Leichlingen Müller: neuen Bahnhof so nicht gewollt

Leichlingen · Bürgermeister Ernst Müller wehrt sich gegen Schuldzuweisungen an Rat und Stadt: Der neue Bahnhof hätte einen durchgehenden Tunnel, eine Toilette, einen Aufzug haben müssen. Die Bahn habe nicht auf Leichlingen gehört.

 Der von der Deutschen Bahn gebaute Tunnel führt nur aus einer Richtung auf die neuen Bahnsteige. Das ärgert die Fahrgäste, weil sie den Bahnhof umrunden und an der Schranke oft lange warten müssen.

Der von der Deutschen Bahn gebaute Tunnel führt nur aus einer Richtung auf die neuen Bahnsteige. Das ärgert die Fahrgäste, weil sie den Bahnhof umrunden und an der Schranke oft lange warten müssen.

Foto: Uwe Miserius

Mit Verspätung kam am Dienstag noch die Antwort der deutschen Bahn auf die Frage, wie Rollstuhlfahrer denn im neuen Leichlinger Bahnhof überhaupt in die Züge gelangen sollen. Denn es wurde zwar an einen aufwendigen Ausbau eines barrierefreien Weges zu den neuen Bahnsteigen gedacht, augenscheinlich aber nicht daran, wie Rollstuhlfahrer in die alten Bahnen mit den Treppen und dem großen Abstand zwischen Einstieg und Bahnsteigkante gelangen sollen.

Zu dieser Problematik erklärte am Dienstag die Pressestelle der Deutschen Bahn: Es gebe dann eine Ein- und Ausstiegshilfe für Rollstuhlfahrer und sonstige mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, wenn sie sich vor der Fahrt unter der Rufnummer 01805 512 512 (14 ct/Min via Festnetz) anmeldeten. Außerdem gebe die Bahn-Broschüre "Mobil mit Handicap" alle wesentlichen Hinweise, heißt es von der Deutschen Bahn.

Derweil kann Bürgermeister Ernst Müller die jetzt vielfältig von Leichlingern geäußerte Kritik am neuen Bahnhof verstehen. Er teile die Kritik sogar, sagte Müller am Dienstag auf Anfrage der RP: Was dort für Millionen in immerhin zwei Jahren gebaut worden sei, könne weder die Fahrgäste, noch die Stadt zufrieden stellen. "Es ist aber völlig daneben, den Rat oder die Verwaltung verantwortlich machen zu wollen, was die Bahn gebaut hat", betont der Bürgermeister. "Wir haben immer wieder versucht, der Bahn gut zuzureden, sie hat aber in keiner Weise auf uns gehört", bedauert Müller.

Dies gelte vor allem für den Tunnel, der entgegen des Wunsches der Stadt Leichlingen nicht bis zur anderen Bahnhofseite durchgezogen worden sei. "Aber alle unsere Interventionen haben nichts genutzt. Die Deutsche Bahn hat uns von oben herab behandelt", verrät der Bürgermeister. Auch er unterstütze die Argumente der Fahrgäste, dass zu dem neuen Bahnhof eine Toilette gehöre und ein Aufzug für die Bahnsteige anstelle der "unendlichen Schleifen", wie er die in Serpentinen gebauten Abfahrt für Rollstuhlfahrer nennt. In der Tunnelfrage habe sich die Stadt sogar beteiligen wollen: "Die Bahn wollte aber alleine für eine erste Ingenieurplanung für einen durchgezogenen Tunnel fast 100.000 Euro ansetzen. Aber das Geld dafür haben wir als Stadt nicht", gibt Müller zu bedenken.

Die Folge sei, dass nun von der Westseite aus der Anweg für die Fahrgäste weiter werde und vor allem wegen der Bahnschranke auch länger dauere. Denn schon durch geringfügige Verspätungen des ICE von Hamburg schließe die Schranke bis zu zehn Minuten: "Das hat dann aber die Folge, dass den Leuten, die an der Schranke warten müssen, der Regionalzug vor der Nase weg fährt", schildert Müller die Misere. Die Stadt habe letztlich keinen Einfluss auf die Deutsche Bahn nehmen können.

(RP)
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