Leichlingen Neuer Bahnhof: Barrierefreiheit endet am Zug

Leichlingen · Rollstuhlfahrer kommen zwar gut auf die neuen Bahngleise, aber nur schwer in die älteren Züge mit Treppenstufen. Die Deutsche Bahn sagt,ihr Ziel sei ein barrierefreier Übergang vom Bahnsteig in die Eisenbahn. Erreicht wird das Ziel aber zumindest bei den älteren Zügen nicht.

 Mit dem Fahrrad geht es den barrierefreien Weg zum Bahnsteig genauso gut voran, wie sicherlich auch mit dem Rollstuhl. Wer allerdings aus und in den Zug will, der hat mit dem Rollstuhl ein größeres Problem bei älteren Zugmodellen.

Mit dem Fahrrad geht es den barrierefreien Weg zum Bahnsteig genauso gut voran, wie sicherlich auch mit dem Rollstuhl. Wer allerdings aus und in den Zug will, der hat mit dem Rollstuhl ein größeres Problem bei älteren Zugmodellen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der neue Bahnhof Leichlingen ist sang- und klanglos in Betrieb genommen worden. Die ersten Fahrgäste im Berufsverkehr am Montagmorgen machten sich ein Bild von der neuen Bahnsteiganlage mit barrierefreiem Zugang. Dabei ist einem Leichlinger Bürger schon ein großes Manko aufgefallen: Rollstuhlfahrer kommen jetzt zwar problemlos auf den neuen Bahnsteig. Aber wie kommen sie dann in die Züge? Denn die neuen Niederflurbahnen wechseln sich immer noch etwa im Halbstundentakt mit den älteren Zügen ab, die noch Einstiegstreppen haben. Außerdem entsteht bei den Zügen eine Kluft zwischen Bahnsteig und Zugeinstieg, die Rollstuhlfahrer ohne Hilfestellung nicht überwinden können.

 Mit dem Fahrrad geht es den barrierefreien Weg zum Bahnsteig genauso gut voran, wie sicherlich auch mit dem Rollstuhl. Wer allerdings aus und in den Zug will, der hat mit dem Rollstuhl ein größeres Problem bei älteren Zugmodellen.

Mit dem Fahrrad geht es den barrierefreien Weg zum Bahnsteig genauso gut voran, wie sicherlich auch mit dem Rollstuhl. Wer allerdings aus und in den Zug will, der hat mit dem Rollstuhl ein größeres Problem bei älteren Zugmodellen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Dipl.-Ing. Architekt Peter Kradepohl, der Leiter des Bahnhofsmanagement Köln, sagt zu dieser problematik: "Die errichtete Bahnsteighöhe der Station Leichlingen entspricht dem aktuellen Betriebskonzept und dem Fahrzeugeinsatz. Ziel des Betriebskonzeptes und des Fahrzeugeinsatzes ist ein barrierefreier Übergang vom Bahnsteig in das Eisenbahnfahrzeug." Auffällig ist aber, dass sogar Radfahrer Probleme haben, ihre Zweiräder in die alten Zugmodelle mit den treppen zu hiefen. Rollstuhlfahrer können dann nur in den Zug gelangen, wenn sie quasi mit dem gefährt oder einzeln hineingehoben werden. Denn die neuen Züge mit ebenerdigem Einstieg kursieren nicht durchgehend auf den Strecken vom und durch den Leichlinger Bahnhof.

 Das neue Wartehäuschen auf den neuen Bahnsteigen ist zu klein geraten und bietet kaum Sitzplätze und Wetterschutz. Leichlinger titulieren es bereits als "Vogelhäuschen".

Das neue Wartehäuschen auf den neuen Bahnsteigen ist zu klein geraten und bietet kaum Sitzplätze und Wetterschutz. Leichlinger titulieren es bereits als "Vogelhäuschen".

Foto: Uwe Miserius

Der Weg zu den Bahnsteigen ist jetzt übrigens auch in Englisch und Französisch ausgeschildert: "To the trains", "accès aux quais". An den Metall-Handläufen entlang des Weges für Rollstuhlfahrer fallen Schlaufen auf. Diese sind nicht etwa Griffe, oder gar Heizungsschläuche. Es handelt sich nach Auskunft von Kradepohl um aufwendige Erdungen, die der Bahnbetrieb erfordere. De facto ist dieser Teil des neuen Bahnhofes mit viel Auswand ausgebaut worden. Doch ein weiteres Manko, das gestern viele Fahrgäste vor Ort beklagten, ist das neue, sehr klein geratene Wartehäuschen auf dem Bahnsteig. Nur etwa drei Fahrgäste finden auf jeder der beiden Seiten Sitzbankplätze. Einige wenige Stehplätze finden sich dazu. Aber in Richtung Bahngleise gibt es keinen Regenschutz. Und das hohe Dach auf dem Bahnsteig reicht nur über den Treppenaufstieg, bietet selbst dort wegen seiner Höhe kaum Wetterschutz.

Als das Dach des alten Bahnsteiges abgerissen wurde, ist in einem Dachträger ein Bombensplitter gefunden worden. Der muss von dem Tieffliegerangriff auf den Leichlinger Bahnhof im Zweiten Weltkrieg übrig geblieben sein, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen sind. Ursprünglich war geplant, den Dachträger mit dem Bombensplitter in den neuen Bahnhof zu integrieren und als Mahnzeichen für den Frieden auszustellen. Doch der Träger ist mittlerweile nicht mehr auffindbar.

Der Bahn-Manager forschte auf Anfrage der RP nach und stellt nun fest: Die Stütze mit den Kriegseinwirkungen sei von der Deutschen Bahn Jahre 2011 der Stadt Leichlingen übergeben worden. Die RP-Anfrage bei der tadtverwaltung "tauchte" die Dachstütze aber wieder auf. Stadtarchivar Dr. Thorsten Schulz-Walden versichert: "Das Teil ist nicht verschrottet worden, es ist eingelagert." Tatsächlich befänden sich in der Stütze Einschüsse oder Granatensplitter. Man habe seiner Zeit auch vereinbart, das Relikt an anderer Stelle im neuen Bahnhof wieder aufzustellen. Aber bislang gebe es dafür kein Konzept. Außerdem werde man sich dann mit der Deutschen Bahn einigen müssen, wo und wie das immerhin mehrere 100 Kilogramm schwere Stück aufgebaut werden könne.

Schulz-Walden weiß übrigens auch. dass noch eine weiterer Original-Dachträger vom alten Bahnhof in Verwendung sei. Der stütze nämlich das Dach einer Firma, die sich in der ehemaligen Anlieferhalle des alten Bahnhofes befinde.

(RP)
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