Für besseres Klima in Leichlingen Die Sandberge sollen wieder ein Moor werden

Leichlingen/Rhein-Berg · Auf über 80 Kilometern erstreckt sich die Bergische Heideterrasse. Naturschützer wollen die tier- und pflanzenreichen Naturräume wieder vernässen.

 Ein Moorwald soll an verschiedenen Stellen der Bergischen Heideterrasse wieder entstehen.

Ein Moorwald soll an verschiedenen Stellen der Bergischen Heideterrasse wieder entstehen.

Foto: RP/BUND

Der BUND Köln möchte trocken gelegten Moorlandschaften der Bergischen Heideterrasse wieder vernässen. Auf Leichlinger Boden gehören die Leichlinger Heide und die Leichlinger Sandberge dazu. Erstere erstreckt sich westlich von Leichlingen bis nach Leverkusen-Opladen und besteht aus fünf Naturschutzgebieten. Die Sandberge sind ein Teilgebiet der Heideterrasse zwischen Langenfeld-Immigrath und Leichlingen, welches heute überwiegend bewaldet ist.

Diese besonderen Naturräume bieten nicht nur mehreren Hundert vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten ein einzigartiges zu Hause. Ihre Renaturierung wäre ein essenzieller Beitrag zum Klimaschutz im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Auf über 80 Kilometern – von Mülheim an der Ruhr im Norden bis Siegburg im Süden und am Rande des Bergischen Landes entlang – erstreckt sich die Bergische Heideterrasse. Ein rechtsrheinisches Landschaftsband, das unter anderem aus 25 Naturschutzgebieten besteht, bestückt mit Heidemooren, Sandheiden, Trockenrasenflächen sowie Binnendünen.

Die Heideterrasse ist Heimat von weit über 700 Tier- und Pflanzenarten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Spezies stehen. Sie könnte ein wichtiger Baustein im Kampf gegen einen rasanten Klimawandel sein – auch in Leichlingen. Denn Moore sind natürliche Kohlenstoffspeicher, erklärt Martin Grund.

Der promovierte Biologe arbeitet im Auftrag des BUND Köln seit Anfang 2019 an einer Studie zur Renaturierung der Heideterrasse und hat einen Katalog mit Flächen erstellt, die wieder vernässt werden könnten, um dem Klimaschutz zu dienen. Der schlammige Untergrund bindet nämlich Schadstoffe aus der Luft.

„Ist das Moor allerdings zu trocken, tritt das Gegenteil auf. Der trockene Torf sondert Kohlendioxid in die Atmosphäre ab.“ Würden die Moorlandschaften der Bergischen Heideterrassen, die in den vergangenen Jahrzehnten künstlich ausgetrocknet wurden, um sie einer wirtschaftlichen Nutzbarkeit – hauptsächlich der Holzwirtschaft und dem Straßenbau – zuzuführen, wieder vernässt, könnten sie ihre natürliche Aufgabe, Schadstoffe aus der Luft zu filtern, wiederaufnehmen.

Darüber hinaus funktioniert die Moorlandschaft auch als Wasserspeicher für die Wälder und kühlt die Umgebung. Das ist vor dem Hintergrund der vergangenen heißen Sommer und der anhaltenden Dürreperiode ein wichtiges Argument für die Vernässung der Heideterrasse. „Es hätte einen positiven Effekt auf die gesamte Ökosystemleistung.“

Die Maßnahme selbst sei nicht sehr aufwendig, erklärt Grund. „Meistens wurden zur Trockenlegung Entwässerungsgräben gegraben, einen halben Meter breit, etwa 30 Zentimeter tief. Diese müsste man verschließen, damit sich dort wieder Wasser sammeln kann.“ Es würde vielleicht ein Jahr dauern, bis es wieder feuchter wird. Danach würden sich wohl auch die ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten wieder dort entwickeln.

Dort, wo in den vergangenen Jahrzehnten allerdings ein Wald entstanden ist, wie etwa in den Leichlinger Sandbergen, würden die Bäume nicht gerodet werden, um die ursprüngliche Moorlandschaft wiederherzustellen. „Das wäre der falsche Ansatz. Unser Ziel ist es, die ursprünglichen Räume wieder zu vernetzen, zwei bis drei Biotope im Verbund zum Naturschutzgebiet zu entwickeln.“

Martin Grund geht nach seiner Studie davon aus, dass bis zu tausend Hektar Land der Heideterrasse in den kommenden Jahren renaturiert werden könnten, sofern Kommunen und Kreise sich dafür aussprechen. Dafür steht der BUND mit allen betroffenen Naturschutzbehörden im Austausch. „Bislang haben wir eine ausschließlich positive Rückmeldung der Behörden erhalten.“

Im Rheinisch-Bergischen Kreis stellte jetzt die Vorstudie vor. Die Kosten der Maßnahmen müssen die Kommunen und Kreise nicht tragen. Sie würden über Fördergelder gedeckt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort