Serie Leben In Leichlingen Mit dem Krauteimerchen zur "Wiener Melange"

Leverkusen · Bernd Skorpil schreibt jetzt die Familiengeschichte seiner Leichlinger Mutter und seines österreichischen Vaters auf.

Der Erfinder solcher "Populärmedizin" wie "Zickosan" gegen Zickigkeit und Zickenbefall oder von "Machosil", dem Sympathieerreger gegen Machogehabe und Machosprüche ist ein waschechter Leichlinger: Dr. Bernd Skorpil hat diese "Wundermittel" erfunden. Es sind eindeutige Placebos, aber doch mit garantiertem Heiterkeitserfolg. Nur nebenbei hat der pfiffige Leiter der Aha-Marketingfirma und Handelsagentur diese beiden Gag-Medikamente erfunden und damit weit über Leichlingen hinaus Furore gemacht.

Von seinem Wohnsitz hoch über der Blütenstadt fliegt Skorpil auch viel hinaus in die weite Welt. Aber ebenso gerne kehrt er heim: "Hier in Leichlingen habe ich meine Wurzeln", sagt der 60-Jährige. Skorpil ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, die auch immer wieder gerne nach Leichlingen zurückkehren. Besonders tief verwurzelt ist Bernd Skorpil durch die Familie seiner Mutter, die Stadtgeschichte in Leichlingen geschrieben hat.

Seine Mutter Paula Wolter war die Tochter des Krautfabrikinhabers Paul Wolter. Und in dieser Fabrik an der Gartenstraße, die später auch Marmeladen und Gemüsekonserven herstellte, ist Bernd Skorpil sozusagen groß geworden. "Ich habe ab dem 13. Lebensjahr in der Fabrik mitgeholfen", erzählt er stolz. Eigentlich hatte der einzige Sohn von Paula und Rudolf Skorpil, eines Österreichers aus Wien, die Fabrik eines Tages übernehmen sollen. Doch als sich die Wirtschaft europaweit öffnete, wurde Anfang der 1970er Jahre vor Ort die Produktion zu teuer. Der Betrieb konnte auch mitten im Wohngebiet nicht mehr expandieren. Und Vater Skorpil gab mit 60 Jahren seinen Betrieb auf, baute stattdessen Wohnungen auf dem Areal.

Sohn Bernd studierte Volkswirtschaft, war dann zehn Jahre bei Henkel in Marketing und Vertrieb beschäftigt, wurde Marketing-Chef für Deutschland und anschließend Europachef bei Goodyear und "landete" für zwei Jahre in Brüssel. Doch 1992 zog es ihn zurück in die Heimat. Skorpil gründete in Köln die Aha-Agentur für Handelsmarketing, die für Goodyear und viele andere große Marken tätig ist. Und er baute sich "ein Nest" am Schwalbenweg in Leichlingen. Und was reizt ihn an der kleinen Stadt zwischen Rheinland und Bergischem Land? "Leichlingen passt auf seine Menschen auf. Hier funktioniert die Sozialkontrolle noch. Sie hat einen ganz besonderem Charme als Freizeitstadt. Doch dies müsste man zu einer Vision für die Stadt weiterentwickeln", rät der Marketingstratege.

Seine Freizeit verbringt Skorpil mittlerweile unter anderem damit, die spannende Lebensgeschichte seiner Familie oder auch einer "Wiener Melange" in der Blütenstadt aufzuschreiben. Denn seine Pfiffigkeit hat der "Zickosan"- und "Machosil"-Erfinder von seiner Mutter geerbt. Paula Wolter, die ihren Vornamen furchtbar fand und nur Pee genannt werden wollte, hatte sich mit ihrem Wiener Ehemann Rudolf Skorpil nicht nur als versierte Geschäftsfrau in der Leitung der Fabrik ergänzt. Sie hatte es auch mutig und einfallsreich bewerkstelligt, mit Hilfe eines Krauteimerchens ihren Mann fürs Leben nach Leichlingen zu locken. Doch das ist eine andere Geschichte...Die bleibt Bernd Skorpil als Plot für seine Heimatgeschichte über das Leichlingen vom Zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre vorbehalten.

(RP)
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