Kreativ Garagentor als Leinwand entdeckt

Witzhelden · Angela Steinert hat auch schon Stromkästen bemalt. Jetzt versuchte sich die Witzheldenerin an einem größeren Format. Da traf es sich gut, dass die Familie kürzlich das verwitterte Garagentor von einem professionellen Anstreicher hatte aufbereiten und lackieren lassen.

 Auch wenn dahinter keine Kutsche steht: Angela Steinert hat ein Tor mit einem nostalgischen Motiv verschönert.

Auch wenn dahinter keine Kutsche steht: Angela Steinert hat ein Tor mit einem nostalgischen Motiv verschönert.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„Jetzt ist es schön, jetzt kannst du aufhören“, sagt eine Nachbarin, als sie Angela Steinert beim Malen über die Schulter blickt. Bei ihrem jüngsten Projekt hatte die Künstlerin Publikum, weil sie nicht wie üblich in ihrem kleinen Atelier arbeitete, sondern draußen im Freien. „Ich wollte auch mal größere Formate malen“, erzählt die Witzheldenerin, die unterschiedliche Techniken und Materialen ausprobiert, um ihren eigenen Stil zu finden.

Da traf es sich gut, dass die Familie kürzlich das verwitterte Garagentor von einem professionellen Anstreicher hatte aufbereiten und lackieren lassen. Jetzt sah es wieder frisch aus, nur gefiel Angela Steinert das triste Grau nicht wirklich. Kein Problem: Sie hatte die perfekte Grundierung für ein ausladendes Gemälde.

Die Vorlage dazu hatte sie in Süddeutschland gesehen: Die alte Kellertür einer Metzgerei, durch die früher wahrscheinlich Fässer, Kisten und Schweinehälften transportiert wurden. Seit voriger Woche fahren die Steinerts ihr Auto durch das umgestaltete Tor.

Weil es Teil eines ganzen Garagenhofs Am Weiher ist, haben einige Leute beobachtet, wie Angela Steinert innerhalb von fünf Tagen ihr naiv-realistisches Bild fertigstellte. Sie arbeitete viel länger daran, als sich besagte Nachbarin vorstellen konnte – bis sie auch mit dem letzten Schatten zufrieden war. Ein Garagennachbar habe sich täglich die Fortschritte angesehen und war erstaunt, wie sich aus verschiedenen farbigen Puzzlestückchen schließlich ein klares Bild zusammensetzte, erzählt die Künstlerin.

Für sie war nicht nur das Format, sondern auch die Arbeit mit Lackfarbe eine völlig neue Erfahrung, die auch eine andere Vorgehensweise erforderte. „Sie können nicht wie bei Öl oder Acryl mit verschiedenen Farben gleichzeitig arbeiten“, erläutert sie. Also brauchte Angela Steinert einen genauen Plan, um zunächst sämtliche blaue oder grüne Stellen zu bemalen, ebenso bei den selbst angemischten Tönen. Deswegen wuchs aus einzelnen Farbflecken erst nach und nach ein zusammenhängendes Bild. Die Seite zum Grünen hat sie mit gemalten Efeuranken begrünt. Eine Schutzschicht aus Klarlack soll das fertige Werk über längere Zeit erhalten.

Schon im vergangenen Jahr hat Angela Steinert im Ort einen Stromkasten bemalt, dieses Jahr einen weiteren. Motive und Farbe versuchte sie der Umgebung anzupassen: Feuchtigkeitsliebende Funkien für ein Schattenplätzchen und gegenüber der Sparkasse ein bergisches Fenster mit blühenden Geranien.

Für die alten Stromkästen bekomme man leicht eine Malgenehmigung, erzählt die Künstlerin. Allerdings sei bei der vorbereitenden Reinigung Vorsicht geboten, weil die Gehäuse Glasfaser enthalten. Da sei ein Atemschutz unerlässlich. Ihre Bilder stellte Angela Steinert zuletzt in der Straßengalerie (SPD-Büro), der Galerie von Karin Unshelm und in Wuppertal aus.

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