Leichlingen Leichlinger Orgelsommer nimmt Fahrt auf

Leichlingen · Seit März hat Michael Kristahn die Vakanzvertretung übernommen und die Orgel bei den Gottesdiensten in der evangelischen Kirche Marktstraße gespielt. Zudem hat er die seit 1985 existierende Reihe "Leichlinger Orgelsommer" organisiert. Jetzt stand der ehemalige Kantor der Evangelischen Stadtkantorei Leverkusen-Wiesdorf selber im Mittelpunkt.

70 Besucher waren gekommen, um unbekannte Werke dreier Komponisten zu hören, die er unter den Kriterien alt, neu und unbekannt ausgewählt hatte. "Die "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel ist bekannt, aber als Orgelbearbeitung hört man sie so gut wie nie", kommentierte Kristahn den Auftakt. Festlichkeit, Klangfülle, Virtuosität und emotionale Ausdruckskraft, typische Merkmale barocker Musik, erfüllten das Gotteshaus.

Nicolaus Bruhns - der Orgelsommer ist schwerpunktmäßig seinen Werken gewidmet - war ein Komponist des norddeutschen Orgelbarock. Sein überliefertes Werk umfasst vier vollständige Orgelwerke sowie zwölf geistliche Kantaten und enthält einige außergewöhnlich originelle Stücke. Kristahn spielte "Adagio D-Dur" und den Choral "Nun komm, der Heiden Heiland", angereichert mit verschiedenen Registrierungen, Kontrasten homophoner und fugierter Abschnitte, aufgelöster Akkorde und virtuoser Pedalpassage mit Trillern, kühner Harmonik und verschachtelter Rhythmik. Töne rieben sich aneinander, statt harmonisch zu verschmelzen, Schärfe erzeugte eine durchaus gewollte Dissonanz.

Mit zwei Werken von Arvo Pärt, einem zeitgenössischen und eher unbekannten estnischen Komponisten, beendete Kristahn das Konzert. Zunächst ging es um die Vertonung eines Gedichts von Edmond Jabes: "Mein Weg hatte große Stunden, Stöße und Schmerzen. Mein Weg hat Gipfel und Wellentäler, Sand und den Himmel. Der meine oder deine." Diesen Lebensweg mit seinen Höhen und Tiefen zeichnete Kristahn musikalisch nach.

Die Orgelmesse "Annum per annum" - im Übrigen der heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Musiker gewidmet - war voller schöner Überraschungen und ähnlich lebendig wie die "Wassermusik". Das alles spielte sich mit neuer Beleuchtung ab.

"Es war bisher hier einfach zu dunkel", erklärte Presbyter und Baukirchmeister Helfferich Preuschen. Seit der Vorwoche sorgen zwei Strahler für genügend Licht auf der Orgel, je zwei LED-Lampen erleuchten Altar und Chor und zwei große, runde Kränze in etwa vier Metern Höhe den gesamten Kirchraum. Nur der Taufleuchter aus Messing fehlt noch, er wird gerade überarbeitet.

(kno)
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