Bundestagswahl in Leichlingen Warum die SPD der wahre Gewinner ist

Leichlingen · Analyse Nach der Bundestagswahl werden die Segel neu gesetzt. Die CDU holt zwar das Direktmandat, verliert aber in Leichlingen elf Prozent und damit den ersten Platz an die SPD. Die Grünen verdoppeln ihr Ergebnis – sehen jedoch ihre Erwartungen im Bund enttäuscht.

 Kastriot Krasniqi hat zwar nicht das Direktmandat im Rheinisch-Bergischen Kreis geholt, aber deutlich an Stimmen für die Partei zugelegt.

Kastriot Krasniqi hat zwar nicht das Direktmandat im Rheinisch-Bergischen Kreis geholt, aber deutlich an Stimmen für die Partei zugelegt.

Foto: Marei Vittinghoff

Nach zwölf Jahren CDU-Dominanz hat die SPD in Leichlingen am Wahlsonntag die Mehrheit bei den Zweitstimmen zurückerobert. Mit 26,9 Prozent waren die örtlichen Sozialdemokraten sogar noch besser als im Bund (25,7 Prozent), steigerten ihr Ergebnis gegenüber der Wahl 2017 um fünf Prozent. „Wir sind sehr zufrieden sowohl mit den Erst- als auch mit den Zweitstimmen“, sagte Roswitha Süßelbeck, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Leichlingen am Montag nach der Wahl. SPD-Direktkandidat Kastriot Krasniqi sei gerade in den sozialen Medien sehr gut unterwegs gewesen, der Ortsverein habe vor Ort intensiven Wahlkampf für die Partei gemacht.

Spannend bleibe es bei der anstehenden Regierungsbildung. „Ich wünsche mir natürlich eine Ampelkoalition mit SPD, FDP und Grünen“, sagte Süßelbeck. Eine Wiederholung der großen Koalition werde wohl gar nicht erst verhandelt und habe auch keine Aussicht auf Zustimmung bei der Parteibasis. Gespannt ist sie auf die Gespräche mit FDP und Grünen als „Königsmacher“: „Sie wollen beide mitregieren, werden aber sicherlich ihre gute Verhandlungsposition ausreizen“, sagte die Leichlinger SPD-Vorsitzende voraus.

Zweiter großer Gewinner der Bundestagswahl sind auch in Leichlingen die Grünen. Mehr als verdoppelt haben sie ihr Ergebnis bei den Zweitstimmen gegenüber 2017 und kamen am Sonntag auf 17,8 Prozent (+9,5 Prozent). Grünen-Direktkandidat Maik Außendorf überholte mit seinem Erststimmenanteil von 16,8 Prozent FDP-Frontmann Christian Lindner, der in seinem Wahlkreis 16,5 Prozent der Wähler von sich überzeugen konnte. Dennoch ist das Glück der Leichlinger Grünen nicht perfekt. „Ich hätte mir noch ein bisschen mehr auf Kreis- und Bundesebene gewünscht“, sagte Wolfgang Müller-Breuer, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Stadtrat. Froh sei er, dass Außendorf in den Bundestag einziehen werde. „Insgesamt aber wäre es gut gewesen, wenn sowohl die CDU als auch die SPD nicht so stark gewesen wären“, sagte Müller-Breuer gestern. Zum Schluss sei es für etliche Wähler vor allem eine Richtungsentscheidung zwischen SPD und CDU gewesen, bei der die Grünen zu kurz gekommen seien. Außerdem seien viele Menschen wohl noch nicht bereit, für den Klimaschutz auch persönliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Müller-Breuer würde in den anstehenden Verhandlungen eine Koalition mit SPD und FDP bevorzugen, weil er die grünen Klimaziele dann für besser durchsetzbar hält.

Die Christdemokraten fuhren mit 26,6 Prozent der Zweitstimmen ein historisch schlechtes Ergebnis bei einer Bundestagswahl auf lokaler Ebene ein (-8,4 Prozent). CDU-Direktkandidat Hermann-Josef Tebroke verteidigte zwar sein Direktmandat, verlor aber über elf Prozent. „Wir haben schon im Wahlkampf vor Ort gemerkt, dass die Stimmung durchwachsen war“, sagte der Leichlinger CDU-Vorsitzende Maurice Winter. Obwohl die örtlichen Christdemokraten sich stark engagiert hätten, habe der klare Kurs der Bundes-CDU gefehlt. Jetzt müsse es darum gehen, sich als Partei personell und inhaltlich zu erneuern. Zwar hofft er noch auf eine Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP, hält aber ein Bündnis der SPD mit den beiden kleineren Parteien für realistischer. „Wir gucken gespannt nach Berlin“, betonte Winter.

Die Linke kam in Leichlingen auf 2,6 Prozent Prozent bei den Zweitstimmen, ein Minus von vier Prozent gegenüber 2017. Am anderen Ende des Parteienspektrums nahm zugleich der Stimmenanteil der Alternative für Deutschland ab: Sie kam nur noch auf sechs Prozent in Leichlingen (-2 Prozent), ihr Direktkandidat lag bei 5,6 Prozent.

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