Leichlingen Kanal-Bypass soll Überflutungen verhindern

Leichlingen · Die Anwohner am Brückerfeld werden jetzt durch den Bau eines neuen Hochwasserschutzes vor Überschwemmungen bewahrt.

 Buchhändlerin Lisa Gilljohann musste zuletzt 2011 den überfluteten Keller ausräumen.

Buchhändlerin Lisa Gilljohann musste zuletzt 2011 den überfluteten Keller ausräumen.

Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Eine Operation der besonderen Art bekommt derzeit die sogenannte Pesch-Ecke. "Das ist ein Bypass", erläutern die Arbeiter der Kanalbaufirma Lorenz aus Solingen. Nun gilt es mit diesem Bypass aber keinen Herzinfarkt zu vermeiden, sondern Überschwemmungen, die die Anwohner und Geschäftsleute rund ums Brückerfeld in den vergangenen Jahren immer wieder erleben und erhebliche Schäden beklagen mussten.

Von der Bahnhofstraße in die Brückenstraße gibt es ein "Nadelöhr", da die bisherige Wassereinleitung einen zu geringen Umfang hat. Diese Stelle wird zusätzlich zum Bau des größeren Wasserschachtes und der Rinne mit einem größeren Rohr versehen, um dann auch dort die Hochwassergefahr zu minimieren. Und das ist der Bypass.

Da die bisherigen Sinkkästen nicht ausreichen, wird nun ein zusätzlicher Schacht mit einer Tiefe von zwei Metern unterhalb der Brückenstraße gebaut. Eine etwa 15 Meter lange Rinne entlang des Geh- und Radweges an der Brückenstraße soll das Wasser in den Schacht ableiten. Für die Bauzeit wird alternierend jeweils eine Fahrbahn gesperrt, außerdem ist Tempo 30 angesetzt worden. Staus, so wie gestern im Berufsverkehr und am Markttag, gibt es zwar. Die halten sich aber wegen der Urlaubszeit in Grenzen. Die Bauarbeiten werden indes von den leidgeplagten Anwohnern und Geschäftsleuten begrüßt: "Hoffentlich bringt es was!", wünscht sich vor allem Lisa Gilljohann, die in ihrer Buchhandlung am Brückerfeld schon zweimal erlebt hat, was die Wassermassen anrichten können: "Es war wie ein Alptraum!", erinnert sie sich an die Überflutungen in den Jahren 2005 und 2012: "Als mir das erste Mal der Keller voller Wasser gelaufen ist, hätte ich fast mein Geschäft aufgeben müssen", gibt die Buchhändlerin zu, die seit elf Jahren am Brückerfeld ansässig ist. Schon zweimal habe das Wasser im Keller ihre Lagerbestände an Papier und Büchern vernichtet: "Bisher hat die Versicherung bezahlt, aber wenn das ein drittes mal passiert. . ."

Auch ihre Nachbarn, das Reisebüro und das Sonnenstudio, seien von den Überflutungen kalt erwischt worden: "Die hatten gerade alles neu gemacht, und da kam das Wasser." Durch die ebenerdigen Kellerschächte läuft das Wasser bei Starkregen vor allem im Brückerfeld über. Zuerst sammle sich das Regenwasser in der Mitte des Platzes und steige dann an: "Es ist zwar ein Naturschauspiel, wenn das Wasser auf uns zukommt und die Welle plötzlich wie eine Fontäne in den Keller schießt. Man kommt sich vor, wie beim Untergang der Titanic", schildert die Buchhändlerin ihre Eindrücke, verdeutlicht aber auch: "Noch einmal möchte ich das nicht erleben!" Jeweils einen ganzen Container voll durchweichter Bücher und Papiere habe sie nach den Überschwemmungen wegwerfen müssen. Doch sie habe in diesen Situationen auch große Hilfsbereitschaft erlebt. Mit Gummistiefeln und Eimern seien Helfer gekommen. Nun hofft Gilljohann, dass sie beim nächsten Starkregen nicht mehr eigenhändig die zulaufenden Gullis von Laub und Ästen befreien und trotzdem erleben muss, dass die Fluten nicht aufzuhalten sind.

(RP)
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