Wanderung in Leichlingen Die goldenen Grundregeln bei der Pilzsuche

Leichlingen · „Ab in die Pilze“ - unter diesem Motto hat der Experte Frank Langer eine geführte Wanderung durch den Wald an der Sengbachtalsperre angeboten. Wir haben uns Tipps geben lassen.

Experte Frank Langer führt die Teilnehmer der Wanderung im Rahmen der Bergischen Wanderwoche in die Welt der Pilze ein.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Welt der Pilze ist groß, vielfältig und zu einem Großteil völlig unerforscht. Um sich also im Universum der „Hutträger“ sicher bewegen zu können, bedarf es einer ganzen Menge Fachwissen. Experte Frank Langer nahm einige Pilzliebhaber nun mit auf eine lehrreiche Wanderung an der Sengbachtalsperre, bei der er nicht nur zu jedem Exemplar am Stamm oder auf dem Waldboden ein Anekdötchen und Kenntnisse parat hatte, sondern die Natur den Menschen überdies wieder ein Stückchen näher brachte.

Man liebt sie oder man hasst sie – in Soßen, angebraten oder gekocht scheiden Pilze die Geister. Unbestritten aber ist ihr Einfluss in den Kreisläufen der Natur: als Zersetzer, Parasit oder in Symbiose im Einklang mit einem Lebewesen oder einer Pflanze. Insgesamt kennt die Wissenschaft laut Langer rund 350.000 Pilzarten. Allein diese Zahl wirkt gewaltig, ist aber verschwindend gering im Vergleich zur wahrscheinlichen Anzahl. „Man vermutet, dass es noch bis zu drei Millionen Arten zu entdecken gibt“, erzählte der Fachmann. Zumeist befinden sich diese Lebensformen wohl in den weitestgehend unbekannten Tiefen der Meere, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent gibt es noch weiße Flecken.

Bei derart viel Auswahl sollte klar sein, dass nicht jeder Pilz für den Menschen bekömmlich ist und eine Verwechslung fatal enden kann. Jedes Jahr gehen Personen offenbar in den Wald, um Pilze für eine Mahlzeit zu sammeln. „Diese Entscheidung kann tödlich ausgehen, wenn man ohne Vorwissen herangeht“, betonte Langer eindringlich. Daher gibt es sechs „goldene Grundregeln“, die es zu beachten gelte:

Zweifel darf es nicht geben. Bei dem geringsten Anflug von Unsicherheit lassen Sammler den Pilz im Wald. Falscher Ehrgeiz, ob der Freude, fündig geworden zu sein, darf keine Rolle spielen.

Blätterpilze mit ihren Lamellen sind für Anfänger tabu. Es bedarf einer guten Ausbildung, um die Arten unterscheiden zu können. „Die Welt der Blätterpilze ist sehr groß, und da spielt die Giftmusik in ganz verschiedenen Facetten“, warnte Langer vor falschem Mut.

Röhrenpilze bieten hingegen einen guten Einstieg. Sie weisen sich durch eine Röhren- unter dem Hut sowie ihre Schwammstruktur aus und verursachen im schlimmsten Fall nur Magenprobleme, sind aber nicht tödlich. Zur Prüfung der Frische hilft ein Druck mit dem Daumen – geht die Delle zurück, besteht keine Sorge beim Alter.

Pilzmesser sind zwar ein oft genutztes Werkzeug, es gebietet sich jedoch, den Fruchtkörper des Pilzes mit Gefühl herauszudrehen. Gerade Pfifferlinge und Steinpilze ragen weit in die Erde hinein, ein Abschneiden würde viel kostbares Gut dort belassen.

Plastiktüten auch als kurzfristiger Stauraum sorgen dafür, dass sich die Pilzkörper gegenseitig zerdrücken und der Alterungsprozess aufgrund des Klimas innerhalb der Tüte schnell einsetzt. Die beste Wahl: luftige Körbe.

Volksweisheiten helfen in der Pilzwelt nicht, es bedarf Wissen. Einen Silberlöffel zur Giftpilzerkennung beim Braten in die Pilze halten oder mit Zwiebeln aufkochen? Alles Quatsch! Experte Langer geht es vor allem darum, den Menschen die Natur über das faszinierende Universum der Pilze ein Stück näher zu bringen. „Wir kommen aus der Natur“, sagt er, „und doch ist die Gesellschaft von ihr abgerückt. Sonst würden wir sie nicht so behandeln.“ Wanderer Daniel Kerekeŝ, der sich als Klischeestädter bezeichnet, teilte diese Auffassung und erzählte: „Wir Städter sind zu weit von der Natur entfernt. Das ist der Versuch der Rückeroberung des Wissens über sie.“ Dank der Lehren von Langer wollen er und Lebensgefährtin Farina zukünftig häufiger Pilze sammeln.