten gemacht, Bodenbeläge, Innenfenster oder Deckenbekleidungen aber beispielsweise nicht angefasst. Die Bauunterhaltungskosten schlügen jährlich mit rund 33.000 Euro zu Buche plus rund zwei Millionen Euro Erweiterungskosten für die Flächen, die am Schulbusch wegfielen. Wirtschaftlicher, das sagt das Gutachten auch, ist über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren der Rathaus-Neubau für rund 9,5 Millionen Euro, allerdings mit den entsprechenden Unwägbarkeiten.

Insbesondere die SPD sträubte sich bei dem Gedanken an das Großprojekt. "Wir diskutieren hier seit zehn Jahren, es ist seither nichts passiert. Wir wollen keine große Lösung, es muss jetzt was geschehen", argumentierte Tobias Rottwinkel (SPD). Sein Fraktionskollege Dominik Laufs befürchtete durch die Investition ein Abrutschen in den Nothaushalt. Dem widersprach Lothar Esser (FDP): "Der Neubau ist langfristig wirtschaftlicher. Eine Sanierung kostet nicht nur mehr, sondern bringt auch eine schlechtere Qualität als ein Neubau", sagte er mit Blick auf die Barrierefreiheit. Das Rathaus als Joker einzubringen hielt die UWG für nötig, um der Innenstadtentwicklung noch eine Chance zu geben, die BWL bewertete eine Sanierung als Fass ohne Boden.

Vorschlag der Grünen: das Hallenbad hinter dem jetzigen Standort, auf einem Teil der Freibadwiese und einem Teil des Bäder-Parkplatzes neuzubauen. Dadurch soll Platz werden für ein neues Rathaus auf dem jetzigen Hallenbadgrundstück.

(inbo)
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