Kirchenarbeit während Corona Seelsorge: Kontaktlos Kontakt halten

Leichlingen · Die Corona-Pandemie verändert die Kirche und auch die Arbeit der Pfarrer in Leichlingen. Gottesdienste finden online statt, Beerdigungen nur im kleinen Kreis. Die ökumenische Verbundenheit ist indes groß.

 Michael Eichinger ist Pfarrer in Leichlingen.

Michael Eichinger ist Pfarrer in Leichlingen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Coronakrise wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Die Seelsorge bildet keine Ausnahme. „Uns hat in den letzten beiden Wochen besonders intensiv beschäftigt, wie wir kontaktlos Kontakt zu den Menschen halten können“, sagt Michael Eichinger, leitender Pfarrer von St. Johannes Baptist und St. Heinrich.

Größtmögliche Schutzmaßnahmen sind selbstverständlich, das Seelsorge-Team wolle nicht das Virus weitertragen – schon gar nicht zu denen, die besonders anfällig sind. Aber gerade die Alten und Kranken brauchen den seelsorgerischen Zuspruch. Er mache derzeit möglichst keine Hausbesuche, wenn die Not nicht zu groß ist“, sagt Eichinger.

Stattdessen werden keimfreie Wege beschritten. „Wir haben die älteren Menschen in der Gemeinde angeschrieben und im Brief unsere Verbundenheit zum Ausdruck gebracht“, erzählt Eichinger. Und das ausdrückliche Angebot zum Gespräch am Telefon oder den Austausch per E-Mail. Außerdem wurde auf Hilfsangebote wie Einkaufsdienste hingewiesen. Das meiste wurde inzwischen auf Internet umgestellt. „Das ist jetzt unser Hauptmedium,“ sagt der Pfarrer.

Für jene, die nicht vernetzt sind, werde der Schaukasten möglichst aktuell gehalten. Im Internet, auf Youtube, fand am Sonntag zum zweiten Mal die Messe statt. Mit Ton sowie Bild aus St. Johannes Baptist und mit Pfarrer Eichinger am Altar. Das schafft Nähe, die viele vermissen.

Auch die Evangelische Kirchengemeinde hat die Vermittlung der guten Botschaft auf Video umgestellt. Für jeden Sonntag wird nun auf der Internetseite eine neue Kurz-Andacht angeboten. Vergangene Woche sprach Pfarrer Ulrich Görn vom Glockenturm der Barockkirche, diesen Sonntag aus der normalerweise „lebhaftesten Filiale“ der Gemeinde, der Kita, wo sonst 160 Kinder betreut werden. Kantor Carsten Ehret sorgt mit einem Video von der Orgel für die Musik zum Sonntag, an dem das neue Presbyterium offiziell eingeführt und den ausscheidenden langjährigen Mitgliedern der Kirchenleitung gebührend gedankt werden sollte. Das werde „irgendwann“ nachgeholt, sagt Görn.

Vielmehr sei man nun damit beschäftigt, auf welche Weise eine Presbyteriumssitzung stattfinden könne. Das Problem wird sich mit technischen Mitteln lösen lassen. Ebenso der geplante Beitrag auf der Homepage mit einer Anleitung wie man zu Hause eine Andacht feiern kann. Der Besuchsdienst, der Senioren zu Geburtstagen gratuliert, hat auf Telefon umgeschaltet, Taufen und Trauungen finden vorläufig nicht statt. Am 15. März habe man noch auf Haustaufe umstellen können, erzählt Görn. Inzwischen sei man unsicher, ob das Gemeindefest Ende Juni stattfinden könne, bei dem es traditionell Wuppertaufen gebe.

Am schwersten fallen die aktuellen Einschränkungen bei Beerdigungen, die nur noch am Grab mit limitierter Teilnehmerzahl stattfinden. Das sei bei den – inzwischen auch telefonischen – Trauergesprächen, aber kein großes Thema, so die Erfahrung von Michael Eichinger. „Das haben die Bestatter längst mit den Hinterbliebenen geklärt.“ Weil nicht mehr alle Angehörige und Freunde von den Verstorbenen Abschied nehmen können, überlegt man in der Gemeinde, das nachzuholen. „Vielleicht können wir nach Corona einen besonderen Gottesdienst anbieten, in dem – ähnlich wie am Ewigkeitssonntag – die Namen der in dieser Zeit Verstorbenen verlesen werden.

Ökumenische Verbundenheit zeigen die Leichlinger Kirchengemeinden etwa durch das allabendliche Geläut um 19.30 Uhr, dem sich die evangelische Kirche angeschlossen hat. „Umgekehrt haben wir das Einläuten des Sonntags übernommen“, erzählt Pfarrer Eichinger. Das ist längst eine evangelische Tradition in Leichlingen – immer samstags um 16 Uhr.

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