Nach über 50 Jahren Das leise Ende der Realschule

Leichlingen · Noch werden Akten vernichtet und Klassenkassen aufgelöst. Dann schließt die Realschule an der Wupper für immer. Gerade die letzten Wochen mit den Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie forderten Lehrern und Schülern noch einmal einiges ab.

 Die Realschule beging ihre letzte Abschlussfeier für Zehntklässler.

Die Realschule beging ihre letzte Abschlussfeier für Zehntklässler.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Sie hat ihr Versprechen gehalten: Vor fünf Jahren übernahm Britta Beek als Schulleiterin die Verantwortung, wohlwissend, dass da das Ende der Realschule an der Wupper schon besiegelt war. Gestern übergab sie gemeinsam mit Konrektorin Nicole Wille und den Klassenlehrern die Zeugnisse an die Zehntklässler, die in diesem Jahr als letzte ihre Mittlere Reife erlangt haben. Schon in der nächsten Woche beginnt der Umzug der Sekundarschule aus den Räumen der früheren Hauptschule in das Realschulgebäude.

Rückblickend sagt Britta Beek: „Die Zeit war lehrreich, aber schön“. Zu den positiven Aspekten zählt sie unter anderem das immer enger werdende Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, je weniger Klassen es wurden. „Wir kannten jeden mit Namen und konnten sehr intensiv beraten.“ Auch die Ausstattung mit zuletzt 15 Lehrern bei 127 Schülern bewertete sie sehr positiv: „Wir hatten null Stunden Unterrichtsausfall.“

Gerade die letzten Wochen mit den Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie forderten Lehrern und Schülern aber noch einmal einiges ab. „Ich hatte den Eindruck, dass mit dem Mundschutz eine Art Schweigegelübde galt“, erzählt Beek. Im Unterricht sei es extrem ruhig gewesen, kaum Diskussionen, wenig Störungen, „fast schon langweilig“. Das Homeschooling hingegen habe vergleichsweise gut funktioniert.

Die jüngsten Ergebnisse der Abschlussprüfungen haben sich daher auch nicht von früheren Jahrgängen unterschieden – obwohl die Lernbedingungen daheim andere waren als in der Schule. Zum Abschluss aber ist die Schulleiterin froh, dass es überhaupt eine feierliche Zeugnisübergabe gab, mit der die letzten Zehntklässler offiziell ihre Schullaufbahn beschließen konnten. Am Dienstag trafen sie sich den ganzen Tag über klassenweise, um ihre Urkunden mit den Eltern im Foyer der Realschule von den Klassenlehrern entgegenzunehmen.

„Es war ein schwierigerer Weg als erhofft“, sagte Helene, Sprecherin der Klasse 10b, mit Blick auf das „Corona-Halbjahr“. Aber deshalb seien die Schülerinnen und Schüler auch besonders stolz auf das, was sie geschafft hätten. „Wir werden in die Geschichte eingehen“, sagt die Schülerin – wohl nicht nur als letzter Jahrgang in einer über 50-jährigen Schulhistorie, sondern auch als Absolventen unter erschwerten Bedingungen. „Ich glaube, wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass unsere Nachfolger bessere Chancen auf Digitalisierung an der Schule haben“, sagt Klassensprecher Francis.

Durch das coronabedingte „Homeschooling“ wächst aktuell überall die Einsicht, dass der Ausbau der Digitalisierung und der technischen Ausstattung der Schulen eines der wichtigsten Projekte der nächsten Zeit sein werden. Angesprochen auf die Veränderungen in der Leichlinger Schullandschaft der letzten Jahre, erkennt die scheidende Schulleiterin sowohl Vor- als auch Nachteile, dass es künftig keine Realschule mehr geben wird: „Positiv ist sicherlich, dass mit Sekundarschule und Gymnasium jedes Kind in Leichlingen einen Abschluss machen kann. Ich bin aber ein großer Anhänger der Realschule, weil ich die intensive Betreuung im Klassenverband sehr wichtig finde.“

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