Leichlingen Leichlingen kritisiert die Bahn

Leichlingen · Das Vorhaben der Deutschen Bahn, am Bahnhof unter anderem die Überdachung abzuschaffen und durch Wartehäuschen zu ersetzen, erzürnt die Leichlinger. Bürgermeister Ernst Müller griff die Pläne gestern Abend an.

Die Stadt Leichlingen wird die von der Deutschen Bahn geplanten Veränderungen am Leichlinger Bahnhof nicht widerspruchslos hinnehmen. Wie Bürgermeister Ernst Müller (SPD) gestern im Haupt- und Finanzausschuss erklärte, hätten sich zahlreiche Bürger bereits empört über die vergangene Woche bekanntgewordenen Pläne geäußert.

Im Verkehrsausschuss hatten Vertreter der Deutsche Bahn (DB) Projektbau GmbH über die ab Sommer 2011 geplanten Veränderungen informiert. Dabei war unter anderem bekannt geworden, dass das durchgehende Dach des Mittelbahnsteigs abgerissen werden soll. Stattdessen wurde der Bau von drei Wetterschutzhäuschen mit einer Länge von jeweils etwa sechs Metern in Aussicht gestellt. Komplette neue Bahnsteigüberdachungen gibt es bei der Deutschen Bahn nur noch auf Bahnhöfen mit mindestens 3000 Reisenden pro Tag; in Leichlingen liege die Zahl zurzeit aber nur bei etwa 1000 täglich.

Kunden stehen im Regen

"Die Bahn lässt ihre Kunden im Regen stehen", kritisierte Müller. Der Verzicht auf eine durchgehende Überdachung des Bahnsteigs sei eine klare Verschlechterung. Und er nannte weitere Kritikpunkte:

r Beim Bau eines neuen Zugangstunnels zu den Bahngleisen sei kein Weiterbau mit einem eigenen Zugang zum Bahnhof von der Seite westlich der Bahngleise vorgesehen, wie er wiederholt von der Stadt gewünscht und für unabdingbar erachtet worden sei.

r Toiletten als unverzichtbarer Kundenservice an einem Bahnhof seien weiterhin nicht vorgesehen.

r Der Abzug des Fahrdienstleiters vom Bahnhof Leichlingen und dessen Ersatz durch eine Fernbedienung aus Solingen lasse "ausgedehntere Schließungszeiten der Schranken schon aus Sicherheitsgründen" befürchten.

"Mit den von der Bahn als Modernisierung angekündigten Umbaumaßnahmen droht der Bahnhof immer weiter zu einem Haltepunkt herabgewirtschaftet zu werden", bemängelte der Bürgermeister.

In der 3000-Fahrgast-Grenze sieht der Verwaltungschef ein "rein formal-statistisches Hilfsargument". Die Bemühungen zu einer Attraktivierung des öffentlichen Personennahverkehrs — eigentlich ein ureigenes Geschäftsinteresse der Bahn — würden dadurch konterkariert. Der Begriff des "Fahrgastes" könne so nur noch als Hohn begriffen werden.

Weniger Kundenfreundlichkeit

Ausdrücklich unterstützte Müller dagegen den Vorschlag von Grünen-Fraktionschef Wolfgang Müller-Breuer, eine fraktionsübergreifende Projektgruppe einzuberufen, um konkrete Wünsche und Vorstellungen an die Adresse der Bahn zu erarbeiten und damit in die Gespräche mit den Bahn-Verantwortlichen zu gehen.

"Die Post hat uns landauf landab bereits vorgeführt, wie viel Kundenfreundlichkeit am Ende übrig bleibt, wenn nur Bilanzen und Kurse die Unternehmensstrategie bestimmen", erinnerte der Bürgermeister. "Die Bahn ist auf einem vergleichbaren Weg."

(RP)
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