Straßenbeleuchtung in Leichlingen „Straßen sind zu marode, um das Licht abzuschalten!“
Leichlingen · Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, etwa ein Drittel der Straßenlaternen abgeschaltet zu lassen. Dagegen wendet sich eine Petition. Eine RP-Umfrage ergibt: Viele Bürger sprechen sich für mehr Licht aus.
Der Sommer ist vorbei, kalendarisch sowieso, aber auch die langen, hellen Abende. Spätestens gegen acht ist es mittlerweile dunkel. Deshalb stand in der vergangenen Woche im Rat die Kostenpflichtiger Inhalt Entscheidung auf der Tagesordnung, ob die Straßenlaternen, die im letzten Herbst aufgrund der Energiekrise partiell abgeschaltet worden waren, nun wieder ans Netz gehen sollen. Bürgermeister Frank Steffes hatte sich fürs komplette Einschalten ausgesprochen, der Rat aber entschied: Rund ein Drittel bleibt aus, um weiterhin Energie zu sparen. Gleichzeitig soll sofort mit der Umstellung auf LED begonnen werden.
Dieses Votum trifft in der Bevölkerung nur teilweise auf Verständnis. Der Leichlinger Bernd Skorpil beispielsweise hat aktuell eine Online-Petition auf www.openpetition.de gestartet, mit dem Ziel, „den Zustand der Straßenbeleuchtung in Leichlingen sofort wiederherzustellen“, wie er vor der Abschaltung im vergangenen Jahr gewesen sei. Zur Begründung schreibt Skorpil: „Es ist dringend notwendig, die Straßenbeleuchtung wieder in Betrieb zu nehmen, und zwar aus Gründen der Sicherheit für ältere und behinderte Menschen, aber auch, um Einbrüche weniger wahrscheinlich zu machen. Insgesamt geht es darum, das Sicherheitsgefühl der Bürger der Stadt wiederherzustellen.“ Die Beleuchtung sei auch für Schulkinder wichtig, „die bald, wenn es morgens noch dunkel ist, unsicher sind, da es einfach zu dunkel ist.“
Am Montag gestartet, hatte die Petition am Mittwochmittag 82 Unterstützer. Wenn 540 Stimmen zusammenkommen, bittet Open Petition den Stadtrat um eine Stellungnahme.
Unabhängig vom Ausgang der Petition hat sich die RP-Redaktion am Mittwoch auf dem Markt im Brückerfeld umgehört, um die Stimmung zu diesem Thema einzufangen. Dabei wurde schnell klar: Dunkelheit in Verbindung mit maroder Infrastruktur bereitet den Bürgerinnen und Bürgern große Sorgen.
Sabine Lindau beispielsweise wohnt am Johannisberg, umgeben von hohen Bäumen und entsprechend dunkel. Die nächstgelegene Laterne ist abgeschaltet. „Wir elektrifizieren unseren Weg mittlerweile selber – mit entsprechend hohen Kosten. Unsere Gäste geleiten wir mit Taschenlampen, weil es sonst einfach zu dunkel ist.“ Sie plädiert für Bedarfslampen, also solche, die angehen, wenn Fußgänger oder Autofahrer passieren. „Ich bin dafür, die Lampen verstärkt einzuschalten, aber gleichzeitig in neue Technik zu investieren“, betont die Leichlingerin.
Auch Stefan Kipp, der am Büscherhof wohnt, ärgert sich über abgeschaltete Laternen: „Es ist abends und nachts bei uns einfach zu dunkel, im Winter schon ab 16.30 Uhr“, kritisiert er die Ratsentscheidung. Schnell lande man im Finsteren in Hundehaufen, das sei am falschen Ende gespart.
Ein gewichtiges Argument gegen die Abschaltung der Straßenbeleuchtung bringt Jenny Gottschall in die Diskussion ein: „Die Straßen in Leichlingen sind einfach zu marode, die Lampen müssen eingeschaltet bleiben“, sagt die Seniorin. Sie wohnt am Eulenweg, die einzige Laterne, die Licht für eine ganze Reihenhauszeile liefern soll, ist aus. Die Anliegerstraße werde von der Stadt nicht gepflegt, sie müsse sich um alles selber kümmern. „Ich gehe nur noch mit der Taschenlampe vor die Tür, weil es sonst zu gefährlich ist“, plädiert sie für mehr statt weniger Licht.
Das bestätigt auch Werner Spitzer, der An den Zweieichen wohnt. „Die Straßen sind tatsächlich nicht immer eben, da kann man sich im schlimmsten Fall im Dunkeln die Knochen brechen“, sagt er. Allerdings lässt er auch das Energiespar-Argument gelten und sagt deshalb. „Nur einige Laternen einzuschalten, ist für mich in Ordnung.“
Elisabeth Sommer, selbst Senioren, ergreift wiederum das Wort für etliche Menschen in ihrem Alter: „Aber hallo, auf jeden Fall alles einschalten“, fordert die Anwohnerin des Turnplatzes. Die abgeschalteten Laternen seien fürchterlich, gerade für ältere Menschen, weil dann kaum zu sehen sei, wohin man trete. „Ich komme auch nicht immer um sechs nach Hause, und in der Dunkelheit finde ich es echt gefährlich.“
Fraglich ist in der ganzen Diskussion offenbar auch, welche rechtliche Grundlage es dafür gibt, Laternen an- oder auszuschalten. „Hat sich die Norm geändert, die früher geregelt hat, wo welche Laterne für Licht sorgen muss? Oder warum gilt die Norm für die Beleuchtung nicht mehr?“, hinterfragt Andreas Heusner.
Schließlich seien die Straßenlaternen alle einmal auf dieser Grundlage geplant worden. Vor allem aber spricht er sich dagegen aus, dass nun in regelmäßigen Abständen alles geändert wird. „Wie häufig will man jetzt noch an- oder ausschalten? Ich bin dafür, jetzt einmal alles einzurichten, sodass es so bleiben kann oder die Lampen mit einer intelligenten Steuerung zu versehen.“
Grundsätzlich aber habe er die Straßenbeleuchtung in Leichlingen in der Vergangenheit „etwas überdimensioniert“ empfunden.