Leichlingen Kirche Marktstraße sucht jetzt "Dachpaten"

Leichlingen · Der angekündigte Sturm verschonte Leichlingen am Samstag weitgehend. Gerüst und Plane vor den denkmalgeschützen Mauern der evangelischen Kirche hielten dem Wind stand, ebenso das teilweise abgedeckte Dach. Baukirchmeister Helfferich Preuschen hatte sich persönlich davon überzeugt, dass alles dicht und sicher ist. Er befürchtete schon Schäden wie in Witzhelden, wo der Sturm vor einigen Wochen so heftig wütete, dass er beinahe das Baugerüst vom Kirchturm abgerissen hätte.

 Das Hauptdach Südseite ist fast fertig, jetzt startet die Nordseite.

Das Hauptdach Südseite ist fast fertig, jetzt startet die Nordseite.

Foto: miserius

Dort musste man zur Sicherung Stahlstangen durch die Turmwände bohren. "Das war schon dramatisch", sagt Preuschen. Mit seinem Fachwissen berät der ehemalige Leichlinger Baudezernent auch die eigenständige evangelische Gemeinde auf dem Berg.

In Leichlingen ist er als Baukirchmeister seit seiner Pensionierung 2007 ständig gefordert, er betreute mehrere Bau- und Sanierungsprojekte der Kirchengemeinde. Wie in alten Zeiten saß er am Montagmorgen in seinem Büro, das man ihm im Gemeindehaus eingerichtet hat. Die Sanierung der Barockkirche beschäftigt ihn schon seit vier Jahren. 2011 wurde mit der Restaurierung des Sockels begonnen. 2013 wurde eine Vakuumkammer um das Gestühl zwischen Nordportal und Sakristei gebaut, damit dort bei laufendem Betrieb die Feuchtigkeitsschäden hinter der Vertäfelung behoben werden konnten. Im vergangenen Sommer wurden die Fenster erneuert. Eine staubige Angelegenheit, weswegen Orgel und alle Bänke dicht eingepackt waren.

Nachdem innen alles in Ordnung ist, wird nun außen saniert. Besonders aufwendig sind die Steinmetzarbeiten. "Die Fugen müssen alle heraus", erklärt Preuschen, schadhafte Steine würden ersetzt. 500 Stück hat man für den Kostenplan veranschlagt. Zum Teil seien auch Eckquader auszubauen und zu ersetzen. Dass zur Mauersanierung auch noch ein neues Kirchendach fällig würde, hat im Presbyterium niemanden überrascht. Schon vor einigen Jahren hatte ein Fachmann festgestellt, dass der Schiefer zwar gut behauen sei, die Nagelstellen aber bereits ausbrechen. Man habe keine Aufzeichnungen darüber gefunden, aus welchem Jahr diese Deckung stamme. Vermutlich sei sie 50 bis 60 Jahr alt. Bei der Erneuerung der Schieferplatten wird es allerdings nicht bleiben. Die Überraschung kam, wie so oft bei Altbauten, als das Hauptdach an der Südseite zum Parkplatz hin abgetragen war. Die Schalbretter haben Längsrisse und müssen deswegen erneuert werden.

Als besonders kniffelig erwies sich die Dachkonstruktion über der Sakristei, die komplett marode war. Das Hauptdach der Südseite ist fast fertig, jetzt wird mit der Nordseite begonnen und anschließend ist das steilere Mansardendach an der Reihe. Im Oktober soll laut Plan alles fertig sein.

Bisher wurde die Kirchensanierung aus Rücklagen der Gemeinde beglichen. Aber für die Außenmaßnahmen muss die Gemeinde einen Kredit aufnehmen. Man rechnet mit Kosten von 675 000 Euro. Die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes gibt 46 000 Euro dazu, den Rest muss die Gemeinde aufgebringen. Die sucht nun zur Unterstützung "Dachpaten", eine Idee, die Preuschen aus dem Bayern kennt. Für 90 Euro können Privatpersonen einen Quadratmeter Dach "kaufen". Wer weniger anlegen möchte, kann auch die Hälfte oder ein Viertel haben.

(mkl)
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