Leichlingen Lektüre aus der Tupperdose

Leichlingen · Seit zehn Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der Leichlinger Hauptschule und der Santa Rosa Secondary School in Moruca/Guyana. Eine Leichlinger Delegation war gerade für dreieinhalb Wochen zu Gast in Südamerika.

Und auch diesmal kamen die Leichlinger nicht mit leeren Händen. Nachdem sie in der Vergangenheit u.a. eine Solaranlage und ein Satelliten-Telefon an der Santa Rosa Secondary School installiert hatten, lautete ihre Mission für den dreieinhalbwöchigen Aufenthalt diesmal: Aufbau einer Schulbücherei.

Dazu wollten Reise-Organisator Hartmut Krüger, die Lehrer Käthi Maslo und Nikolas Hammerstein, der Elektrotechnik-Student und Ex-Schüler Sebastian Harz sowie die Schüler Stephan Kamsel (Klasse 10b), Felix Ziegenhohn (9c), Marcel Kunter (9a), Rebecca Behrens (8c) und Natascha Schmidt (8a) etwa 100 zuvor in der guyanischen Hauptstadt Georgetown bestellte Schul- und Jugendbücher mit nach Moruca bringen. Dies erwies sich aber als weitaus schwieriger als angenommen. Denn der Buchhändler, der die Bestellung entgegen genommen hatte, hatte sich auf die Ankunft der Deutschen nicht vorbereitet und überhaupt nichts vorgepackt. Dadurch verloren die Leichlinger fast einen ganzen Tag. Doch es gab auch ein Trostpflaster: Der deutsche Honorarkonsul in Guyana, Christopher Fernandez, stellte den Kontakt zum Außenminister des Landes her, der die Lehrer und Schüler aus der Blütenstadt persönlich empfing.

In Moruca selbst, wohin die Leichlinger mit einem 13-sitzigen Flugzeug gelangten, warteten herzliche Gastgeber, ein großes Programm und eine Menge Arbeit auf sie. Wie sich herausstellte, waren in der Schule bereits mehr als 1000 Bücher vorhanden, die für die Einrichtung der Bibliothek geordnet, beschriftet und auf Karteikarten erfasst werden mussten. Da war einige Improvisationskunst gefragt. Käthi Maslo und Nikolas Hammerstein lieferten ein anschauliches Beispiel. „Weil es keine passenden Kästen gab, haben wir für die Karteikarten, die wir größtenteils selbst aus Karton zurechtgeschnitten haben, eine Art Tupperdose mit Deckel besorgt“, erzählten sie schmunzelnd.

Der technisch beschlagene Sebastian Harz war unterdessen als Handwerker gefragt. Denn das Satelliten-Telefon der Schule musste umgesiedelt, die nicht optimal gewartete Solaranlage repariert werden.

Zwischendurch war Zeit zum Brotbacken, zu zwischenmenschlichen Kontakten und zu Erfahrungen mit der guyanischen Küche, die unter anderem eine höllisch scharfe Curry-Schwitze bereit hielt. Marcel Kunter war beeindruckt, wie anders – im Gegensatz zu Deutschland – der Unterricht in Guyana abläuft. Nämlich fast im Flüsterton. Kein Wunder, denn die Klassenräume sind größtenteils offen, die Gefahr, sich gegenseitig zu stören, ist somit groß.

(RP)
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