Tierhilfe in Leichlingen Kastrationspflicht für Katzen in Leichlingen verschoben

Leichlingen · Der Rat der Stadt Leichlingen hat die Entscheidung über eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen vertagt - mit 14 zu 12 Stimmen.

Eine Viertelstunde nach der Abstimmung war Nicole Krybus immer noch konsterniert: Die Vorsitzende der Tierhilfe Leichlingen hatte kurz zuvor im Sitzungssaal des Rathauses miterleben müssen, wie eine Mehrheit im Stadtrat den Antrag, Besitzer von freilaufende Katzen künftig zu verpflichten, ihre Tiere kastrieren und und kennzeichnen zu lassen, vertagte. 14 Ratsmitglieder folgten dem Vorschlag der CDU, das Thema in den nächsten Sitzungsturnus zu verschieben. Zwölf stimmten dagegen.

"Wir sind schockiert und verärgert", schimpfte die Tierhilfe-Chefin nach der Entscheidung: Der CDU gehe es offenbar nicht darum, das Problem der Vermehrung herrenloser Katzen im Stadtgebiet zu bekämpfen, sondern Klientelpolitik zu betreiben, insbesondere für die landwirtschaftlichen Betriebe: "Ich halte das für skandalös." Krybus hatte zuvor im Stadtrat geschildert, wie belastend die unkontrollierte Vermehrung der Katzen für die Arbeit der Tierschützer sei und wie wichtig eine Kastrationspflicht.

Die Tierhilfe hat viele Kastrationen vorgenommen und unzählige Tiere versorgt. Trotzdem steigt die Zahl der ausgesetzten, herrenlosen und verwildert lebenden Katzen, und die Probleme nehmen stark zu. Im November 2017 musste die Tierhilfe binnen weniger Tage 13 unversorgte Katzenwelpen aufnehmen. Die Tiere waren ausgezehrt und mussten tierärztlich versorgt werden. Ein Welpe starb.

Bis zu dreimal kann eine Katze jährlich werfen, mit bis zu fünf Jungen pro Mal. "Katzenhalter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, haben diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Microchip kennzeichnen zu lassen", heißt es im Entwurf der neuen Verordnung. Ausgenommen sind Katzen, die jünger als fünf Monate sind. Als Katzenhalter gilt demnach künftig auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt. Verstöße sollen mit 100 Euro bestraft werden.

Die CDU argumentierte jedoch, das Modell Paderborn, an dem sich Leichlingen orientiere, sei zehn Jahre alt, die Stadt solle lieber die von Köln erst kürzlich erlassene Katzenschutzverordnung prüfen - und beantragte Vertagung. Die SPD argumentierte, 250 Städte arbeiteten erfolgreich nach dem Paderborner Modell. Die Tierschützer bräuchten eine schnelle Entscheidung.

Die ist nun erst einmal dahin. Die nächste Ratssitzung findet am 26. April statt. "Bis dahin", sagt Krybus, "haben wir schon zig weitere Katzen aufnehmen müssen."

(RP)
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