Flut in Leichlingen Der Sinneswald wird zweimal evakuiert

Leichlingen · Hochwasser im Keller kennen Wicze Braun und Wolfgang Brudes. Diesmal hat es das Grundstück des Künstlerpaares und den Sinneswald stärker getroffen.

 Wicze Braun und Wolfgang Brudes zeigen, wie hoch das Wasser an den Gebäuden im Sinneswald stand. Das Aufräumen nach der Flut ist dank vieler Helfer weit fortgeschritten, der Wiederaufbau startet.

Wicze Braun und Wolfgang Brudes zeigen, wie hoch das Wasser an den Gebäuden im Sinneswald stand. Das Aufräumen nach der Flut ist dank vieler Helfer weit fortgeschritten, der Wiederaufbau startet.

Foto: Uwe Miserius

Das Leben im Sinneswald findet seinen Weg. Zwar war das Gebiet von der Flut stark betroffen, doch die Tiere hat das nicht verschreckt. Bei dem Anblick eines Maulwurfs, der sich eine Schneise durch den lehmhaltigen Boden gebahnt hat, lacht das Herz von Wicze Braun. Ohnehin blicken sie und Wolfgang Brudes hoffnungsvoll in die Zukunft. Sie schätzen, dass in zwei Wochen wieder Besuche möglich sind.

Gleichwohl steckt ihnen  der Schreck in den Knochen. Obwohl es für das Paar nicht das erste Hochwasser war. Sie kennen ihren Murbach. Zwei Helfer versuchen, das Stahlgeländer einer Brücke mittels einer elektrischen Winde aus dem Bachbett zu ziehen. Dabei hilft Jerome, der Sohn von Wolfgang Brudes. Er kam aus Frankreich in die Blütenstadt. Weil er Bilder gesehen hatte, wusste er, auf was er sich einlassen würde.

Die Helfer leisteten ganze Arbeit. Rund 40 kamen über sieben Tage. „Es war enorm, wie viele helfende Hände sich eingestellt haben“, sagt Brudes. Von großer Zerstörung ist nicht mehr viel zu sehen. Weit über die Hälfte der Verschmutzung, schätzt Braun, ist beseitigt. Mehr Zeit wird wohl der Aufbau in Anspruch nehmen.

Dabei hat das Künstlerpaar Glück gehabt. Davon zeugt abgebrochenes Mauerwerk nahe des Wohnhauses. Ein Baumstamm riss das Mauerteil mit sich, schwamm knapp an einer Ecke des Gebäudes vorbei und kam auf dem Hof zum Halt. „Der muss eine unglaubliche Wucht gehabt haben“, erzählt Braun.

Der Keller, in dem das Wasser etwa zwei Meter hoch stand, ist gereinigt. Saniert werden muss er nicht. Er wird gelüftet. Drei Flügel im Versammlungsraum sind unbrauchbar. Ihre Tasten sind abgesplittert. Eines der Instrumente lag auf dem Kopf. „Da sind mir fast die Tränen gekommen“, erzählt Braun.

Eigentlich haben sie und Brudes Erfahrung mit Wasser im Keller, verhielten sich so also ruhig. Doch als ein Feuerwehrmann sie aufforderte, das Grundstück zu verlassen, stieg nicht nur das Wasser, sondern auch die Gewissheit: Das wird nicht wie sonst. „Wir haben alles fluchtartig verlassen“, berichtet Braun, „ich habe nur noch meinen Lippenstift mitgenommen.“ Eigentlich hätte sie die Stühle ihrer Eltern gern gerettet. Die und der Familientisch sind der größte Verlust. Das Paar hofft, ihn restaurieren lassen zu können. Die erste Rückkehr fiel den Beiden nicht leicht. „Ich war geschockt“, berichtet Braun. Dass sie ein zweites Mal evakuiert werden mussten, machte die Sache noch schlimmer.

Umso glücklicher sind Wicze Braun und Wolfgang Brudes, dass das Gröbste wohl überstanden ist. Sicher gibt es weiter zu tun. Die abgetragenen Hänge, das Gemüsebeet, der Teich... Braun und Brudes aber wären nicht sie selbst, wenn sie nicht positiv denken würden. Nicht umsonst heißt das Motto im Ausstellungsjahr: „Freude“.

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