Über 70 Künstler haben ihre Beiträge zum Thema installiert Im Sinneswald viruell durchs „Glück“ wandeln

Leichlingen · Über 70 Künstler haben ihre Beiträge zum Thema „Glück“ im Sinneswald installiert, die zunächst nur im virtuellen Rundgang zu besichtigen sind. So sind die Umstände derzeit auch in der Idylle des Murbachtals keineswegs glücklich.

 Sinneswald, Glück von Peter Berthaus Leichlingen.

Sinneswald, Glück von Peter Berthaus Leichlingen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wie gut, dass Wicze Braun und Wolfgang Brudes schon im letzten Sommer das Thema für 2020 im Sinneswald festgelegt haben. Also weit vor der alles beherrschenden Corona-Pandemie. Sonst wäre die Wahl vermutlich nicht auf das Motto „Glück“ gefallen, obwohl man derzeit so gut positive Gedanken gebrauchen kann.

Denn die Umstände sind derzeit auch in der Idylle des Murbachtals keineswegs glücklich. Am vergangenen Samstag haben die Besitzer den Zugang mit Flatterband abgesperrt. Bei der Stadt war eine Beschwerde gegen die „Skulpturenausstellung“ eingegangen, auf die Bürgermeister Frank Steffes reagieren musste, weil Ausstellungen laut Erlass derzeit untersagt seien. Dass es sich in diesem Fall um einen Wald handelt, in dem Natur und Kultur eine stille Symbiose eingehen und wo Besucher über verschiedene Wege genügend Ausweichmöglicheiten haben, um Abstandsregeln einzuhalten, ist auch ihm klar.

Derzeit bleibt die Hoffnung, dass eine Begriffsklärung (Sinneswald statt „Ausstellung“) die Öffnung wieder erlaubt, beziehungsweise dass bald auch für Museen neue Regeln gelten.

Bis dahin können die Besucher des Sinneswaldes mit den Besitzern Brau und Brudes nur einen virtuellen Rundgang durch das „Glück“ machen. Die gewohnte Eröffnung mit Programm, die für den 3. Mai geplant war, ist ohnehin längst abgesagt. Auch Konzerte und Open Air Kino im Steinbruch wird es wohl nicht geben. Die rund 70 Künstler, darunter eine Reihe neuer und jüngerer Teilnehmer, haben das aktuelle Thema von allen Seiten und mit den unterschiedlichsten (wetterfesten Materialien) beleuchtet — größtenteils corona-frei. Vom kurzen Glücksmoment bis zur tiefen Dankbarkeit reicht die Spanne, vom Augenzwinkern bis zu philosophischer Tiefe oder zum esoterischen Ansatz.

Den hat beispielsweise Wolfgang Adam mit seinen acht Steinen gewählt, die jeweils ein tibetisches Glücks-Symbol tragen. Vom innigen Glück zeugen Mutter und Kind oder das Baby im Nest auf einer Insel im Teich oder mehrere Arbeiten zur Zweisamkeit wie zum Beispiel die Paare von Ulrike Wehner, die dazu sagt: „Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ Sprüche oder eigene Gedanken zu den Skulpturen stehen neben allen neu installierten Werken, wie gehabt auf Tafeln mit Namen und Kontaktdaten der jeweiligen Künstler. So kann sich jeder ohne Katalog, Liste oder Wegweiser quer durch das Gelände bewegen und sich nach Bedarf informieren.

Für Glückssuchende hat Manfred Boelke eine riesige rosarote Brille aufgestellt, es gibt ein Glücksrad, Glückspilze oder eine Glücksspiel-Installation. Weithin sichtbar ist die Braut von Mechthild Hartmann-Schäfers Beitrag „Der schönste Tag“. Das weiße Kleid hat sie aus zerschnittenen Plastiktüten gestrickt, die Schleppe besteht aus unzähligen Textiletiketten. Der Fotokurs von Peter Thönes hat persönliche Glücksmomente festgehalten und im Steinbruch auf einem riesigen Banner kombiniert. Engelbert Engel und Eva Görgen arbeiteten mit Kirsch-Holz vom Grundstück. Ela Schneider und Michael Bauer-Brandes haben eine zweite Kirsche dort bearbeitet, wo sie hingefallen ist und aus der Stammmitte eine wunderschöne Bank geschält. Chemiker Michael Sattlegger bastelte das Molekül des Glückshormons Endorphin.

Und es gibt humorvolle Beiträge wie die Tonfigur einer Frau, die in vertrauter Pose mit verschränkten Armen im Fenster liegt, von Ute Jansen-Dietz mit dem Titel: „Welch ein Glück, noch nicht weg vom Fenster zu sein.“

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