„Kultur auf dem Hof“ Konzert bietet seltenen Einblick in Müllerhof

Leichlingen · Futtertröge aus hochpoliertem Edelstahl, Fußbodenheizung, Lichttherapie – auf dem Hof ist ein Gestüt angesiedelt, das Pferden optimale Bedingungen bieten will. Das Gebäude wird zu einem Hotel umwandelt, erfuhren die Konzertbesucher bei einer Führung.

 Das Streichquartett „La Finesse“ bot auf dem Müllerhof eine „Magische Reise“ durch die Welt der Musik. Der Hof soll in drei Jahren ein Geschäftshotel werden.

Das Streichquartett „La Finesse“ bot auf dem Müllerhof eine „Magische Reise“ durch die Welt der Musik. Der Hof soll in drei Jahren ein Geschäftshotel werden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Energisch schallten „Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms durch den romantischen Innenhof. Locker und leicht liebkosten die Töne von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ scheinbar die Ohren des Publikums. Fast zwei Stunden erlesenen Musikgenuss erlebten Zuhörer am Samstag, als sie vom Streichquartett „La Finesse“ zu einer „Magischen Reise“ durch die Welt der Musik eingeladen waren. Mit ihrem Spagat zwischen diversen Genres von Klassik bis Rock begeisterten die vier Damen rundum und überzeugten mit ihrer anmutigen Bühnenshow.

Begeistert waren die Menschen aber nicht alleine vom Gehörten, sondern auch vom Gesehenen. Denn vor dem Konzert im Rahmen der dreiteiligen Sommer-Reihe „Kultur auf dem Hof“ erhielten sie einen kleinen Einblick in den „Müllerhof“, dessen Geschichte bis ins zwölfte Jahrhundert zurückreicht. Kaum ein Leichlinger hatte das umzäunte Gelände je von innen gesehen. Doch für die Kultur öffnete Rainer Kohl die Tore des einstigen Rittersitzes und führte über das Grundstück.

Der Projektentwickler ist zugleich Schwiegersohn des letzten Besitzers. Er ist mit einer der vier Töchter verheiratet, die den Müllerhof nach dem Tod ihres Vaters im April 2018 geerbt hatten. Otto Kunze, ein aus Oberschlesien stammender Schreinermeister, hatte den stark verfallenen Bauernhof vor mehr als 30 Jahren erworben, um ihn nach historischem Vorbild und mit viel handwerklichem Geschick neu zu errichten. Das, was echte Gutsherren meistens über mehrere Jahrhunderte errichten, ist Kunze innerhalb weniger Jahrzehnte gelungen, wie der Stilmix aus verschiedenen Epochen beweist.

Nun ist geplant, die Hofanlage in ein Business-Hotel der mittleren Preisklasse umzuwandeln. Das Einverständnis der Stadt liegt seit 2019 vor. Der Umbau soll im nächsten Jahr starten. Nach rund zweijähriger Bauphase sollen Hotel-Profis – vermutlich ein weltweit agierendes Unternehmen – den Betrieb übernehmen. „Das wird ein schönes Hotel in schöner Umgebung“, ist Kohl überzeugt. Außerdem geplant sind eine Orangerie, ein Restaurant und Veranstaltungsräume für bis zu 100 Personen.

In der Zwischenzeit entwickelt Geschäftsführer Kohl sein Gestüt „Gut Müllerhof zur Motte“. Nachdem der ehemalige Rüben- und Schweinestall zuletzt schon zu einem hochmodernen Stall für sechs Pferde – überwiegend Hannoveraner – runderneuert wurde, sollen demnächst zwei weitere Abschnitte folgen. Bei dieser, in Europa vermutlich einmaligen, Stallanlage handelt es sich um ein Pilotprojekt, das Pferden optimale Rahmenbedingungen schaffen und Stress vermeiden soll. Zum Beispiel durch optimale Luftfeuchtigkeit, Bodenheizung, Lichttherapie oder mit Tränken und Futtertrögen aus hochpoliertem Edelstahl.

Dazu kommen die vielleicht teuersten Einzäunungen der Welt, da für die Gatter in der eigenen Manufaktur bis zu 300 Jahre alte Baumstämme verarbeitet wurden. „Pferde sollen in einem angenehmen Umfeld leben, das ihnen gerecht wird“, kommentierte Kohl.

Die Gäste waren beeindruckt. „Es ist enorm, was hier geleistet wurde“, lobte das Leichlinger Ehepaar Edda und Wolfgang Adolphs. „Seit 20 Jahren habe ich mich beim Vorbeigehen immer schon gefragt, was hier entsteht. Jetzt kann ich es mir endlich vorstellen“, freute sich Marlene Stiefvater.

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