Leichlingen Mr. Rasenkraftsport macht mit 83 weiter

Leichlingen · Kurt Benner kam 1948 zum Leichlinger TV und ist seit 1961 als Trainer tätig. Er ist als Leichtathletik-Experte weit über die Leichlinger Stadtgrenzen hinaus bekannt. Ans Aufhören denkt er auch im hohen Alter noch nicht.

 Sportplatz Balker Aue, Trainingsbeginn ist 16.30 Uhr - Kurt Benner (83) ist immer dabei, die jungen Talente profitieren von seiner Kompetenz.

Sportplatz Balker Aue, Trainingsbeginn ist 16.30 Uhr - Kurt Benner (83) ist immer dabei, die jungen Talente profitieren von seiner Kompetenz.

Foto: Uwe Miserius .

Wenn Kurt Benner vom Rasenkraftsport spricht, ist die Begeisterung in seiner Stimme deutlich zu hören. Im stolzen Alter von 83 Jahren hat "Eia" - so ist er in Leichlingen allseits bekannt -, den Spaß am Hammer- und Gewichtwurf und am Steinstoßen nicht verloren. Er selbst wuchtet die Gegenstände zwar nicht mehr durch die Lüfte, doch als Trainer steht Benner nach wie vor mindestens sechs Mal die Woche auf dem Sportplatz an der Balker Aue. "Es ist mein größtes Hobby, mein Lebenselixier", sagt der Leichlinger.

97 Mitglieder zählt die Rasenkraftsportabteilung des Leichlinger TV, die Benner 1978 gegründet hat. "40 davon sind derzeit aktiv und im Alter von zwölf bis 67 Jahren", erzählt der Trainer. Und sie kommen teilweise von weither, um unter ihm trainieren zu können. "Wenn man den Hammer werfen will, kommt man nach Leichlingen. Das ist in ganz Deutschland bekannt", berichtet Manfred Schmitz. Der Leichtathletik-Abteilungsleiter im LTV ist unheimlich glücklich, Kurt Benner an seiner Seite zu wissen: "Es ist schon unglaublich, dass er jeden Tag dabei ist und sich um Kinder und Jugendliche kümmert - und das auch noch ehrenamtlich", merkt er an.

Benners derzeit wohl beste Hammerwerferin ist Michelle Döpke. Die 20-Jährige kommt jeden Tag 80 Kilometer aus Erkelenz in die Blütenstadt gefahren, um sich in Leichlingen zu verbessern. Zuletzt hat sie bei der Deutschen Meisterschaft in Erfurt den fünften Platz geholt. "Ihre Bestleistung ist 61,62 Meter", berichtet Benner. "Die besten Hammerwerferinnen sind um die 30 Jahre alt. Sie hat noch Zeit." Sogar eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris traut der Blütenstädter ihr zu. Und er möchte dann auch dabei sein. "So lange der liebe Gott es will, so lange mich die Füße tragen, mache ich weiter", setzt er entschlossen hinzu.

Ans Austauschen der Sportschuhe gegen die bequeme Couch zu Hause hat Kurt Benner nie gedacht. "Nee, nee, nee", sagt er entschieden. "Es war schon immer so. Ich konnte den ganzen Tag arbeiten, manchmal auch zwölf Stunden, aber um 18 Uhr musste ich auf den Sportplatz. Das wird sich nie ändern." Inzwischen ist er freilich Rentner und fängt bereits um 16.30 Uhr mit dem Training an.

Fast wäre aus Kurt Benner gar kein Leichtathlet geworden. 1948 begann der Leichlinger in der damaligen Fußballabteilung im Leichlinger Turnverein. Erst vier Jahre später wechselte er in die Leichtathletik-Abteilung. "Es hat mir besser gefallen. Aber der Knackpunkt war ein Besuch bei der Europameisterschaft 1954 in Bern." Ein paar Wochen nach Deutschlands legendärem Fußballwunder in der gleichen Stadt, fand Kurt Benner seine Liebe zum Laufen, Springen und Werfen. "Von diesem Moment an war Leichtathletik für mich das Absolute. Es hat mich fasziniert, dass es Beifall gab - egal, wer gewonnen hat. Sowas gab es im Fußball nicht", begründet der 83-Jährige zu seinem Sportdisziplin-Wechsel. Nach zahlreichen eigenen Erfolgen wie dem DM-Titel im Steinstoßen und diversen Siegen bei der Landesmeisterschaft in verschiedenen Disziplinen, wechselte Benner 1961 zum ersten Mal ins Trainergeschäft.

Seit 1978 hat er im LTV seine eigene Abteilung, die Titel um Titel feiert. "Ich glaube, wir müssten bei 733 Titeln bei der Deutschen Meisterschaft liegen", versucht der Coach zusammenzurechnen. Eine unfassbare Zahl, die die Arbeit von Kurt Benner unterstreicht. Seine Verdienste haben sogar zur Anerkennung von höchster Stelle geführt. 2009 erhielt der Leichlinger das Bundesverdienstkreuz.

Und mit 83 Jahren fühlt sich Kurt Benner immer noch fit: "Ich könnte Bäume ausreißen...", betont er. Nachsatz: "Wenn sie denn nicht zu schwer sind." Trotzdem wäre es freilich wünschenswert einen Nachfolger in den Startlöchern zu haben, sagt er ernst.

"Ich habe mir große Mühe gegeben, jemanden ins Boot zu nehmen, aber leider ist niemand in Sicht", erzählt der Sportler und Trainer aus Leidenschaft. Das bestätigt auch Manfred Schmitz: "Es gibt eigentlich niemanden, der sich so engagieren kann und will. Wir sind über jeden Tag froh, an dem wir unseren Kurt Benner haben", schickt er ein dickes Lob hinterher,

(trd)
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