Leichlingen Mieter verärgert über Sauerei aus dem Kanal

Leichlingen · Bei dem Starkregen in der vergangenen Woche hob sich vor einem Grundstück in der Friedensstraße der Kanaldeckel und entließ Schmutzwasser samt Fäkalien. Das Wohnunternehmen Gagfah desinfizierte die Keller erst nach fünf Tagen.

 Karin und Christian Häßler beim Aufräumen in ihrem verwüsteten Keller – auch an diesem Möbelstück hängen Fäkalienreste.

Karin und Christian Häßler beim Aufräumen in ihrem verwüsteten Keller – auch an diesem Möbelstück hängen Fäkalienreste.

Foto: Uwe Miserius

Der starke Regen vor eineinhalb Wochen hat nicht nur im Leichlinger Brückerfeld Schäden angerichtet. Auf dem Grundstück von Karin und Christian Häßler in der Friedensstraße hob sich der Kanaldeckel und entließ Schmutzwasser samt Fäkalien. "Zehn Zentimeter hoch stand das Wasser samt Toilettenpapierresten und allem, was da so dranhängt bei uns im Keller", sagt Karin Häßler.

Der gesamte Kellerbereich war nach dem Unwetter nur mit Vorsicht zu betreten. Und am besten mit Gummistiefeln, um unangenehmen Kontakt mit den Fäkalienresten zu vermeiden. Durch das kurze heftige Unwetter wurde der Kanal vor Häßlers Haus verstopft. Durch die Öffnung quoll das Abwasser und lief in den Keller.

"Das ist ein Mischwasserkanal mit Regenwasser und Abwasser", erläuterte Lars Helmerichs, Leiter des städtischen Abwasserbetriebs auf Anfrage. "Wenn es einen Rückstau gibt oder die Anschlussleitung in den öffentlichen Kanal verstopft ist, können Fäkalien austreten."

Nach einem Anruf der Häßlers beim Notdienst der Hausverwaltung sei nach zwei Stunden endlich jemand gekommen, um den Hausbewohnern, die den Kellerbereich zunächst in Eigenregie reinigten, zu helfen. "Der Gulli außerhalb des Hauses war durch Wurzeln verstopft. Bis Mitternacht haben die Helfer mit Spiralen an dem Gulli gearbeitet", berichtet Karin Häßler.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bewohner der Friedensstraße die Fäkalienreste im Haus haben. "Letztes Jahr hatten wir schon mal die Sauerei im Keller", berichtet Häßler, die seit 1990 in der Wohnung des Wohnunternehmens Gagfah lebt.

Der städtische Abwasserbetrieb sei bereits vor einem Jahr zur Friedensstraße ausgerückt. Damals habe sich jedoch herausgestellt, dass mit dem öffentlichen Kanal alles in Ordnung sei. Der Gulli vor dem Haus sei vermutlich durch Wurzeln verstopft, die müssten vom Eigentümer zurückgeschnitten werden, sagte Helmerichs.

"Wir sind sauer, haben uns auch schon an die Gagfah gewandt, das Wohnungsunternehmen reagiert aber nicht oder nur sehr zögerlich", berichtet Häßler.

Einen Tag nach dem Starkregen habe sie die Gagfah über die Fäkalien informiert. "Die haben versprochen, dass sie jemanden schicken." Erst nach fünf Tagen habe das Wohnungsunternehmen endlich jemanden entsandt, um die Kellerräume zu desinfizieren.

In einem Brief an die Gagfah machten die Hausbewohner ihrem Ärger Luft. Sie schrieben kurz nach dem Starkregen: "Dank ihrer Teilnahmslosigkeit und beispiellosen Ignoranz sind wir wieder abgesoffen. Jetzt reicht's." Die Versicherung bezahle nicht. Die Häßlers bleiben wohl auf den Schäden sitzen. Die Gagfah war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bei vollgelaufenen Kellern warnen Experten regelmäßig aus hygienischen Gründen davor, das Wasser barfuß zu betreten. Vor Jahren starb in Leverkusen eine Frau an den Folgen eines Barfußgangs in ihrem vollgelaufenen Keller.

(RP)
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