Durchstarter Mit 21 Doktorand der Volkswirtschaft

Leichlingen · Der Leichlinger Patrick Imcke liebt die Mathematik und die Welt der Zahlen. Im Supermarkt rechnet er schneller als die Kassiererin scannt.

 Mit 21 Jahren hat Patrick Imcke bereits ein Masterstudium in Mathematik abgeschlossen und ist nun Doktorand der Volkswirtschaftslehre.

Mit 21 Jahren hat Patrick Imcke bereits ein Masterstudium in Mathematik abgeschlossen und ist nun Doktorand der Volkswirtschaftslehre.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mathematik – das bloße Wort lässt vielen Menschen das Blut in den Adern gefrieren. Schnell werden Erinnerungen wach – an unzählige Stunden auf der Schulbank. Der Kopf verzweifelt auf die Hände gestützt, starr schauen die Augen auf die unverständlichen Dinge auf dem weißen Blatt Papier. Und sind das da etwa Buchstaben zwischen den Zahlen? Hilfesuchend gehen die Blicke in die Klasse – doch keine Antwort, nur ein Nichts.

„Ich kann verstehen, dass sich bei vielen Menschen da die Nackenhaare hochstellen“, sagt Patrick Imcke. Klar, der 21-Jährige hat leicht Reden. Für den Leichlinger war Mathematik nie eine Qual. Zahlen sind für ihn nur Schlüssel. Schlüssel, die in nahezu jedes Schloss passen. Eine universelle Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht. So drückt er es selbst aus. Und weil er sich in der Welt der Zahlen so heimisch fühlt, lag ein Studium in diesem Bereich nahe.

Nun wäre das allein noch keine Nachricht. Doch seine Reise ging weiter und weiter. Nach dem Abitur mit 17 über den Bachelor zum Master – und schließlich in die Volkswirtschaftslehre. In der gilt er nun mit 21 Jahren als einer, vielleicht sogar der jüngste Doktorand in  Deutschland.

Es ist der Moment im Leben, in dem Patrick Imcke schon als kleiner Junge merkt, dass in der Welt der Zahlen seine Zukunft liegt. Er steht an der Supermarktkasse, die Kassiererin zieht die Einkäufe über das Rotlicht – und Patrick schaut aufmerksam zu. „Ich habe versucht, die Beträge schneller zusammenzurechnen, als sie die Kassiererin einscannen konnte“, erzählt er heute.

Dass Imcke später einmal an der Universität Gleichaltrige unterrichten würden, ahnte damals allerdings wohl noch niemand. In der Essener Fakultät für Volkswirtschaftslehrer arbeitet der 21-Jährige seit kurzem am Lehrstuhl für Quantitative Wirtschaftspolitik. Professorin Jeanette Brosig-Koch hatte sich für ihn ausgesprochen. Sie gilt als eine der führenden Köpfe auf ihrem Gebiet. Zu einem Doktortitel ist damit der erste Schritt gemacht – viele weitere müssen folgen. „Die Promotionsdauer ist unterschiedlich, in der Regel dauert sie mehrere Jahre – und selbst dann ist Erfolg nicht garantiert“, betont der junge Doktorand aus der Blütenstadt.

Vier Veröffentlichungen seiner Forschung stehen dem im Wege, an der ersten arbeitet Imcke seit zwei Monaten mit einer Co-Autorin. Sie erforschen das Gebiet der Telemedizin. Es umfasst die Möglichkeiten, einen Arztbesuch aus der Ferne zu bestreiten. Imcke weiß um die Wichtigkeit des Themas: Praxen könnten entlastet und Termine kurzfristig vereinbart werden, und gerade auch ältere Menschen ersparten sich manchen beschwerlichen Gang. „Ich würde gerne als Pionier Telemedizin erforschen und gestalten“, so beschreibt der junge Leichlinger seine Vision.

40 Stunden stehen in seinem Arbeitsvertrag, vier in der Woche lehrt er vor Studenten. Vor 600 Leuten zu sprechen, das traue er sich zu, sagt er. Im vorangegangen Studium stecken viele weitere Arbeitsstunden. Mathematikstudenten würden oft mit einer Aufgabe betraut und dann mit ihr alleine gelassen, erzählt der Leichlinger. Diese gezielte Überforderung frisst Zeit.

Natürlich müsse man Opfer bringen. Die Belohnung aber sei ein Beruf, in dem Freizeit und Job verschmelzen. Weil Patrick Imcke für die Forschung brennt.

Disziplin steht vor einem solchen Erfolg an oberster Stelle. Mit ihr gehen Entbehrungen einher. Imcke wusste eben das und bereitete sich darauf vor. Er definierte klar seine Ziele und schrieb sie auf, nahm sich Vorbilder, eiferte Angewohnheiten nach. „Und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, ist das nicht schlimm“, sagt er. Gerade Freunde würden dann dabei helfen, die gesteckten Ziele umsetzen zu können.

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