Leichlingen Ostfriesischer Bürgermeistertraum

Leichlingen · Die Leichlingerin Claudia Preuß bewarb sich auf eine Annonce hin als Bürgermeisterkandidatin in der Gemeinde Krummhörn in Ostfriesland. Weil die versprochene politische Hilfe ausblieb, zog sie nun ihre Kandidatur zurück.

 Claudia Preuß wollte in Ostfriesland als Bürgermeisterin arbeiten.

Claudia Preuß wollte in Ostfriesland als Bürgermeisterin arbeiten.

Foto: U. Miserius

Zu ihrer Kandidatur kam Carola Preuß per Zeitung. In einem Blatt aus Norddeutschland las die Leichlingerin: Die Oppositionsparteien in der Verbandsgemeinde Krummhörn in Ostfriesland hätten sich zusammengeschlossen, um einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen.

Die Standesbeamtin zögerte keine Sekunde, umgehend steckte sie ihre Bewerbung in einen Umschlag. Die Post ging Anfang März in Ostfriesland ein. Ende März stellte sich die Leichlingerin bei den Bürgermeistersuchenden vor. "Am selben Abend fand eine Urwahl statt, ich wurde mit über 79 Prozent der Stimmen bestätigt", erzählt Carola Preuß. Die Rheinländerin kam bei den Ostfriesen an.

Und Ostfriesland bei ihr. Oft ist sie an Wochenenden und im Urlaub im eigenen Ferienhaus, das rund 50 Kilometer von der Gemeinde Krummhörn entfernt liegt. Ihr liege das Norddeutsche, sagt die Standesbeamtin, die in Burscheid ihren Dienst versieht. "Die Luft, die Gegend, die Leute, die Ruhe. Das hört sich jetzt abgedroschen an, aber da oben gehen die Uhren wirklich anders."

Für die Amtszeit, die in der ostfriesischen Gemeinde auf acht Jahre festgelegt ist, wäre sie sehr gerne in den Norden gezogen. Doch daraus wird vermutlich nichts. Preuß zog die Kandidatur zurück. Aus dem Oppositionszusammenschluss stieg zunächst die CDU aus, dann stand die Rheinländerin an vereinbarten Terminen, um Preuß bei den Bürgern bekanntzumachen, oft fast alleine vor Ort da. "Ich habe nicht die Unterstützung erfahren, die mir zugesagt worden ist", fasst die Leichlingerin die Begründung für den Rückzug zusammen. "Die Mitglieder der Oppositionsparteien haben mich — sagen wir es nett — mehr als enttäuscht", sagt sie.

Für die Termine, bei denen die 47-Jährige Land und Leute im Norden besser kennen lernen sollte, nahm sie sich Urlaub oder verschob berufliche Termine. Manchmal habe sie bis mittags gearbeitet, sei dann ins Auto gestiegen, die 350 Kilometer bis zur Krummhörn gefahren, um abends bei einem Termin zu sein. Danach stieg sie wieder ins Auto, fuhr nachts zurück nach Leichlingen und ging morgens in Burscheid wieder zur Arbeit.

Am Veranstaltungsort traf sie dann häufig nur auf eine magere Auslese von zwei Oppositionspolitikern. Die mangelnde Unterstützung der anderen habe sie daran zweifeln lassen, "ob die Krummhörn überhaupt reif ist für Veränderung", sagt Claudia Preuß und betont, dass ihre Absichten, Bürgermeisterin der Krummhörn zu werden, ernst gewesen seien — "das habe ich nicht als Scherz gemeint".

Mittlerweile stehe die Opposition auf dem Standpunkt, Preuß solle sich als Einzelbewerberin zur Wahl am 11. September aufstellen, dann wolle man sie unterstützen. Aber daran kann Claudia Preuß nicht mehr recht glauben. Als Einzelbewerberin lässt sie sich nicht aufstellen. "Wenn die Oppositionsparteien die Unterstützung nicht auf die Reihe kriegen, dann war das eben ein sehr kurzer Traum für mich."

(RP)
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