Herbst in Leichlingen Obstmarkt – Händler mögen alten Platz

Leichlingen · Die städtischen Pläne für einen Umzug stoßen auf wenig Gegenliebe. Handwerker sorgen für breites Angebot. 

 Äpfel frisch aus Leichlingen: Stephanie  Conrads bietet weiter das klassische Repertoire auf dem Obstmarkt an.

Äpfel frisch aus Leichlingen: Stephanie  Conrads bietet weiter das klassische Repertoire auf dem Obstmarkt an.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Herbst hatte am vergangenen Wochenende die Spendierhosen an – und zeigte sich von seiner goldenen Seite. Da machte das Schlendern und Bummeln über den Obstmarkt in der Balker Aue besonders viel Freude. Die Bäume trugen ihr buntes Blätterkleid und die Gerüche umschmeichelten sich gegenseitig. Doch sorgen die Pläne, den Markt alsbald in die Stadtmitte ziehen zu lassen, für viel Skepsis unter den Bauern.

Die Planungen sehen vor, eine neue Kita auf dem Gelände zwischen Reithalle und Sportplatz zu errichten. Dann wäre kein Platz mehr für den so traditionsreichen Markt. Deshalb könnten die Aussteller mittelfristig mit Sack und Pack in eine neu errichtete Eventzone im Stadtpark mit Elektro- und Wasserinstallationen umziehen. Bürgermeister Frank Steffes hatte die Idee einer solchen Multifuntionsfläche vor wenigen Tagen in die Öffentlichkeit getragen.

Für die Obstbauern, die mitunter seit einigen Generationen auf dem Obstmarkt ausstellen, stoßen diese Gedankenspiele auf wenig Gegenliebe. „Für den Obstmarkt, glaube ich, wäre das sehr schlecht“, gab zum Beispiel Thomas Conrads zu bedenken. Gerade der Parkraum sei in der Innenstadt viel zu begrenzt. Selbst wenn die öffentliche Verkehrsanbindung vielleicht sogar besser wäre, der Großteil der Besucher käme dennoch mit dem Auto. „Die meisten Leute kommen aus dem Umland“, sagte der 51-Jährige.

Organisator Frank Gehrke würde wohl mit dem Markt umziehen wollen, in die kommunale Entscheidung möchte der Gaudium-Geschäftsführer nicht hineinreden. „Nein, nein, da mische ich mich nicht ein“, betonte er und winkte  ab. Der 52-Jährige stellt den Obstmarkt für die Stadt nun im vierten Jahr auf die Beine. „Wobei“, sagte er, „man an diesem Begriff nicht zu sehr festhalten sollte.“

Der 122-jährigen Tradition wegen heißt der Obstmarkt auch heute so, doch hat er sich längst in einen Herbstmarkt mit vielen verschiedenen Kunst- und Handwerksständen sowie einem großen kulinarisch Angeboten gemausert.

Mit Gaudium, das im Jahr rund 30 bis 40 vor allem Handwerks- und Mittelaltermärkte veranstaltet, kam diese Umgestaltung. „Durch leichte Eingriffe haben wir dem Markt eine neue Richtung gegeben“, berichtete Gehrke.

Um einen dieser handwerklichen Zelte hatte sich eine kleine Traube gebildet. Dort sägten Birgit und Sven Waldorf an Münzen. Mit einer Goldschmiedesäge und einem kaum sichtbaren Sägeblatt sowie mit Hilfe einer Lupe schnitt Birgit Waldorf Motive aus neuen und alten Münzen auf aller Welt aus. Das dauere zwischen 30 Minuten und zehn Stunden. Bis zu zwei schaffe sie am Stück, danach brauche sie eine Pause. „Augen und Konzentration lassen dann nach“, erklärte die 51-Jährige.

Mehr als ein Jahr lang habe sie geübt, um die maschinell erstellten Kleinstteile aus der Mitte der Münzen sauber aussägen zu können. Dafür brauche man eine ruhige Hand und viel Geduld. „Deshalb mache ich das ja auch – und nicht mein Mann“, sagte die Markthändlerin und lachte.

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