Ausstellung Pfarrheim als Spielparadies für Modelleisenbahner

Leichlingen · Die Rheinisch-Bergischen Modulisten weckten am Wochenende vergessen geglaubte Kindheitserinnerungen gestandener Männer, und sie vereinten außerdem Väter und Söhne in ihren neuen beziehungsweise wiederentdeckten Leidenschaften, während die begeistert und Schulter an Schulter entlang der Modelleisenbahn-Strecke standen.

 Kleine Waggons, große Leidenschaft: Michael Zimmermann aus Solingen war bereits als Kind ein großer Modelleisenbahn-Fan.

Kleine Waggons, große Leidenschaft: Michael Zimmermann aus Solingen war bereits als Kind ein großer Modelleisenbahn-Fan.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Erstmals waren die Modulisten in der Blütenstadt zu Gast, wo sie das Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist und St. Heinrich in ein wahres Spielparadies für Modelleisenbahner verwandelten: Mitten im großen Pfarrsaal standen die 1,30 Meter hohen Tische, auf denen kleine Hügellandschaften emporragten. Weit über 80 Module komplettierten die rund 35 Meter lange Streckenführung durch eine fiktive Landschaft, grün und hügelig. Es könnte das Bergische Land sein, mit seinen kleinen Bahnhöfen mitten im Nirgendwo, umgeben von Wassertürmen und Wäldern. Leise und gemütlich, nur unterbrochen durch kurzweiliges Hupen, tuckerten die originalgetreuen, stählern-funkelnden Miniaturen auf den kleinen Gleisen.

Ein junger Gast, der die Maschinen besonders aufmerksam beobachtete, war der siebenjährige Nils aus Langenfeld: Geduldig wartete er darauf, einen Fahrregler in die Hände zu bekommen, um selbst eine kleine Lok über die Gleise zu manövrieren. Es würde eine Premiere werden. Mit ähnlich funkelnden Augen stand auch Vater Mario Balzar neben seinem Sohn. Dass sich der Nachwuchs mal für dieses Hobby begeistern würde, hätte der Vater nicht gedacht. Er selbst kam erstmals in seiner Kindheit mit einer Modelleisenbahn in Kontakt. „Das war früher normal, jeder hatte irgendwie eine kleinere Eisenbahn zu Hause.“ Dass er künftig diese Leidenschaft mit seinem Sohn ausleben könnte, freute den Familienvater. Und auch Nils äußerte Gefallen daran, bald mit seinem Papa zusammen eine kleine Eisenbahnstrecke im heimischen Wohnzimmer aufzubauen und daran zu spielen.

Aus weitervererbter Leidenschaft seines Vaters Berthold Bressler entwickelte sich bei Thorsten Bressler (30) vor einigen Jahren sogar der Wunsch, sich auch beruflich mit Zügen zu beschäftigen. Als gelernter Lokführer und Elektroingenieur ist der 30-Jährige mittlerweile als Sachverständiger unterwegs und prüft die großen Maschinen. Mit seinem Vater übt er seine Leidenschaft dann auch im Kleinen aus, betreut – wie bei solchen Ausstellungen – die Anlagen. Stolz erzählte Bressler senior davon und darüber, dass das Hobby Modelleisenbahn weitaus mehr beinhalte, als einfach nur sehr teure Maschinen auf den Gleisen im Kreis fahren zu lassen. „Es ist ein sehr vielseitiges Hobby für Leute mit handwerklichem Geschick, die gerne basteln und Landschaften gestalten, ebenso wie für jene, die sich mit Elektrotechnik befassen oder kleinere Maschinen tunen.“

Dass die Modulisten mit ihrer Leidenschaft nicht alleine dastehen, zeigte sich am Ende auch an der regen Besucherzahl: Mehrere hundert Gäste schauten im Pfarrheim vorbei, kamen mit den Modelleisenbahnern ins Gespräch oder probierten eigene Maschinen auf der Anlage aus. Für den Leichlinger Veranstalter Gerd Reck (63), seit einem Jahr bei den Modulisten, ein voller Erfolg. „Das war sicherlich nicht die letzte Ausstellung in der Blütenstadt.“

Die Rheinisch-Bergischen Modulisten sind eine Interessengemeinschaft mit rund 15 Modelleisenbahnern aus Leichlingen, Langenfeld, Haan, Solingen, Düsseldorf, Meerbusch und Grevenbroich. Sie treffen sich regelmäßig zum Stammtisch, um sich auszutauschen. Im Rheinisch-Bergischen Kreis stellen sie immer wieder aus. Der Aufbau der Anlage, die von Freitag bis Sonntag in Leichlingen zu sehen war, dauerte weit über sechs Stunden.

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