Erntestartfest in der Bergischen Bauernscheune Leckeres Obst mögen schon die Kleinsten

Leichlingen · One apple a day keeps the doctor away. Oder mit anderen Worten: Obst hält gesund. Doch wie viel Obst und Gemüse essen Kinder heutzutage eigentlich?

Sie war beim Erntestartfest in der Bergischen Bauernscheue dabei: Johanna Holke isst gerne Obst.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In der Auslage der Bergischen Bauernscheune in Junkersholz leuchten die Äpfel in sattem rot und knalligem Grün mit den benachbarten Birnen um die Wette. Die gesunden und mitunter süßen Knabbereien von Mutter Natur laden zu einem herzhaften Biss durch die Schale ein. Doch wie viel Obst und Gemüse essen die lieben Kleinen denn heutzutage überhaupt noch, und hat der Schokoriegel als Zuckerbombe die natürliche Süße einer Frucht nicht schon längst abgelöst? Auf dem Erntestartfest – ja, richtig gelesen – der Bauernscheune von Inhaber Tim Nies ist unser Autor am Samstag auf Spurensuche gegangen und hat dabei viele Kinder getroffen.

Johanna etwa war mit zum Einkaufen im Hofladen gekommen, hatte zwischen Obst, Gemüse und Käse dann aber das kleine Karussell entdeckt, das von der Fünfjährigen sogleich in Beschlag genommen wurde. Mama Nadine Holke schaute ihr dabei zu. Das aufgeweckte Mädchen hatte viel Energie. Und das lag womöglich auch an ihrer fast vorbildhaften Ernährung. Jeden Tag isst sie Gemüse, Obst oder knabbert Rohkost wie etwa Kohlrabi oder Gurke. Noch auf dem Weg vom Pferdestall zum kleinen Lädchen hatte sie im Auto Kohlrabistangen verputzt. „Gerade Rohkost ist für Magen und Darm bei Kindern total wichtig“, erläuterte ihre Mutter.

Die hat einen triftigen Grund, Wert darauf zu legen, welche Nahrung ihre Tochter zu sich nimmt. „Meine Eltern haben bei mir nicht so darauf geachtet“, erzählte sie, „ich habe die anderen Kinder immer beneidet, die in der Schule Obst und Gemüse dabei hatten.“ Aus dieser Erfahrung heraus möchte sie es anders und besser machen, schwor sie sich. Deshalb bekommt Johanna als frisch gebackenes Schulkind in ihrer Brotdose auch an jedem Schultag ein wenig Obst und Rohkost mit. „Davon können wir auch mehr essen. Mir ist lieber, sie isst zwei Äpfel als einen Schokoriegel“, erklärte Holke. Freilich darf aber auch die Fünfjährige hin und wieder eine ungesunde Naschkatze sein und in die Dose mit den Süßigkeiten greifen.

Ganz ähnlich hält es Mama Alina Hahn, die mit ihrem Sohn Jannis auf das Hoffest gekommen war. Sie sagte: „Wenn man am Tag etwas Süßes isst, dann muss man auch etwas Gesundes essen.“ Auch Jannis bekommt täglich Obst mit in die Kita. Das ist dann vorzugsweise lokal und nur saisonal gekauft. Auf das Angebot im Supermarkt verzichtet die Familie. Auf dem Land, ist sich Hahn sicher, essen die meisten Kinder ausreichend gesunde Snacks. „Wenn man auf dem Spielplatz ist und die Dosen werden ausgepackt, dann sieht man überall Obst dabei“, berichtet sie über ihre Beobachtung. Holke glaubt, gesunde Ernährung hänge auch mit der Bildungsnähe der jeweiligen Familie und deren finanzieller Situation zusammen.

Hofinhaber Nies versucht auf seine Art, einen Teil zu ausgewogener Ernährung bei Kindern beizutragen. Er beliefert Schulen und Kitas in Leverkusen, Langenfeld, Köln und Ratingen mit Obst von seinen Bäumen. „So versuchen wir, gesundes und leckeres Essen den Kindern schmackhaft zu machen“, berichtete er. Einst war er bei der Bundeswehr, jetzt arbeitet der 37-Jährige als selbstständiger Immobilienverwalter und quer eingestiegener Betriebswirt im Bereich Landwirtschaft. 90 Prozent seiner Arbeit verbringe er auf den Feldern. Im vergangenen Jahr war die Ernte wuchtig, jetzt wurden seine Bäume zwar vom Frost verschont, aber Schorf und der Apfelblütenstecher setzten den Pflanzen zu. Das Erntestartfest fand erstmalig statt und soll dauerhaft Leute anlocken. „Jede Tradition startet mit einem ersten Mal“, bekräftigte er sein Vorhaben.