Leichlingen Nach 48 Jahren Vater gefunden

Leichlingen · Fast ein halbes Jahrhundert lang waren Gabriele Lau und ihr Vater voneinander getrennt. Doch die Leichlingerin forschte hartnäckig nach seinem Verbleib – und traf den US-Amerikaner schließlich in Irland.

 "Wir sind uns so ähnlich" – Gabriele Lau beim ersten Treffen mit ihrem Vater Jack Rose.

"Wir sind uns so ähnlich" – Gabriele Lau beim ersten Treffen mit ihrem Vater Jack Rose.

Foto: LAu

Fast ein halbes Jahrhundert lang waren Gabriele Lau und ihr Vater voneinander getrennt. Doch die Leichlingerin forschte hartnäckig nach seinem Verbleib — und traf den US-Amerikaner schließlich in Irland.

48 Jahre hat es gedauerte, bis Gabriele Lau ihren Vater zum ersten Mal in den Arm nehmen konnte. Denn: Ihr Vater war als G.I. in Süddeutschland stationiert, wo er Gabrieles Mutter kennen und lieben lernte. Doch die Eltern trennten sich nach ein paar Wochen und hatten anschließend keinen Kontakt mehr. Die Tochter aber wollte ihren Vater kennenlernen. Vier Jahre hat sie gesucht und recherchiert, nun hat sie ihn erstmals getroffen.

"Ich wusste als Kind nur seinen Namen, Jack Rose, und dass er amerikanischer Soldat war", erzählt die 48-Jährige über ihren Vater. Der wiederum hatte erst nach vier Jahren, nachdem er bereits wieder in die USA zurück gekehrt war, erfahren, dass er eine Tochter hat. Das Jugendamt Landshut hatte ihn aufgefordert, für das Kind zu zahlen. Eine Kontaktaufnahme war allerdings nicht möglich. Lau: "Mir war als kleines Mädchen schon klar: Wenn ich groß bin, suche ich ihn."

Der erste war nicht der Richtige

Bereits als junge Frau schrieb sie einige Briefe, um die Adresse ihres Vaters herauszufinden. Erfolglos. Anfang Mai 2007 begann sie, im Internet zu recherchieren und stieß auf eine Organisation, die ehrenamtlich hilft, G.I.-Väter zu suchen. Dreimal schrieb sie daraufhin an das National Personnel Records Center (NPRC), bei dem alle Daten über Angehörige der Army gespeichert sind. Sie bekam eine Adresse und trat in Kontakt mit ihrer vermeintlichen Stiefschwester, mit der sie einen netten E-Mail-Kontakt pflegte. Nur der angebliche Vater wollte keinen Kontakt, erst sollte ein DNA-Test die Verwandtschaft eindeutig klären. Und tatsächlich: Dieser Jack Rose war nicht der richtige.

So ging die Suche weiter. In den Akten des Jugendamts Landshut, wo GAbriele Lau aufwuchs, konnte sie erstmals feststellen, dass ihr Vater nicht in Landshut stationiert war, was sie bisher angenommen hatte, sondern in München. Nun hatte das NPRC auch schnell die richtige Adresse für sie parat. Sie schrieb ihrem richtigen Vater nach Wamego, Kansas, und bekam prompt eine Antwort. Das war im Frühjahr. Seitdem hat Gabriele Lau fast jeden Tag mit ihrem Vater telefoniert, der ihr versicherte, dass er überglücklich sei, sie nun kennen lernen zu dürfen.

"Schon beim ersten Foto von ihm kam er mir vertraut vor", sagt Lau. Wenn sie per Skype mit dem 73-Jährigen telefonierte, sah sie die Ähnlichkeiten vor allem in der Mimik und Gestik. "Ich hatte seit 33 Jahren kein Englisch mehr gesprochen, aber das war völlig egal. Wir verstehen uns gut, da gibt es so eine Vertrauensebene, als würden wir uns schon immer kennen", sagt die 48-jährige Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. "Es war wie nach Hause kommen. Ich hatte das Gefühl: Jetzt kann mir nichts mehr passieren."

Eigentlich war ein erstes Treffen erst für Ende September in Kansas vorgesehen. Doch Gabriele Lau wollte ihren Vater überraschen und fuhr nach Irland, wo er mit seiner Frau gerade eine Rundreise unternahm. "Oh, my god", entfuhr es dem Vater, als er die Tochter erkannte. Sie nahmen sich lange in die Arme und weinten. "Danach haben wir uns 17 Stunden nicht mehr losgelassen", erzählt die Tochter. Denn nur so viel Zeit hatte Gabriele Lau, bevor ihr Rückflug nach Deutschland startete.

Die Blutsbande sind deutlich: "Wir sind uns so ähnlich", bemerkte die Leichlingerin sofort. "Wir denken gleich, haben den gleichen Humor, das gleiche Verständnis von Dingen — und essen gerne Blaubeerpfannkuchen und Erdbeermarmelade." Das Treffen hat sie emotional überwältigt: "Auf dem Rückflug von Dublin habe ich nur geweint".

Nun dauert es nicht wieder 48 Jahre bis zu einem Wiedersehen: Am 28. September geht ihr Flug nach Kansas, wo sie ihre neue Familie kennenlernt. Denn ihr "Dad" hat auch zwei Adoptivkinder und einen leiblichen Sohn, die alle gespannt sind auf die neue Schwester aus Germany.

(RP/rl)
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