Leichlingen Muslim-Bestattung in der neuen Heimat

Leichlingen · Leichlingens Nachbarstädte richten zunehmend muslimische Grabstätten auf ihren freien Friedhofsflächen ein. Die Einwohnerstatistiken sagen bisher noch nichts über den Anteil der in Leichlingen lebenden Muslime aus.

 So sieht ein muslimischer Friedhof in Kairouan/Tunesien aus. Es gibt aber auch muslimische Friedhöfe mit weniger hohen Grabstelen. Immer haben die Gräber aber eine Steinplatte, wie auf dem Bild zu erkennen.

So sieht ein muslimischer Friedhof in Kairouan/Tunesien aus. Es gibt aber auch muslimische Friedhöfe mit weniger hohen Grabstelen. Immer haben die Gräber aber eine Steinplatte, wie auf dem Bild zu erkennen.

Foto: gundhild tillmanns

Mitbürger unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen gehören auch in Leichlingen zum Stadtbild. 1699 von insgesamt 27.512 Leichlingern sind nichtdeutscher Abstammung. Bis dato wird in den Einwohnerstatistiken in Leichlingen, aber auch in den Nachbarstädten, nicht festgehalten, wie viele Muslime, Juden, Orthodoxe, Hindus und andere Zugehörige zu nichtchristlichen Religionsgemeinschaften in den Städten leben. Das soll geändert werden. Denn in immer mehr Städten stellen sich im Friedhofswesen, in Schulen und anderen öffentlichen Bereichen Integrationsfragen — vor allem für muslimische Bevölkerungsteile.

Auf den städtischen Friedhöfen in Leichlingen gab es bislang zwar noch keine Anfragen für muslimische Beerdigungen. Stadtsprecherin Ute Gerhards schließt aber nicht aus, dass sich Leichlingen dieser Frage künftig stellen muss. Sie werde sich dafür aussprechen, dass die Einwohnerstatistiken künftig aussagekräftiger werden, sagte sie. Bis dato würden nur evangelische und katholische Mitbürger wegen der Kirchensteuern aufgeführt.

Tatsächlich leben aber unter den 99 Nationen in Leichlingen alleine 261 Türken, die ebenso wie die 58 Bosnier, 25 Iraker, 14 Iraner, elf Marokkaner, vier Ägypter zwölf Pakistani, drei Syrer und zwei Malayen höchstwahrscheinlich Muslime sind.

Hinzu kommen Zugewanderte aus vielen afrikanischen Ländern, die den Anteil der Muslime in der Stadt wohl noch erweitern. Alleine in der Grundschule am Büscherhof sind nach Angaben des Schulleiters zwölf Prozent der Kinder muslimischen Glaubens.

Es gibt bereits Gemeinden in der Region, die auf ihren Friedhöfen eigene Gräberfelder für Muslime einrichten. Remscheid, Leverkusen, Burscheid und Solingen gehören dazu. Dies kommt dem auch in Leichlingen zu beobachtenden Trend entgegen, dass auf den Friedhöfen immer mehr Freiflächen entstehen. Denn immer mehr Angehörige bevorzugen Urnengräber, die weniger Platz und Pflege benötigen.

Die Bestatter der Region rüsten sich auf neue Anforderungen, auch Muslime nach deren religiösen Gebräuchen bestatten zu können. Ausgebildet werden die Bestatter auch für Leichlingen im Berufskolleg Bergisch Land in Wermelskirchen, dem einzigen derartigen Ausbildungsgang in NRW.

So ist es seit 2008 fester Unterrichtsinhalt in den Bestatterdachklassen selbstverständlich, auch mit muslimischen Beerdigungsbräuchen bekanntzumachen. Dazu gehören auch Gräberfelder, die "für die Ewigkeit" vergeben werden und der bisherigen Praxis auf deutschen Friedhöfen, die Gräber nur für 25 oder 30 Jahre zu vergeben, widersprechen.

In Leichlingen hatten die Jungsozialisten im Jahr 2004 einen Antrag gestellt, auf den kommunalen Friedhöfen spezielle Bereiche für Muslime einzurichten und dort eine Bestattung ohne Sargzwang zu ermöglichen. Der Bauausschuss hatte dies aber mit der Begründung abgelehnt, es gebe keinen freien Platz auf den kommunalen Friedhöfen. Mittlerweile werden überall Kapazitäten gemeldet.

(RP)
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